Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
Wie wär’s, wenn Sie und Ihr Freund, Herr Doktor Watson, mit uns frühstückten? Dann werde ich Ihnen genau sagen können, was für einen Eindruck die ganze Geschichte auf mich macht.«
    »Passt Ihnen das, Watson?«
    »Vollkommen!«
    »Nun, so können Sie uns erwarten. Soll ich Ihnen eine Droschke holen lassen?«
    »Ich möchte lieber gehen, denn diese Geschichte hat mich ein bisschen warm gemacht.«
    »Ich werde mich Ihnen mit Vergnügen zu diesem Spaziergang anschließen«, bemerkte sein Begleiter.
    »Also treffen wir uns um zwei Uhr. Auf Wiedersehen und guten Morgen.«
    Wir hörten die Schritte unserer Besucher, die die Treppe hinabstiegen; dann wurde die Haustür geschlossen. Augenblicklich war Holmes aus dem träumerischen Denker der Mann der Tat geworden.
    »Ihren Hut und Ihre Stiefel, Watson, schnell! Wir haben keinen Augenblick zu verlieren.« Er eilte in sein Schlafzimmer, warf seinen Hausrock ab und erschien ein paar Sekunden darauf in einem Gehrock. Wir eilten die Treppe hinunter und betraten die Straße. Doktor Mortimer und Baskerville waren ein paar Hundert Schritt vor uns in der Nähe der Oxford Street noch sichtbar.
    »Soll ich voranlaufen und ihnen sagen, dass sie auf uns warten?«
    »Um Gottes willen nicht, mein lieber Watson. Ihre Gesellschaft genügt mir vollkommen, wenn Sie die meinige erdulden wollen. Unsere neuen Bekannten tun sehr recht, dass sie zu Fuß gehen; denn es ist wirklich ein außerordentlich schöner Morgen für einen Spaziergang.«
    Er beschleunigte seinen Schritt, bis wir die uns von den beiden Herren trennende Entfernung ungefähr auf die Hälfte verkürzt hatten. Wir folgten ihnen die Oxford Street entlang und dann die Regent Street hinunter. Einmal blieben sie stehen und besahen sich ein Schaufenster, worauf Holmes es ebenso machte. Einen Augenblick darauf ließ er einen Ausruf der Befriedigung hören; ich folgte seinem schnellen Blick und sah, dass eine Droschke, worin ein Mann saß, von der Stelle auf der anderen Straßenseite, wo sie gehalten hatte, jetzt langsam weiterfuhr.
    »Das ist unser Mann, Watson! Vorwärts! Wir wollen ihn uns wenigstens genau ansehen, wenn wir nicht mehr tun können!«
    Im selben Augenblick bemerkte ich einen buschigen schwarzen Bart und ein Paar stechender Augen, die durch das Seitenfenster der Droschke sich auf uns richteten. Unmittelbar darauf fuhr die Klappe im Verdeck des Wagens in die Höhe, dem Kutscher wurde etwas zugerufen, und die Droschke raste die Regent Street hinunter. Holmes sah sich schnell nach einer anderen um, aber es war keine leere in Sicht. Dann lief er in wilder Verfolgung durch das Straßengetriebe dem Wagen nach, aber der Vorsprung war zu groß, und die Droschke war bald nicht mehr zu sehen.
    »Da haben wir’s!«, sagte Holmes bitter, als er keuchend und ganz blass vor Ärger wieder aus dem Wagengewoge hervorkam. »War solches Pech je erhört und solche Tölpelei dazu? Watson, Watson, wenn Sie ein gewissenhafter Mann sind, müssen Sie diese Dummheit ebenfalls berichten und meinen Erfolgen gegenüberstellen.«
    »Wer war der Mann?«
    »Ich habe keine Ahnung!«
    »Ein Spion?«
    »Hm, nach allem, was wir gehört haben, ist Baskerville seit seiner Ankunft in der Stadt ganz offenbar von irgendjemand sehr scharf überwacht worden. Wie hätte sonst der Betreffende so schnell wissen können, dass der junge Mann das Northumberland-Hotel als Absteigequartier gewählt hatte? Wenn man ihm am ersten Tag nachging, würde man – das war meine Schlussfolgerung – ihm auch am zweiten nachgehen. Sie haben vielleicht bemerkt, dass ich, während Dr. Mortimer seine Geschichte vorlas, zweimal ans Fenster ging?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Ich sah nach, ob vielleicht jemand auf der Straße herumlungerte, konnte aber niemand entdecken. Wir haben es mit einem gescheiten Mann zu tun, Watson. Die ganze Geschichte ist sehr ernster Art; ich bin mir zwar noch nicht ganz schlüssig geworden, ob wir es mit einem feindlichen oder mit einem freundlichen Element zu tun haben, aber ich behalte stets das ›Wie‹ und ›Warum‹ im Auge. Als unsere Besucher fortgingen, folgte ich ihnen sofort, in der Hoffnung, ihren unsichtbaren Verfolger ausfindig machen zu können. Das muss ein Schlaukopf sein, denn er hat sich nicht auf seine Beine verlassen, sondern sich eine Droschke genommen, sodass er bald hinter ihnen her- oder an ihnen vorbeifahren konnte, ohne bemerkt zu werden. Dieses Verfahren hat außerdem noch den Vorteil, dass er imstande war, ihnen

Weitere Kostenlose Bücher