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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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stehen lassen. Sie flüsterte mir zu, an das große Fenster an der anderen Seite zu kommen, und ich fand es offen, um ins Speisezimmer zu treten. Wieder hörte ich von ihren eigenen Lippen Dinge, die mir das Blut in den Adern stocken ließen, und ich verwünschte diesen Unmenschen, der das Weib misshandelte, das ich liebte. Ich stand gerade mit ihr am Fenster, in aller Unschuld, der Himmel soll mein Zeuge sein, als er wie ein Wahnsinniger ins Zimmer stürzte, die hässlichsten Schimpfreden gegen sie ausstieß, die ein Mann einem Weib gegenüber nur anwenden kann, und sie mit dem Knüppel, den er in der Hand hielt, ins Gesicht schlug. Ich hatte den Schürhaken aufgehoben, und es war ein schöner Kampf zwischen uns. Sehen Sie hier auf meinen Arm, wo mich sein erster Schlag traf. Dann kam ich an die Reihe. Ich hieb auf ihn los wie auf einen verfaulten Kürbis. Glauben Sie, dass es mir leidtat? Durchaus nicht! Es handelte sich darum, ob er am Leben bleiben sollte oder ich, aber noch mehr darum, ob er am Leben bleiben sollte oder sie, denn wie hätte ich sie in der Gewalt dieses Wahnsinnigen lassen können? So ist er von mir getötet worden. Hatte ich unrecht? Was würde jeder von Ihnen getan haben, meine Herren, wenn Sie an meiner Stelle gewesen wären?
    Sie hatte geschrien, als er sie geschlagen hatte, und dadurch kam die alte Theresa von oben runter. Auf dem Anrichtetisch an der Seite stand eine Flasche Wein, ich machte sie auf und goß etwas davon auf Marys Lippen, denn sie war halb tot vor Schrecken. Dann nahm ich selbst einen Schluck. Theresa war so kalt wie Eis, es war ja ebenso gut ihr Anschlag wie meiner. Wir mussten den Anschein erwecken, als ob’s Einbrecher getan hätten. Theresa wiederholte unsere Geschichte ihrer Herrin immer wieder, während ich mich hinaufschwang und den Klingelzug abschnitt. Dann band ich sie auf dem Stuhl fest und franste das Ende des Taues etwas aus, damit es natürlich, d. h. wie abgerissen aussehen sollte, weil man sich sonst wundern würde, wie ein Dieb hätte dort hinaufkommen können, um es abzuschneiden. Darauf suchte ich ein paar silberne Schalen und Teller zusammen, um den Gedanken an einen Einbruch nahezulegen, und dann verließ ich die beiden mit dem Befehl, wenn ich eine Viertelstunde fort wäre, Lärm zu schlagen. Ich versenkte die Sachen im Teich und machte mich in der Richtung nach Sydenham aus dem Staub; ich hatte das Gefühl, dass ich wenigstens einmal in meinem Leben eine wahrhaft gute Nachtarbeit geleistet hätte. Das ist die Wahrheit, die volle Wahrheit, Mr Holmes, und wenn’s den Kopf kostet.«
    Holmes rauchte eine Zeit lang, ohne ein Wort zu äußern. Dann stand er auf, ging auf unseren Besucher zu und schüttelte ihm die Hand.
    »Das ist meine Meinung auch«, sagte er zu ihm. »Ich weiß, dass jedes Wort wahr ist, denn Sie haben kaum ein Wort gesagt, das ich nicht wusste. Niemand außer einem Akrobaten oder einem Seemann konnte an den Klingelzug dort oben kommen, und auch nur ein Seemann konnte die Knoten gemacht haben, mit denen das Seil am Stuhl befestigt war. Die Dame war nur ein einziges Mal im Leben mit Seeleuten in Berührung gekommen, das war auf ihrer Reise gewesen, und der Täter musste ihrer eigenen Gesellschaftsklasse angehören, weil sie ihn hartnäckig zu decken suchte und dadurch ihre Liebe verriet. Sie sehen, wie leicht es für mich war, Sie ausfindig zu machen, nachdem ich einmal die Sache richtig angefasst hatte.«
    »Ich glaubte, die Polizei würde niemals hinter unsere Schliche kommen.«
    »Die Polizei ist ja auch nicht dahintergekommen und wird’s auch nie, wie ich sicher glaube. Aber sehen Sie, Kapitän Croker, es ist eine sehr ernste Sache, wenn ich auch gerne zugebe, dass Sie so stark gereizt waren, wie ein Mann nur gereizt sein kann. Ich weiß nicht genau, ob Ihre Tat als Notwehr angesehen werden würde. Doch das ist vom Gericht zu entscheiden. Auf alle Fälle habe ich soviel Sympathie mit Ihnen, dass, wenn Sie innerhalb vierundzwanzig Stunden verschwinden wollen, Sie niemand daran hindern soll, das verspreche ich Ihnen.«
    »Und dann soll alles an den Tag kommen?«
    »Gewiss wird’s bekannt werden.«
    Der Kapitän wurde rot vor Wut.
    »Was ist das für ein Vorschlag für einen Mann? Ich verstehe soviel vom Gesetz, um zu wissen, dass Mary der Beihilfe angeklagt werden würde. Glauben Sie von mir, dass ich sie allein hier im Gefängnis schmachten lassen würde, während ich mich dünn machte? Nein; sie mögen mit mir machen, was sie

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