Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
kann.‹
    Ich verbeugte mich. ›Darf ich fragen, wem ich dieses günstige Zeugnis zu verdanken habe?‹
    ›Vielleicht ist es richtiger, ich teile es Ihnen nicht sofort mit. Aus derselben Quelle erfuhr ich auch, dass Sie ohne Angehörige und Junggeselle sind und allein in London wohnen.‹
    ›Das stimmt. Aber ich begreife nicht, was das mit meiner Tüchtigkeit als Fachmann zu tun hat, denn ich muss doch annehmen, dass Sie mich in einer geschäftlichen Angelegenheit zu sprechen wünschen.‹
    ›Ihre Vermutung ist ganz richtig, und Sie werden gleich sehen, wie sehr meine Fragen damit zusammenhängen. Ich habe allerdings einen Auftrag für Sie, doch er erfordert absolutes, unverbrüchliches Stillschweigen, und Sie werden wohl begreifen, dass solch ein Geheimnis bei einem alleinstehenden Mann besser aufgehoben ist als bei einem, der eine große Familie hat.‹
    ›Wenn ich es Ihnen verspreche, können Sie sich völlig auf meine Verschwiegenheit verlassen.‹
    Ich erinnere mich nicht, je in meinem Leben einem so scharfen, argwöhnischen Blick begegnet zu sein, wie ihn mein Besucher jetzt auf mich warf.
    ›Ich habe also Ihr Wort?‹, fragte er.
    ›Sie haben es.‹
    ›Sie werden über die ganze Sache jetzt und für immer tiefstes Stillschweigen bewahren?‹
    ›Ich versprach das schon.‹
    ›Gut‹, sagte er, sprang dann plötzlich auf, war wie der Blitz an der Tür und riss sie auf. Der Vorraum war leer.
    ›Alles in Ordnung!‹, sagte er zurückkehrend. ›Die Angestellten interessieren sich oft mehr als nötig für die Angelegenheiten Ihrer Chefs. Nun können wir in Ruhe weiter verhandeln.‹
    Er rückte seinen Stuhl dicht an den meinen, und wieder ruhte sein Blick so forschend und lauernd auf mir wie vorhin. Ein abstoßendes Gefühl, ja fast Furcht, stieg in mir auf bei dem seltsamen Gebaren der klapperdürren Gestalt. Selbst auf die Gefahr hin, meinen Auftraggeber wieder zu verlieren, konnte ich meine Ungeduld nicht länger bezwingen.
    ›Dürfte ich Sie jetzt bitten, mein Herr, Ihre geschäftliche Angelegenheit zur Sprache zu bringen‹, sagte ich. ›Meine Zeit ist kostbar.‹ Der Himmel möge mir diese Lüge vergeben, aber die Worte traten mir unwillkürlich auf die Lippen.
    ›Würden Ihnen 50 Guineen für die Arbeit einer Nacht genügen?‹
    ›Selbstverständlich.‹
    ›Das heißt, ich sage die Arbeit einer Nacht, obgleich es wohl richtiger wäre, von einer Stunde zu sprechen. Wir möchten Sie nur bitten, Ihr Gutachten über eine hydraulische Presse abzugeben, die nicht mehr tadellos funktioniert. Wenn Sie uns zeigen wollen, wo der Fehler steckt, könnten wir die Sache leicht in Ordnung bringen. Wie denken Sie über diesen Auftrag?‹
    ›Im Vergleich zu der Vergütung erscheint er mir sehr unbedeutend.‹
    ›Das ist er auch. Nur wünschen wir, dass Sie erst abends mit dem letzten Zug kommen.‹
    ›Und wohin?‹
    ›Nach Eyford in Berkshire. Es ist ein kleiner Ort an der Grenze von Oxfordshire, ungefähr sieben Meilen von Reading. Sie treffen mit dem Zug von Paddington um 23.15 Uhr ein.‹
    ›Das würde ja sehr gut passen.‹
    ›Ich werde Sie mit dem Wagen abholen, denn unsere Besitzung liegt abseits in ländlicher Einsamkeit. Sie ist stark sieben Meilen von der Station Eyford entfernt.‹
    ›Aber dann können wir ja kaum vor Mitternacht dort eintreffen, und vermutlich ist mir damit jede Gelegenheit zur Rückfahrt abgeschnitten, sodass ich übernachten müsste?‹
    ›Darum machen Sie sich keine Sorgen. Ein Nachtlager finden Sie auch bei uns.‹
    ›Das wäre doch eigentlich sehr umständlich. Könnte ich nicht zu einer besser gelegenen Zeit kommen.‹
    ›Wir halten gerade diese Stunde für die geeignetste. Für die kleine Unbequemlichkeit, die damit verbunden ist, erhalten Sie als junger, unbekannter Mann ja ein Honorar, wie es Ihre gesuchtesten Kollegen kaum für ihre Gutachten fordern würden. Wenn Sie jedoch mein Anerbieten noch überlegen wollen, so haben Sie ja noch reichlich Zeit.‹
    Ich dachte daran, wie gut ich augenblicklich die 50 Guineen brauchen könnte, und erwiderte deshalb: ›Durchaus nicht, ich werde mich sehr gern Ihren Wünschen anpassen; nur möchte ich Sie bitten, mir ein wenig genauer auseinanderzusetzen, um was es sich handelt.‹
    ›Natürlich. Es ist mir durchaus begreiflich, dass die Verpflichtung, über alles zu schweigen, Ihre Neugierde erregt. Ehe wir Ihnen daher ein bindendes Versprechen abfordern, sollen Sie vollständig klar sehen. Hoffentlich ist hier kein

Weitere Kostenlose Bücher