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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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voraus zum Wagen, ich folge sogleich.«
    Ungefähr zehn Minuten später waren wir auf dem Weg nach Ross; Holmes hielt noch immer den Stein, den er im Wald aufgelesen hatte.
    »Das könnte Sie interessieren, Lestrade«, bemerkte er und wies auf den Stein, »der Mord wurde damit ausgeführt.«
    »Ich sehe keinerlei Anzeichen an dem Stein.«
    »Es sind auch keine daran.«
    »Wie wollen Sie es dann wissen?«
    »Das Gras wuchs darunter, also lag der Stein erst seit wenigen Tagen dort. Die Stelle, wo er weggenommen worden war, ließ sich nicht finden. Er passt genau zu den Verletzungen. Von einer anderen Waffe ist keine Spur vorhanden.«
    »Und der Mörder?«
    »Ist ein großer Mann, der linkshändig ist, mit dem rechten Fuß hinkt, starksohlige Jagdstiefel und einen grauen Mantel trägt, indische Zigarren raucht, eine Zigarrenspitze benutzt und ein stumpfes Federmesser in der Tasche hat. Noch einige andere Indizien sind vorhanden, doch mögen diese genügen, um uns auf die rechte Fährte zu bringen.«
    Lestrade lachte. »Ich gehöre leider noch immer zu den Ungläubigen«, sagte er. »Theorien sind schön und gut, aber, wie Sie wissen, haben wir’s mit einem hartschlägigen englischen Schwurgericht zu tun.«
    »›Nous verrons‹«, meinte Holmes gelassen. »Sie arbeiten nach Ihrer Methode – ich nach meiner. Heute Nachmittag habe ich zu tun und werde wahrscheinlich mit dem Abendzug nach London zurückkehren.«
    »Und die Sache hier im Stich lassen?«
    »Nein – beendigt.«
    »Aber das Geheimnis?«
    »Ist gelöst.«
    »Wer war denn also der Mörder?«
    »Der Herr, den ich beschrieb.«
    »Aber wer ist er?«
    »Das herauszufinden, wird gewiss nicht schwer sein. Allzu bevölkert ist ja die Umgegend nicht.«
    Lestrade zuckte mit den Achseln. »Ich bin ein Praktiker«, sagte er, »und kann wirklich nicht im Land umherlaufen, um einen lahmen Herrn, der Linkshänder ist, zu suchen. Ich würde ja damit bei der ganzen Polizei zur Zielscheibe des Spottes.«
    »Schon gut«, meinte Holmes gelassen. »Meine Schuld ist’s nicht, wenn Sie sich blamieren. – Hier ist Ihre Wohnung. Leben Sie wohl. Vor meiner Abreise schreibe ich Ihnen noch ein Wort.«
    Nachdem wir Lestrade abgesetzt hatten, fuhren wir zu unserem Hotel, wo das Frühstück bereits auf dem Tisch stand. Holmes schwieg und saß in Gedanken versunken mit schmerzlichem Ausdruck da, wie jemand, der sich in einer verwickelten Lage befindet.
    »Kommen Sie her, Watson«, sagte er, als der Tisch abgeräumt war, »setzen Sie sich bequem in diesen Stuhl, und lassen Sie mich Ihnen ein Weilchen vorpredigen. Ich weiß nicht recht, was ich tun soll. Raten Sie mir. Stecken Sie Ihre Zigarre an und hören Sie.«
    »Bitte, sprechen Sie.«
    »Bei näherer Betrachtung fielen Ihnen und mir in der Erzählung des jungen McCarthy sofort zwei Umstände auf; mich nahmen sie zu seinen Gunsten, Sie aber gegen ihn ein. Der erste ist, dass, wie er sagt, sein Vater ›Cooee!‹ rief, ehe er ihn gesehen, der andere ist die wunderliche Erwähnung der Silben ›a rat‹ aus dem Mund des Sterbenden. Er murmelte noch mehr, aber dies war bekanntlich das einzige, was der Sohn verstand. Von diesen zwei Momenten müssen nunmehr unsere Nachforschungen ausgehen, und wir wollen sie mit der Voraussetzung beginnen, dass der junge Mann die reine Wahrheit sprach.«
    »Wie erklären Sie sich denn dieses ›Cooee‹?«
    »Augenscheinlich galt es nicht dem Sohn. Seines Wissens war ja der Sohn in Bristol, und es war bloßer Zufall, dass er sich in Hörweite befand. Das ›Cooee‹ sollte die Aufmerksamkeit dessen erwecken, mit dem er sich zu einer Begegnung verabredet hatte. ›Cooee!‹ ist ein entschieden australischer Ruf, der unter Australiern gebräuchlich ist. Die Vermutung liegt nahe, dass die Person, die McCarthy am Teich von Boscombe treffen sollte, in Australien gewesen war.«
    »Was wollte er aber mit dem Wort ›a rat‹?«
    Holmes zog ein zusammengefaltetes Blatt aus der Tasche und glättete es auf dem Tisch. »Hier ist eine Karte der Kolonie Viktoria«, sagte er. »Ich bestellte sie gestern Abend telegrafisch in Bristol.« Er bedeckte nun mit der Hand einen Teil der Karte. »Was steht hier?«, fragte er mich.
    Ich las ›arat‹.
    »Und hier?« Er hob die Hand auf.
    »Ballarat.«
    »Richtig. Das war offenbar das Wort, das der Sterbende stammelte, und von dem der Sohn nur die letzte Silbe vernahm. Er versuchte, den Namen seines Mörders zu nennen: der Soundso aus Ballarat.«
    »Ganz wunderbar!«, rief ich

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