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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Verhaftung.«
    »Vielleicht kommt es nicht dazu«, sagte Holmes.
    »Was!«
    »Ich bin kein Gerichtsbeamter. Soviel ich weiß, war es Ihre Tochter, die mich hierherkommen ließ, und so vertrete ich Miss Turners Interessen. Der junge McCarthy muss natürlich freikommen.«
    »Ich bin ein aufgegebener Mann«, sagte der alte Turner. »Seit Jahren leide ich an Zuckerkrankheit, mein Arzt hält es für fraglich, ob ich in vier Wochen noch lebe. Nur stürbe ich gern unter dem eigenen Dach – nicht im Zuchthaus.«
    Holmes stand auf und setzte sich an den Tisch; er ergriff die Feder und legte einige Bogen Papier vor sich.
    »Sagen Sie uns einfach die Wahrheit«, bat er. »Ich schreibe die Tatsachen auf; Sie setzen Ihren Namen darunter, und Watson hier dient uns als Zeuge. So kann ich Ihr Bekenntnis, sobald es unumgänglich nötig ist, um den jungen McCarthy zu retten, vorlegen; ich gelobe Ihnen jedoch, nur im äußersten Notfall davon Gebrauch zu machen.«
    »Das geht«, meinte der alte Herr, »ob ich bis zu der Schwurgerichtssitzung noch lebe, ist fraglich, also kommt für mich wenig darauf an; nur meine Alice möchte ich vor der Schande bewahren. Und nun will ich Ihnen alles erklären.
    Sie haben den Toten – diesen McCarthy – nicht gekannt! Es war der leibhaftige Teufel, das kann ich Ihnen wohl sagen. Gott bewahre Sie vor den Klauen eines solchen Menschen! – Seit zwanzig Jahren hielt er mich mit eisernem Griff fest und hat mir das Dasein vergällt. Erst sollen Sie erfahren, wie ich in seine Gewalt kam.
    Es war Anfang der sechziger Jahre, als ich in Australien unter die Goldgräber ging. Ich war noch ein junger Kerl, heißblütig, tollkühn, zu allem bereit; ich geriet in schlechte Gesellschaft, gewöhnte mich an das Trinken, hatte Pech mit meiner Grube, schlug mich in die Wälder und wurde, um es kurz zu sagen, was man hier einen Straßenräuber nennt. Wir waren unser sechs beisammen; lebten frei und wild – bald überfielen wir ein Lager, bald die Wagen, die nach den Minen fuhren. Mich kannte man als Black Jack of Ballarat, und unser Ballaratbund ist in der Kolonie noch heute nicht vergessen.
    Eines Tages lauerten wir einem Zug mit Gold auf, der von Ballarat nach Melbourne ging, und griffen ihn an. Sechs Führer waren dabei und auch wir unser sechs – also stand die Sache fraglich. Beim ersten Anprall hoben wir vier Mann aus den Sätteln. Von den unsrigen fielen drei, ehe wir den Schatz erlangten. Ich hielt dem Führer des Zuges – eben diesem McCarthy – meine Pistole an den Kopf. Wollte Gott, ich hätte damals losgedrückt!
    Doch ich verschonte ihn, obwohl ich seine kleinen, boshaften Augen auf mich gerichtet sah, als wollten sie sich jeden meiner Züge einprägen. Es gelang uns, mit dem Geld zu entkommen; wir waren nun reich und kehrten nach England zurück, ohne dass ein Verdacht auf uns fiel. Hier trennte ich mich von den bisherigen Gefährten und beschloss, von nun an ein ruhiges, ehrbares Leben zu führen. Ich kaufte dieses Landgut, das eben angeboten wurde, und war bemüht, das schlecht erworbene Geld aufs Beste zu verwenden. Damals heiratete ich, doch starb meine Frau frühzeitig und hinterließ mir meine geliebte Alice. Schon als kleines Kind verstand sie es, mich auf den rechten Pfad zu leiten, wie das niemand außer ihr vermocht hatte. Kurz, ich begann ein neues Leben und tat, was ich konnte, um mein vergangenes Unrecht wieder gutzumachen. Das schien mir auch zu gelingen, bis ich McCarthy in die Klauen geriet.
    Um Kapital anzulegen, war ich zur Stadt gefahren, da traf ich ihn in der Regent Street in dürftiger, zerlumpter Kleidung. ›Da sind wir, Jack‹, sagte er und fasste meinen Arm, ›du darfst uns künftig als deine Angehörigen betrachten. Wir sind zwei – ich und mein Sohn – und du wirst für unseren Unterhalt sorgen. Tust du’s nicht – nun so herrscht in England Gesetz und Recht, und die Polizei ist stets zur Hand.‹
    Die beiden kamen denn auch hierher; ich wurde sie nicht wieder los, und sie lebten von der Zeit an pachtfrei auf meinem besten Grund und Boden. Meine Ruhe war dahin, ich fand keinen Frieden mehr, kein Vergessen; wohin ich auch ging, so grinste sein schlaues Gesicht dicht neben mir. Je älter Alice wurde, umso schlimmer wurde es, denn er merkte sehr wohl, dass ich meine Vergangenheit noch ängstlicher vor ihr als vor den Gerichten verbarg. Alles, was er brauchte, forderte er, und er mochte fordern, was er wollte, ich gab es ihm willig: Land, Geld, Häuser; schließlich

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