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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Mrs St. Clair hat mir in entgegenkommendster Weise zwei Zimmer zur Verfügung gestellt, und Sie dürfen überzeugt sein, dass sie meinen Freund und Kollegen gleichfalls freundlich willkommen heißen wird. Es ist mir im Innersten zuwider, Watson, ihr ohne Nachrichten über ihren Mann entgegentreten zu müssen. So, jetzt wären wir da! Hollah, he!«
    Wir hielten vor einer großen, von Gärten umgebenen Villa. Ein Stalljunge war herbeigeeilt und hielt das Pferd. Wir stiegen aus, und ich folgte Holmes auf dem schmalen, geschlängelten Kiesweg, der zum Haus führte. Als wir näher kamen, flog die Tür auf, und eine kleine blonde Frau stand auf der Schwelle. Sie war in ein leichtes, an Hals und Ärmeln mit Spitzen verziertes Seidengewand gehüllt. Ihre Gestalt zeichnete sich in dem starken Lichtstrom, der aus der Tür quoll, deutlich ab, und wie sie so dastand, den Körper leicht vorgebeugt, die eine Hand auf der Türklinke, die andere halb erhoben vor Sehnsucht und Verlangen, das Gesicht mit den forschenden Augen und den halbgeöffneten Lippen nach vorne gewandt, sah sie ganz so aus wie ein lebendig gewordenes Fragezeichen.
    »Nun, und was gibt’s?«, rief sie. Und sobald sie bemerkte, dass wir zu zweien waren, kam es wie ein Ausruf der Hoffnung von ihren Lippen, der aber in einem Seufzer erstarb, als mein Gefährte den Kopf schüttelte und die Achseln zuckte.
    »Keine guten Nachrichten?«
    »Überhaupt keine.«
    »Also auch keine schlechten?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank. Doch treten Sie ein. Sie müssen müde sein nach diesem langen Tag.«
    »Hier stelle ich Ihnen meinen Freund, Dr. Watson, vor. Er ist mir schon bei verschiedenen Angelegenheiten von Nutzen gewesen, und ein glücklicher Zufall hat es gefügt, dass es mir möglich wurde, ihn mitzubringen und ihn mit unserer Sache vertraut zu machen.«
    »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erwiderte sie und drückte mir herzlich die Hand, »nur bitte ich um Entschuldigung, wenn heute mein Haus manches zu wünschen übrig lässt, Sie wissen ja, welcher harte Schlag uns so unvermutet getroffen hat.«
    »Ich bin ein alter Soldat, gnädige Frau, und wäre ich es auch nicht, so würde ich es doch für selbstverständlich halten, dass es hier keinerlei Entschuldigung bedarf. Wenn ich Ihnen oder meinem Freund irgendwie nützlich sein könnte, so würde ich mich glücklich schätzen.«
    »Nun, Mr Sherlock Holmes«, begann die Dame, als wir das hell erleuchtete Speisezimmer betraten, wo ein kalter Imbiss bereit stand, »möchte ich Sie geradeheraus etwas fragen, und Sie sollen mir dann ebenso darauf antworten.«
    »Ganz einverstanden, gnädige Frau!«
    »Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Empfindungen. Ich bin weder hysterisch noch leicht zu Ohnmachten geneigt. Es ist mir einzig und allein um Ihre aufrichtige Meinung zu tun.«
    »Worüber?«
    »Glauben Sie im Innersten Ihres Herzensgrundes, dass Neville noch am Leben ist?«
    Diese Frage schien Sherlock Holmes in Verlegenheit zu setzen. »Also geradeheraus!«, wiederholte sie. Er saß in einem Sessel und sie stand vor ihm und sah forschend auf ihn nieder.
    »Nun denn, ehrlich gestanden, gnädige Frau, nein.«
    »Glauben Sie, dass er tot ist?«
    »Ja, ich glaube es.«
    »Ermordet?«
    »Das will ich nicht behaupten, vielleicht.«
    »Und an welchem Tag soll er vom Tod ereilt worden sein?«
    »Am Montag.«
    »Dann, Mr Holmes, haben Sie vielleicht die Güte, mir zu erklären, wie es geschehen konnte, dass ich heute einen Brief von ihm erhielt.«
    Sherlock Holmes sprang wie elektrisiert von seinem Stuhl auf.
    »Was!«, schrie er.
    »Jawohl, heute.« Lächelnd stand sie da und hielt ein Blättchen Papier empor.
    »Darf ich es lesen?«
    »Gewiss.«
    Er riss ihr den Brief aus der Hand, glättete ihn auf dem Tisch, zog die Lampe näher und besichtigte ihn aufs Genaueste. Auch ich war aufgestanden und blickte ihm über die Schulter. Der Briefumschlag war aus grobem Papier und trug den Poststempel von Gravesend mit dem Datum des heutigen Tages, oder eigentlich des gestrigen, denn Mitternacht war längst vorüber.
    »Ungeübte Schrift«, murmelte Holmes. »Sicher ist dies nicht Ihres Gatten Hand, gnädige Frau.«
    »Nein, aber der Brief selbst ist von ihm.«
    »Man sieht auch, dass derjenige, der die Aufschrift machte, sich erst genauer nach der Adresse erkundigen musste.«
    »Woraus können Sie dies schließen?«
    »Der Name ist, wie Sie sehen, vollständig schwarz, weil die Tinte darauf von selbst abtrocknete. Das übrige

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