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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wissen?«
    »Das muß ich zu erfahren suchen. Falls nämlich die Sache nicht aufgeklärt wird, würde Frau Barclay, die Sie von früher her gut kennen, aller Wahrscheinlichkeit nach des Mordes angeklagt werden.«
    Der Mann schrak heftig zusammen.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind«, rief er, »noch woher Sie erfahren haben, was Sie wissen; aber ist das wahr, was Sie sagen? Wollen Sie es beschwören?«
    »Jawohl; man wartet nur darauf, daß sie wieder zum Bewußtsein kommt, um sie festzunehmen.«
    »Großer Gott! – Gehören Sie selbst zur Polizei?«
    »Nein.«
    »Was geht Sie dann die Sache an?«
    »Es muß jedermann darum zu tun sein, daß keine Ungerechtigkeit geschieht.«
    »Auf mein Wort – sie ist unschuldig.«
    »Dann sind Sie der Mörder?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Wer hat denn den Obersten Barclay umgebracht?«
    »Das Gericht des Himmels hat ihn ereilt. Aber das sage ich Ihnen: hätte ich ihm den Schädel eingeschlagen, wie es meine Absicht war, so wäre ihm nur geschehen, was er reichlich um mich verdient hat. Wenn ihn die Angst seines bösen Gewissens nicht zu Boden gestreckt hätte, so wäre sein Blut höchst wahrscheinlich von meiner Hand geflossen. Sie wollen seine Geschichte von mir hören? – Nun gut – ich habe keinen Grund, sie zu verschweigen; was ich Ihnen erzählen werde, gereicht mir nicht zur Schande.
    Jetzt sitze ich hier vor Ihnen mit meinem krummen Buckel und habe keine gerade Rippe mehr am ganzen Leibe, aber es hat eine Zeit gegeben, da war der Korporal Henry Wood der strammste Soldat im 117. Regiment. Wir waren damals in Indien stationiert, der Ort hieß Bhurtee. Der jüngst verstorbene Barclay war Unteroffizier in derselben Kompanie wie ich; die angebetete Schönheit des Regiments aber, das herrlichste Mädchen, welches je auf Erden gelebt hat, war Nancy Devoy, die Tochter des Feldwebels. Zwei Männer bewarben sich um ihre Hand, und sie erwiderte die Liebe des einen. Sie sehen mich armen Krüppel hier am Feuer kauern und werden lächeln, wenn ich Ihnen sage, daß sie mich liebte, weil meine stattliche Gestalt ihr so wohl gefiel. Nancys Herz gehörte mir, aber ihr Vater hatte sich in den Kopf gesetzt, daß sie Barclay heiraten solle. Ich war nur ein leichtes Blut, ein rechter Sausewind, und er hatte höhere Bildung genossen und stand bei den Vorgesetzten gut angeschrieben. Das Mädchen aber hielt treulich zu mir und ich hoffte schon, sie würde mein eigen werden, als der Aufstand losbrach und alle Schrecken der Hölle rings umher im Lande wüteten.
    Unser Regiment war in Bhurtee eingeschlossen, samt einer Abteilung Artillerie, einer Kompanie Sikhs und Scharen von Bürgersleuten, Frauen und Kindern. Zehntausend Rebellen standen rings um die Stadt und bewachten uns, wie eine Meute Jagdhunde das eingefangene Wild. In der zweiten Woche der Belagerung stellte sich Wassermangel ein, und die Frage entstand, ob es möglich sein würde, uns mit General Neill in Verbindung zu setzen, der mit seinem Heer das Land heraufgezogen kam. Uns samt allen den Weibern und Kindern bis zu ihm durchzuschlagen, war ein Ding der Unmöglichkeit; wir konnten nur auf Rettung hoffen, wenn er uns Entsatz 1 brachte. In dieser Not trat ich vor und sagte, ich wolle versuchen, mich bis zu General Neill durchzuschleichen, um ihm Kunde zu bringen von unserer gefährlichen Lage. Man ging auf mein Anerbieten ein, und da Barclay die Umgegend besser kannte als irgend jemand, besprach ich den Plan mit ihm, und er zeichnete mir genau die Route auf, die ich einschlagen mußte, um durch die Rebellenlinien zu kommen. Noch dieselbe Nacht begab ich mich um zehn Uhr auf die Reise. Es galt zehntausend Menschenleben zu retten, aber ich dachte damals nur an sie , als ich in der Finsternis über die Festungsmauer stieg.

    Mein Weg ging durch ein ausgetrocknetes Flußbett, in welchem ich mich vor den feindlichen Schildwachen zu verbergen hoffte; aber als ich um eine Ecke bog, lief ich geradeswegs sechs Männern in die Arme, die dort im Dunkeln auf mich lauerten. Mit einem Schlag war ich zu Boden gestreckt und rasch an Händen und Füßen gebunden. Weit niederschmetternder aber war es für mich, als ich wieder zum Bewußtsein kam und auf ihre Reden horchte, von denen ich genug verstand, um zu begreifen, daß mein eigener Kamerad, der mir den Weg vorgezeichnet, mich mit Hilfe eines eingeborenen Dieners verraten und den Feinden in die Hände geliefert hatte.
    Ich brauche bei diesem Teil meiner Geschichte nicht lange zu verweilen. Bhurtee wurde

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