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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Ihnen nicht an?«
    »Er wollte seine wahre Persönlichkeit so lange wie möglich vor aller Welt verbergen, denn die Rachsucht seiner früheren Kameraden war ihm wohlbekannt. Deshalb verschwieg er sein schmachvolles Geheimnis. Und doch hätte das Gesetz seinen Schutz selbst einem so erbärmlichen Menschen, wie er war, nicht vorenthalten. Ja, ja, Lanner, der Schild des Gesetzes deckt den Verfolgten nicht immer in der Stunde der Gefahr, aber das Schwert der Gerechtigkeit ist stets bereit, die Missetat zu rächen.«
     
    Das ist die merkwürdige Geschichte des Doktors in der Brook Street und seines Patienten. Von den Mördern hat die Polizei seit jener Nacht keine Spur entdeckt; man vermutet, daß sie sich unter den Passagieren des englischen Dampfers › Nora Creina ‹ befanden, der vor einigen Jahren an der portugiesischen Küste, wenige Meilen nördlich von Oporto, mit Mann und Maus untergegangen ist. Das Verfahren gegen den Diener mußte aus Mangel an vollgültigen Beweisen eingestellt werden, und der Mord in der Brook Street blieb ein Geheimnis.
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    1 Strand ist eine Straße in London. Im Volksmund wird die Straße als »The Strand« bezeichnet, obwohl der Straßenname korrekt »Strand« heißt. 1897 geschah ein Mord vor dem Adelphi Theatre, auf den Bertolt Brecht in »Die Moritat von Mackie Messer« unter Erwähnung des Strand anspielt.
    2 Starrsucht, Scheintod, veraltete Bezeichnung.
    3 Lichtmeß, auch »Darstellung des Herrn« oder »Einführung Jesu in den Tempel« ist ein Fest, das am 2. Februar, dem vierzigsten Tag nach Weihnachten gefeiert wird.
    4 Die Guinee war eine von 1663 bis 1816 geprägte und im Umlauf befindliche britische Goldmünze. Ursprünglich betrug ihr Nennwert 20 Schilling, also ein Pfund Sterling.
    5 Grober Holzklotz, kleiner Schraubstock oder (hier wahrscheinlich) Eisenhaken

Der Marinevertrag
    Z u meinen besten Kameraden während der Schulzeit gehörte ein Knabe namens Percy Phelps; wir standen im gleichen Alter, doch war er mir um zwei Klassen voraus. Wegen seiner großen Begabung fielen ihm alljährlich die Preise zu, welche die Schule zu vergeben hatte, und noch beim Abgang verschaffte ihm sein vorzügliches Examen ein Stipendium, in dessen Besitz er seine Studien auf der Universität Cambridge mit Glanz fortsetzen konnte.
    Ich erinnere mich, daß er vornehme Verwandte hatte; sein Oheim mütterlicherseits war Lord Holdhurst, der berühmte Abgeordnete der konservativen Partei. Das wußten wir schon als ganz kleine Knaben, doch brachte es Phelps in der Schule keinerlei Vorteil; es war für uns nur ein Grund mehr, ihn tüchtig auf dem Spielplatz herumzuhetzen oder ihn, wenn sich die Gelegenheit bot, beim Kricket vors Scheinbein zu treffen.
    Bei seinem Eintritt in die Welt wurde das natürlich anders. Ich hörte noch gerüchtweise, er habe auf Verwendung einflußreicher Personen eine gute Anstellung im Auswärtigen Amt erhalten, für die ihn seine Begabung befähigte; dann verlor ich ihn jahrelang ganz aus dem Gesicht, bis er sich mir eines Morgens durch den folgenden Brief wieder ins Gedächtnis zurückrief:
     
    Briarbrae, Woking.
Mein lieber Watson!
    Ohne Zweifel erinnerst Du Dich noch von der Schulzeit her an Phelps, genannt ›Kaulquappe‹, der in der fünften Klasse war, als Du die dritte besuchtest. Möglicherweise hast Du auch erfahren, daß mir mein Onkel eine Stelle im Auswärtigen Amte verschafft hat. Diesen ehrenvollen Vertrauensposten habe ich seither bekleidet, aber ein entsetzliches Mißgeschick hat mit einem Schlage meine ganze Zukunft vernichtet.
    Es würde zu weit führen, wollte ich Dir mein Unglück schriftlich auseinandersetzen; falls Du auf meine Bitte eingehst, wirst Du ohnehin alle Einzelheiten aus meinem Munde hören müssen. Ich bin eben erst von einem Nervenfieber genesen, das mich neun Wochen lang ans Bett gefesselt hat, und ich fühle mich noch recht schwach. Könntest Du mich wohl besuchen und Deinen Freund Holmes veranlassen Dich zu begleiten? Ich möchte gerne seine Ansicht über den Fall hören, trotz der Versicherung der Polizei, daß sich nichts mehr tun läßt. Bitte, bringe ihn so bald wie möglich hierher; jede Minute wird mir zur Ewigkeit, solange ich noch in dieser entsetzlichen Spannung lebe. Sage ihm, daß es nicht ein Beweis von mangelndem Vertrauen ist, wenn ich ihn erst jetzt um Rat frage; ich war seit jenem Schicksalsschlag wie von Sinnen. Jetzt bin ich zwar wieder zu mir selbst gekommen, doch wage ich kaum an die Geschichte zu denken, weil

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