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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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einzunehmen pflegt.«
    »Wie lange haben Sie sich in dem Zimmer aufgehalten?«
    »Sobald ich bemerkte, dass er nicht da war, bin ich wieder rausgegangen.«
    »An was merken Sie für gewöhnlich, ob Ihr Herr ausgegangen ist?«
    »Die Tür zu seinem Zimmer ist dann verschlossen.«
    »Warum sind Sie dann nicht sogleich umgedreht, als Sie merkten, dass die Tür verschlossen war? Sie brauchten doch unter diesen Umständen das Zimmer gar nicht zu betreten.«
    Bannisters Blicke glitten unruhig an der Wand hin und her, als suchten sie dort etwas.
    »Wenn der Herr Professor mir nicht besonders sagte, er sei ausgegangen, stellte ich ihm den Tee einfach in sein Zimmer. Er kam dann in solchen Fällen stets bald nachher.«
    Auf Holmes’ fragenden Blick nickte der Professor bestätigend.
    »Wie oft waren Sie denn heute Nachmittag in dem Zimmer?«
    »Zweimal. Als ich glaubte, meinen Herrn zum Tee nicht mehr erwarten zu dürfen, ging ich hinein und räumte die Sachen wieder ab.«
    »Haben Sie in irgendetwas eine Veränderung bemerkt, als Sie zum zweiten Mal das Zimmer betraten?«
    »Nein, ich konnte nichts bemerken.«
    »Haben Sie sich die Papiere auf dem Tisch näher angesehen?«
    »Nein, Herr; gewiss nicht.«
    »Wie kam es, dass Sie den Schlüssel abzuziehen vergaßen?«
    »Ich hatte den Präsentierteller mit dem Teegeschirr in der Hand. Ich wollte gleich wiederkommen und den Schlüssel holen; hab’s dann aber vergessen.«
    »Hat die Tür ein gewöhnliches oder ein Springschloss?«
    »Nein, Herr, ein gewöhnliches.«
    »Dann hat die äußere Tür also die ganze Zeit offen gestanden, solange der Schlüssel steckte?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Und wenn jemand im Zimmer war, konnte er zu dieser Tür heraus?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Als der Herr Professor zurückkehrte und Sie herbeirief, waren Sie sehr bestürzt?«
    »Ja, mein Herr. So was Unglückliches ist mir nicht passiert während der ganzen langen Zeit, die ich schon hier bin. Ich wurde fast ohnmächtig, Herr.«
    »Das habe ich gehört. Wo standen Sie, als Sie sich unwohl fühlten?«
    »Wo ich stand, Herr? Ei, richtig, hier in der Nähe der Tür.«
    »Das ist merkwürdig, weil Sie sich in jenen Stuhl dort drüben in der Ecke gesetzt haben. In solchen Fällen pflegt man sich auf den nächsten besten Stuhl zu setzen, ohne noch lange durchs Zimmer zu laufen. Warum sind Sie an den anderen Stühlen vorbeigegangen?«
    »Ich weiß ’s nicht, Herr. Ich hab mich nicht drum gekümmert, wo ich mich hinsetzte.«
    »Ich glaube wirklich auch nicht, dass er’s mit Absicht getan hat, Mr Holmes. Er sah sehr schlecht aus – ganz fahl, warf der Professor ein.«
    »Und als ihr Herr hinaus war, sind Sie noch hiergeblieben?«
    »Ja.«
    »Und wie lange noch?«
    »Höchstens noch eine Minute – bis ich mich wieder besser fühlte. Dann hab ich die Tür zugeschlossen und bin in mein Zimmer gegangen.«
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht und gegen wen?«
    »Oh, ich wage nichts darüber zu sagen. Ich glaube nicht, dass irgendein Herr von der ganzen Universität einer solchen Tat fähig ist. Nein, ich kann mir’s ja gar nicht vorstellen.«
    »Ich danke Ihnen, es genügt mir«, sagte Holmes.
    Der durch das Verhör ganz verwirrte Diener atmete erleichtert auf und war schon an der Tür, als ihm Holmes plötzlich zurief:
    »Oh, noch eine Frage! Sie haben doch bei den drei Studenten, die Sie bedienen, nichts davon erwähnt, dass hier etwas passiert ist?«
    »Nein, Herr: kein Wort.«
    »Sie haben inzwischen überhaupt noch keinen getroffen?«
    »Nein, mein Herr.«
    »Gut. Nun wollen wir einen Schritt weitergehen, Herr Professor, wenn es Ihnen gefällig ist.«
    Wir gingen hinaus in den Hof und sahen von dort aus, dass die drei übereinanderliegenden Fenster erleuchtet waren.
    »Ihre drei Vögel sind in ihren Nestern«, sagte Holmes. »Hallo! Was ist das? Der eine scheint ziemlich unruhig zu sein.«
    Es war der Inder. Sein dunkler Schatten zeigte sich plötzlich am Vorhang. Er schritt schnell im Zimmer auf und ab.
    »Ich möchte gerne einen Blick in die drei Zimmer werfen und die Bewohner etwas kennenlernen«, sagte mein Freund. »Lässt sich’s möglich machen?«
    »Ohne besondere Schwierigkeiten«, erwiderte der Gelehrte. »Da dieser Teil des Gebäudes sehr alt ist und eine Sehenswürdigkeit, ist es gar nicht auffällig, wenn Besucher durchgehen und sich die Räumlichkeiten ansehen. Kommen Sie mit, ich werde Sie persönlich einführen.«
    »Aber bitte keine Namen nennen!«, sagte Holmes, als wir bei Gilchrist

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