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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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an ihren alten Platz zurückzulegen, wodurch Sie doch aufmerksam werden mussten. Sie haben keine eiligen Schritte gehört, Herr Professor, als Sie die äußere Tür aufmachten?«
    »Nein, ich habe nichts gehört.«
    Holmes untersuchte nun die Holzschnitzel, die auf dem Tischchen lagen.
    »Gut; er hat so fürchterlich drauf los geschrieben, dass er seinen Bleistift abgebrochen und ihn wieder gespitzt hat. Das ist interessant, Watson; der Bleistift war kein gewöhnlicher. Er war dicker als sonstige Bleistifte, sehr weich und aus der Fabrik von Johann Faber. Das Holz war dunkelblau gefärbt, und der Name des Fabrikanten war in silbernen Buchstaben eingedruckt. Das übrig gebliebene Stück ist höchstens noch anderthalb Zoll lang. Suchen Sie diesen Bleistift, Herr Professor, und Sie haben Ihren Mann. Zu Ihrer Erleichterung will ich Ihnen noch hinzufügen, dass er ein großes und sehr stumpfes Messer hat.«
    Der Gelehrte zeigte ein Gesicht, auf dem sich die Überraschung über diese vielen Auskünfte in fast komischer Weise malte.
    »Die anderen Punkte verstehe ich zur Not«, sagte er endlich, »aber die Sache von der Länge will mir nicht recht …«
    Holmes hielt ihm ein kurzes Stückchen von dem Bleistiftholz hin, das der Unbekannte beim Spitzen auf den Tisch hatte fallen lassen. Man sah darauf die Buchstaben NN und noch einen kleinen freien Raum dahinter.
    »Begreifen Sie’s nun?«
    »Nein, auch jetzt noch fürchte ich …«
    »Watson, wofür halten Sie diese NN? Sie bilden den Schluss eines Wortes. Es wird Ihnen bekannt sein, dass Johann Faber die bekannteste Bleistiftfirma ist. Ist es also nicht klar, dass von dem Bleistift noch so viel übrig ist, als gewöhnlich noch vor dem ›Johann‹ freier Platz ist, plus derjenigen Länge, die die Buchstaben JOHA einnehmen? Mehr auf keinen Fall, denn die beiden N sind ja weggeschnitten, wie Sie sehen.«
    Dann hielt er das kleine Tischchen gegen das elektrische Licht.
    »Ich hoffte, falls er auf dünnes Papier geschrieben hätte, auf der polierten Platte eine Spur zu entdecken, ich kann jedoch nichts sehen. Wir können hier weiter nichts erfahren. Betrachten wir nun den Schreibtisch. Dieses Klümpchen ist vermutlich die schwarze lehmige Schmutzmasse, wovon Sie sprachen, Herr Professor. Es ist außen formlos, aber innen ungefähr wie eine Pyramide geformt und hohl, wie ich sehe. Wie Sie richtig bemerkten, scheinen Spuren von Sägemehl oder etwas Ähnlichem drin zu sein. Wahrhaftig, das ist interessant. Und dazu der Riss auf Ihrem Schreibtisch – ein wirklicher Riss. Er fängt mit einem Kritzer an und endigt mit einem Loch. Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Herr Professor, dass Sie mir diesen interessanten Fall übertragen haben. Das ewige Studieren auf der Bibliothek und das Herumstöbern in alten Handschriften haben meinen Geist ganz abgestumpft. Da kommt mir solch ein anregender Fall gerade recht. Ich werde morgen mit frischen Kräften zur Bibliothek gehen. Wohin führt diese Tür dort?«
    »In mein Schlafzimmer.«
    »Sind Sie, seitdem die Sache passiert ist, schon einmal drin gewesen?«
    »Nein; ich kam nur in dieses Zimmer und bin dann direkt zu Ihnen gelaufen.«
    »Ich würde gern einen Blick in Ihr Schlafzimmer werfen.«
    Der Professor öffnete uns die Tür, und wir betraten einen jener Räume aus der höchsten Blütezeit der englischen Gotik, ehe dieser Stil noch in die unnatürlichen Formen der späteren Zeit ausartete. Die Wände waren getäfelt, und die Holzdecke war eine Sehenswürdigkeit, selbst in jener Stadt, wo das Auge durch Ähnliches verwöhnt ist.
    »Was für ein reizendes, altertümliches Zimmer! Wollen Sie bitte einen Augenblick warten, bis ich den Fußboden untersucht habe. Nein, es ist nichts zu sehen. Wozu dient dieser Vorhang? Sie hängen Ihre Kleider dahinter auf. Wenn sich jemand in diesem Zimmer verbergen müsste, könnte er’s nur hier hinten tun, denn das Bett ist zu niedrig und der Kleiderschrank zu klein. Es steckt vermutlich keiner dahinter?«
    Als Holmes den Vorhang zurückzog, merkte ich ihm an, dass er auf eine Überraschung gefasst war. Aber in der Tat barg der Vorhang nur drei oder vier Anzüge, die an einer Kleiderleiste hingen. Holmes wandte sich zurück und beugte sich plötzlich tief hinab auf den Boden.
    »Hallo! Was ist das hier?«, rief er.
    Er hatte einen kleinen tonartigen Schmutzklumpen gefunden, der innen pyramidenförmig hohl war, und hielt ihn in der flachen Hand unter eine elektrische Lampe.
    »Ihr Besucher

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