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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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dagegen ist grauschwarz, ein Beweis, dass Löschpapier dabei verwendet wurde. Wäre alles in einem Zug geschrieben und dann das Fließblatt gebraucht worden, so hätte nicht ein Teil so tiefschwarz werden können. Der Schreiber hat zuerst den Namen geschrieben, dann trat eine Pause ein, ehe er die Adresse vervollständigte, was doch nur seinen Grund darin haben konnte, dass sie ihm nicht geläufig war. Freilich ist dies nur eine Kleinigkeit, aber nichts ist eben so wichtig wie Kleinigkeiten. Und nun wollen wir den Brief betrachten. Ei, da war etwas eingeschlossen!«
    »Ja, ein Ring, sein Siegelring.«
    »Und sind Sie überzeugt, dass dies Ihres Gatten Handschrift ist?«
    »Ja, eine seiner Handschriften.«
    »Eine?«
    »Seine Handschrift, wenn er in Eile war. Diese ist ganz verschieden von der gewöhnlichen, aber ich kenne sie genau.«
    Auf dem Papier standen nur die Worte:
    »Liebste, ängstige dich nicht. Es wird noch alles gut werden. Ein schwerer Irrtum waltet ob, der sich aber in Kurzem aufklären muss. Fasse dich in Geduld. – Neville.«
    »Mit Bleistift auf das Vorsatzblatt eines Oktavbandes geschrieben, kein Wasserzeichen. Hm! Heute in Gravesend in den Schalter geworfen von einem Menschen mit schmutzigem Daumen! Ha! Und der Umschlag ist, wenn ich mich nicht sehr täusche, von jemand zugeklebt worden, der Tabak kaut. Und Ihnen steht es ganz außer Zweifel, dass es die Handschrift Ihres Gatten ist, gnädige Frau?«
    »Durchaus. Neville hat diese Zeilen geschrieben.«
    »Und heute wurde dieser Brief in Gravesend bestellt. Wahrhaftig, die Wolken beginnen sich zu lichten, obgleich ich nicht sagen möchte, dass die Gefahr vorüber ist.«
    »Aber am Leben muss er doch noch sein, Mr Holmes?«
    »Außer, dies wäre eine schlaue Täuschung, um uns auf falsche Fährte zu locken. Der Ring beweist so gut wie nichts, er kann ihm genommen worden sein.«
    »Nein, nein; es ist und bleibt seine Handschrift!«
    »Ganz recht. Doch kann das Blatt am Montag geschrieben und erst heute zur Post gegeben worden sein.«
    »Das ist möglich.«
    »Und wenn dem so ist, so mag wohl inzwischen manches vorgegangen sein.«
    »Ach, Mr Holmes, Sie dürfen mich nicht entmutigen. Ich weiß es gewiss, dass es gut mit ihm steht. Zwischen uns besteht eine so innige Seelengemeinschaft, dass ich es empfinden müsste, wenn er von Unheil bedroht wäre. Gerade an dem Tag, als ich ihn zum letzten Mal sah, schnitt er sich im Schlafzimmer in den Finger, und obwohl ich im Esszimmer war, eilte ich hinauf, in der unumstößlichen Gewissheit, es müsse ihm etwas widerfahren sein. Glauben Sie denn, dass, wenn ich schon bei einer solchen Kleinigkeit in Mitleidenschaft gezogen werde, ich nicht auch um seinen Tod wissen sollte?«
    »Ich habe schon zu vieles erlebt, um nicht davon überzeugt zu sein, dass das Gefühl einer Frau oft mehr Wert haben kann als die Schlussfolgerungen eines kühl zergliedernden Verstandesmenschen. Und in diesem Brief besitzen Sie unzweifelhaft ein starkes Beweisstück für Ihre Behauptung. Doch wenn Ihr Gatte am Leben ist und sogar fähig, Briefe zu schreiben, weshalb bleibt er Ihnen dann fern?«
    »Ich kann es mir nicht denken. Es ist mir unbegreiflich.«
    »Und machte er denn beim Weggehen am Montag keinerlei Andeutung?«
    »Nein.«
    »Und Sie waren überrascht, als Sie ihn in der Swandam Street sahen?«
    »Außerordentlich.«
    »Stand das Fenster offen?«
    »Ja.«
    »So hätte er Ihnen also zurufen können?«
    »Jawohl.«
    »Doch stieß er, soviel ich weiß, nur einen unartikulierten Schrei aus!«
    »Ja.«
    »Den Sie für einen Hilferuf hielten?«
    »Ja. Er erhob die Hände.«
    »Es kann aber auch ein Ruf der Überraschung gewesen sein. Vielleicht veranlasste ihn Ihr unerwarteter Anblick, die Hände emporzuheben.«
    »Das kann sein.«
    »Kam es Ihnen vielleicht nur so vor, als ob er nach rückwärts gerissen worden sei?«
    »Er verschwand ganz plötzlich.«
    »Er kann auch zurückgesprungen sein. Sie sahen doch sonst niemand im Zimmer?«
    »Nein, aber jener entsetzliche Mensch hat zugegeben, dass er dort war, und der Malaie stand an der Treppe.«
    »Ganz recht. Und Ihr Gemahl hatte, soviel Sie sehen konnten, seine gewöhnlichen Kleider an?«
    »Ja, aber ohne Kragen und Krawatte. Ich sah seinen bloßen Hals ganz deutlich.«
    »Hat er je einmal von der Swandam Street gesprochen?«
    »Niemals.«
    »Konnten Sie je Zeichen von Opiumgenuss an ihm entdecken?«
    »Niemals.«
    »Ich danke Ihnen, Mrs St. Clair. Dies sind die Hauptpunkte, über

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