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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ohne jedes Bedenken: Könnten wir die Papierkörbe der Gasthöfe in der Nähe von Charing Cross durchsuchen, bis wir die Überreste des zerschnittenen ›Times‹-Artikels fänden, könnten wir die Hand auf die Person legen, die diesen eigenartigen Brief abgeschickt hat ... Hallo, hallo, was ist das?«
    Er prüfte den Bogen mit den aufgeklebten Wörtern noch einmal sorgfältig, indem er ihn ganz nahe vor die Augen hielt.
    »Nun?«
    »Nichts!«, sagte er, das Blatt hinlegend. »Es ist ein gewöhnlicher unbeschriebener halber Bogen; nicht einmal ein Wasserzeichen ist darin. Ich denke, wir haben aus dem sonderbaren Brief so viele Anhaltspunkte gewonnen, wie überhaupt möglich ist ... Und nun, Sir Henry, noch eine Frage: Ist Ihnen sonst irgendetwas Erwähnenswertes begegnet, seitdem Sie in London sind?«
    »Nein, wirklich nicht, Mr Holmes. Ich glaube nicht.«
    »Sie haben niemand bemerkt, der Sie beobachtet hätte oder Ihnen nachgegangen wäre?«
    »Ich scheine ja richtig mitten in einen Hintertreppenroman hineingeraten zu sein«, bemerkte unser Besucher. »Warum, zum Kuckuck, sollte irgendjemand mir nachgehen oder mich beobachten?«
    »Auf diesen Punkt kommen wir noch. Sie haben also nichts anderes zu berichten, bevor wir uns mit der Sache selbst beschäftigen?«
    »Hm, es kommt darauf an, was nach Ihrer Meinung des Berichtens wert ist.«
    »Alles was von dem gewöhnlichen Gang des Alltagslebens abweicht, sollte nach meiner Ansicht erwähnt werden.«
    Sir Henry lächelte und sagte:
    »Ich kenne bis jetzt noch nicht viel von dem Leben in England, denn ich bin seit meiner frühesten Jugend in den Vereinigten Staaten und in Kanada gewesen. Aber hoffentlich wird es hier nicht als alltäglich angesehen, wenn man einen von seinen Stiefeln verliert.«
    »Sie haben einen von Ihren Stiefeln verloren?«
    »Mein lieber Herr!«, rief Dr. Mortimer. »Er ist bloß verlegt! Sie werden ihn vorfinden, wenn Sie wieder ins Hotel kommen. Was hat es für einen Zweck, Mr Holmes mit solchen Lappalien zu behelligen?«
    »Er wollte ja alles erfahren, was von dem gewöhnlichen Gang des Alltagslebens abwiche!«
    »Ganz recht!«, sagte Holmes. »Mag der Vorfall auch noch so albern erscheinen. Also Sie sagen, Sie haben einen von Ihren Stiefeln verloren?«
    »Oder ihn verlegt, meinetwegen. Ich stellte sie gestern Abend beide vor meine Tür, und heute Morgen war bloß noch einer da. Aus dem Jungen, der sie zu putzen hatte, war kein gescheites Wort herauszubringen. Am meisten ärgert mich dabei, dass ich die Stiefel erst gestern Abend am Strand gekauft und noch gar nicht mal getragen hatte.«
    »Wenn Sie dieselben noch gar nicht angehabt hatten, warum stellten Sie sie dann zum Reinigen vor die Tür?«
    »Es waren braune Schuhe, und sie waren noch nicht gefirnisst. Darum stellte ich sie hinaus.«
    »Sie gingen also gestern sofort nach Ihrem Eintreffen in London aus und kauften ein Paar Schuhe?«
    »Ich machte überhaupt eine ziemliche Menge Einkäufe. Dr. Mortimer begleitete mich dabei. Wissen Sie, da ich mal da hinten in Dingsda den Großgrundbesitzer spielen soll, muss ich mich wohl ein bisschen fein machen, und ich bin vielleicht da im fernen Westen etwas nachlässig in meinem Anzug geworden. Außer anderen Sachen kaufte ich die braunen Schuhe – gab sechs Dollar dafür – und einer davon wird mir gestohlen, ehe ich sie überhaupt nur an den Füßen gehabt habe.«
    »Ein einzelner Schuh ist doch ein recht ungeeigneter Gegenstand für einen Dieb«, sagte Sherlock Holmes. »Ich gestehe, ich teile Dr. Mortimers Ansicht und glaube, dass binnen kurzem der verlorene Schuh sich wieder einfinden wird.«
    »Und nun, meine Herren«, sagte der Baronet in bestimmtem Ton, »habe ich, wie mir scheint, von dem bisschen, was ich weiß, genug gesprochen. Es ist Zeit, dass Sie Ihr Versprechen erfüllen und mir eine ausführliche Auskunft über all diese rätselhaften Vorgänge geben.«
    »Ihr Wunsch ist sehr berechtigt«, antwortete Holmes. »Herr Doktor, ich glaube, Sie könnten nichts Besseres tun, als Ihrem Freund die Geschichte in derselben Weise zu erzählen, wie Sie sie uns vortrugen.«
    Auf diese Aufforderung hin zog der gelehrte Herr seine Papiere aus der Tasche und erläuterte auf Grund derselben den ganzen Fall in gleicher Art wie am Morgen vorher. Sir Henry Baskerville hörte mit gespanntester Aufmerksamkeit zu und ließ von Zeit zu Zeit einen Ausruf der Überraschung hören.
    »Nun, da scheine ich ja mit dem übrigen Besitz zugleich auch eine

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