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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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etwas mit der Post?«
    »Mit der Post?«
    »Ja, eine Dose zum Beispiel.«
    »Oh, ich kann nicht mehr …«
    Holmes murmelte noch wenige zusammenhanglose Worte, dann war es still. Er schien in Ohnmacht gesunken. Nach einer kleinen Weile rief Mr Smith: »Holmes, Holmes!«, und es hörte sich wieder so an, als schüttele er den Sterbenden. Ich musste mit aller Gewalt an mich halten, um nicht aus meinem Versteck hervor und dem Rohling an den Hals zu springen.
    »Sie müssen mich hören!«, schrie er. »Erinnern Sie sich an die Dose? Eine Elfenbeindose? Sie kam am Donnerstag. Sie haben Sie aufgemacht, entsinnen Sie sich?«
    »Ja, ja – aufgemacht. Da war eine Sprungfeder drin. Ein Scherz …«
    »Alles andere als ein Scherz! Verlassen Sie sich darauf. Sie Narr, Sie wollten es ja nicht anders. Nun haben Sie es. Wer hat Ihnen befohlen, meine Wege zu kreuzen? Hätten Sie mich in Ruhe gelassen, dann hätte ich Ihnen nichts getan.«
    »Ich erinnere mich«, stöhnte Holmes. »Die Feder, sie hat mich in den Finger gestochen. Die Dose – da steht sie auf dem Tisch!«
    »Da ist sie ja; wahrhaftig, meine Dose. Ich werde sie mitnehmen, Sie wäre Ihr einziges Beweisstück. Aber Sie kennen jetzt die Wahrheit, Holmes, und Sie sterben mit dem Wissen, dass ich Sie töte. Sie wussten zu viel vom Schicksal Victor Savages, also müssen Sie es jetzt mit ihm teilen. Sie sind Ihrem Ende sehr nahe, Holmes. Ich will hier Platz nehmen und vollends zusehen, wie Sie sterben.«
    Ich hörte einen Stuhl rücken. Dann nach einer Weile ein leises Flüstern von Holmes.
    »Was soll ich tun?«, fragte Smith. »Das Gas aufdrehen? Aha, Sie sehen schon die Schatten sich herniedersenken. Ja, ich will Licht machen, damit ich Sie besser sehen kann.« Er schritt durch das Zimmer, und plötzlich wurde es hell. »Kann ich Ihnen irgend sonst noch einen kleinen Dienst erweisen, Holmes?«
    »Eine Zigarette und ein Streichholz.«
    Ich hätte hinter dem Bett beinahe aufgeschrien vor Freude und vor Staunen: Holmes sprach mit seiner gewöhnlichen Stimme. Vielleicht etwas leiser, aber es war die alte, mir so gut bekannte Stimme wieder. Eine lange Pause trat ein und ich fühlte, dass Culverton Smith in stummem Staunen dastand und auf meinen Freund hernieder sah.
    »Was soll das bedeuten?«, hörte ich ihn endlich fragen, mit trockener, harter Stimme.
    »Die beste Methode, eine Rolle zu spielen«, sagte Holmes, »ist die, die Rolle zu leben. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich seit drei Tagen weder Speise noch Trank angerührt habe, bis Sie mir vorhin das Glas Wasser gereicht haben. Das war gütig von Ihnen. Aber den Tabak vermisste ich am meisten. Ah, da sind ja wahrhaftig Zigaretten.« Ich hörte wie ein Zündholz angestrichen wurde. »Jetzt ist mir schon viel besser. Hallo – hallo! Höre ich nicht den Schritt eines Freundes?«
    Draußen wurden in der Tat Schritte vernehmbar, die Tür ging auf, und herein trat Inspektor Morton.
    »Es hat alles geklappt, und das hier ist Ihr Mann«, sprach Holmes.
    Der Beamte erfüllte die vom Gesetz verlangte Förmlichkeit. »Ich verhafte Sie, Culverton Smith«, sagte er, »unter Anklage des Mordes an einem gewissen Victor Savage.«
    »Und Sie können hinzufügen des versuchten Mordes an einem gewissen Sherlock Holmes«, setzte mein Freund hinzu. »Um mir krankem Mann die Mühe zu ersparen, hatte Mr Smith die Liebenswürdigkeit, selbst das verabredete Zeichen zu geben und das Gas voll aufzudrehen. Ihr Gefangener hat übrigens in der rechten Tasche seines Überziehers eine kleine Dose, die Sie ihm besser abnehmen. Danke Ihnen. Seien Sie vorsichtig mit dem Ding, da sitzt der Teufel drin. Stellen Sie’s dort auf den Tisch. Das ist ein wichtiges Beweisstück, Inspektor.«
    Ich hörte plötzlich Lärm und Durcheinander, dann das scharfe Klicken von Stahl und einen Schmerzensschrei.
    »Sie tun sich nur unnötig weh«, sagte der Inspektor. »Am besten für Sie, wenn Sie ganz ruhig bleiben und hier keine Scherereien machen.«
    »Das ist eine nette Falle«, schrie Smith voll Wut. »Das wird Sie vors Gericht bringen, Holmes, und nicht mich. Er hat mich bitten lassen, hierher zu kommen, um ihn zu heilen. Er tat mir leid und ich kam sofort. Jetzt wird er wahrscheinlich behaupten, ich hätte hier Dinge gesagt, die seinen irrsinnigen Verdacht bestätigen. Sie mögen lügen, so viel Sie wollen, Holmes – mein Wort wiegt genau so schwer wie das Ihrige!«
    »Donnerwetter!«, rief Holmes. »Den armen Teufel habe ich ja ganz vergessen. Watson, kommen

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