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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Liebenswürdigkeit in seiner Miene.
    »Es tut mir sehr leid, das zu hören«, sagte er. »Ich kenne Mr Holmes lediglich durch einige geschäftliche Beziehungen, die wir miteinander hatten, aber ich schätze seine Talente und seinen Charakter überaus hoch. Er ist ein Liebhaber auf dem Gebiet der Verbrechen, wie ich auf dem der Infektionen. Was für ihn der schwere Junge, ist für mich der Bazillus. Das da sind meine Zuchthäuser«, fuhr er fort, indem er auf eine Reihe von Gläsern und Röhrchen wies, die auf einem kleinen Tische standen.
    »Unter diesen Gelatinekulturen sind einige mit den schlimmsten Übeltätern der Welt, die jetzt hier ihre Zeit absitzen.«
    »Eben wegen Ihrer besonderen Kenntnisse wünschte Mr Holmes, Sie zu sehen. Er hat eine hohe Meinung von Ihnen und glaubt, dass Sie der einzige Mensch in London sind, der ihm helfen kann.«
    Der kleine Mann sprang auf, so heftig, dass das Samtkäppchen ihm übers Ohr rutschte und zu Boden fiel.
    »Wieso?«, fragte er. »Wieso kommt Mr Holmes auf den Gedanken, dass ich ihm helfen könnte?«
    »Wegen Ihrer Erfahrung mit tropischen Krankheiten, besonders denen des fernen Ostens.«
    »Aber was berechtigt ihn zu der Annahme, dass die Krankheit, die er sich zugezogen hat, in mein Spezialfach schlägt?«
    »Weil er beruflich in letzter Zeit mit chinesischen Seeleuten in den Docks zu tun hatte.«
    Mr Culverton Smith lächelte wohlgefällig und hob sein Samtkäppchen wieder auf.
    »Oh, ich verstehe, ich verstehe«, sagte er. »Ich glaube aber, seine Krankheit ist nicht so schlimm, wie Sie annehmen. Wie lange ist Ihr Freund schon krank?«
    »Seit drei Tagen.«
    »Hat er Fieberdelirien?«
    »Ja, zwischendurch.«
    »Tja, tja, das klingt doch bedenklich. Es wäre unmenschlich, wenn ich nicht zu ihm eilte. Ich kann Störungen bei meiner Arbeit nicht vertragen, Herr Doktor, aber hier mache ich selbstverständlich gern eine Ausnahme. Ich komme sogleich mit.«
    Ich erinnerte mich an Holmes’ strenge Weisung.
    »Ich habe noch eine andere Verabredung«, erwiderte ich.
    »Schön, dann gehe ich eben allein. Die Adresse des Mr Holmes ist mir bekannt. Sie können sich bestimmt darauf verlassen, dass ich in längstens einer halben Stunde an seinem Krankenlager stehen werde.«
    Mit einem bedrückten Herzen trat ich wieder bei meinem Freund ein. So wie ich ihn verlassen hatte, konnte das Schlimmste während meiner Abwesenheit eingetreten sein. Zu meiner ungeheuren Erleichterung aber fand ich, dass sein Zustand sich in der Zwischenzeit sehr gebessert hatte. Sein Aussehen freilich war so geisterhaft wie vorher, aber er war völlig klar im Kopf und sprach mit zwar schwacher Stimme, aber mit größerer Bestimmtheit und Lebhaftigkeit als selbst in seinen gesunden Tagen.
    »Nun, Watson, haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Ja, er kommt.«
    »Ausgezeichnet, Watson! Ausgezeichnet! Sie sind doch der beste Freund.«
    »Er wollte mit mir herkommen.«
    »Das würde alles vereitelt haben. Das durfte unter keinen Umständen geschehen. Hat er Sie gefragt, was mir fehlt?«
    »Ich sprach ihm von der Krankheit und von den Chinesen in den Docks.«
    »Gut! Watson, Sie haben alles für mich getan, was ein guter Freund für mich tun konnte. Sie können jetzt von der Bühne abtreten.«
    »Ich muss doch warten, bis er kommt und seine Ansicht hören, Holmes.«
    »Natürlich müssen Sie, aber ich habe Grund zu der Annahme, dass er seine Meinung viel offener aussprechen wird, wenn er glaubt, mit mir allein zu sein, und dass dies für Sie wesentlich aufschlussreicher sein wird. Da hinter dem Kopfende meines Bettes wird gerade Platz genug für Sie sein, Watson.«
    »Aber Holmes!«
    »Ich fürchte nur, Ihnen bleibt keine andere Wahl. Das Zimmer bietet sonst keine Gelegenheit, sich zu verstecken, und das ist auch sehr gut so, denn er wird dann umso weniger Verdacht schöpfen. Hier hinter dem Bett, das wird gerade noch gehen.« Plötzlich richtete er sich auf mit vorgebeugtem Kopf. »Ich höre schon die Droschke. Schnell, Watson, wenn Sie meines ewigen Dankes sicher sein wollen! Und rühren Sie sich nicht, was auch geschehen mag – rühren Sie sich unter gar keinen Umständen. Verstanden? Aber merken Sie sich genau jedes Wort, das gesprochen wird.« Dann sank er wieder todmatt in seine Kissen zurück, und seinen im Befehlston gesprochenen Worten folgte das sinnlose Gemurmel eines im Fieber liegenden Sterbenden.
    Von meinem Versteck aus, in das ich so plötzlich genötigt worden war, hörte ich Schritte auf der

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