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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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dann der junge Mann und der Unbekannte zuletzt.«
    »Aber bester Holmes!«, rief ich.
    »Die Fußspuren lassen sich nicht verwechseln; schon gestern abend habe ich gelernt, sie zu unterscheiden. – Als die drei an Blessingtons Stube kamen, fanden sie zwar die Tür verschlossen, doch gelang es ihnen mit Hilfe eines Drahtes den Schlüssel umzudrehen. Selbst ohne Lupe können Sie die Kratzer hier am Schlüsselbart erkennen. Vielleicht schlief er noch oder war so von Furcht gelähmt, daß er nicht nach Hilfe rufen konnte. Aber selbst wenn er noch Zeit dazu hatte, ist der Schrei wohl ungehört verhallt. Das Haus hat dicke Wände.
    Nachdem sie ihrer Beute sicher waren, haben sie vermutlich eine Beratung gehalten – eine Art Gerichtssitzung. Sie muß einige Zeit in Anspruch genommen haben, denn währenddem sind die Zigarren geraucht worden. Der Alte saß im Lehnstuhl und rauchte aus der Zigarrenspitze, der jüngere hat dort drüben Platz genommen und die Zigarrenasche an der Kommode abgestrichen. Der dritte ist im Zimmer auf- und abgegangen. Blessington wird wohl aufrecht im Bett gesessen haben; das läßt sich aber nicht mit voller Gewißheit behaupten.
    Die Sache endete damit, daß sie Blessington packten und aufhängten. Es war schon alles so genau überlegt und vorbereitet, daß sie, wie ich glaube, eine Art Kloben 5 und kleine Winde oder Rolle mitgebracht haben, die als Galgen dienen und mittels der Schrauben an der Wand befestigt werden sollten. Als sie aber den Haken sahen, sparten sie sich natürlich die Mühe. Sobald ihr Werk getan war, machten sie sich aus dem Staube, und der Helfershelfer sperrte die Tür wieder hinter ihnen zu.«
    Wir hatten alle mit der größten Spannung auf den Bericht über die nächtlichen Ereignisse gehorcht, für welchen Holmes nur so kleine und geringfügige Anhaltspunkte besaß, daß wir seinen Schlüssen kaum zu folgen vermochten. Der Polizeibeamte eilte nun spornstreichs fort, um des Dieners habhaft zu werden, Holmes und ich aber kehrten in die Baker Street zurück.
    Gleich nach dem Frühstück stand mein Freund vom Tische auf. »Um drei Uhr bin ich wieder hier«, sagte er. »Ich habe für diese Stunde den Doktor und den Polizeibeamten zu einer Zusammenkunft hierher bestellt; dann werde ich hoffentlich alles aufklären können, was an der Sache jetzt noch dunkel ist.«
    Die beiden Herren fanden sich zur bestimmten Zeit ein, aber es wurde drei viertel auf vier, bevor mein Freund erschien. Als er eintrat, sah ich sofort an seiner Miene, daß ihm sein Vorhaben geglückt sein müsse.
    »Was gibt es Neues, Lanner?«
    »Wir haben den Diener.«
    »Vortrefflich, und ich habe die andern.«
    »Was – gefangen!?«, riefen wir alle drei.
    »Das nicht, aber ich weiß, wer sie sind. Der Mann, der sich Blessington nannte, ist auf dem Polizeiamt genau bekannt und seine Mörder nicht minder. Sie heißen Biddle, Hayward und Moffat.«
    »Die Räuberbande, die Worthingdons Bank geplündert hat«, rief Lanner erstaunt.
    »Ganz recht«, versetzte Holmes.
    »So war Blessington kein anderer als Sutton.«
    »Jawohl.«
    »Dann ist ja alles sonnenklar.«
    Trevelyan und ich sahen einander ganz verwirrt an.
    »Ihr werdet doch von dem großen Einbruchsdiebstahl in Worthingdons Bankhaus gehört haben«, sagte Holmes; »fünf Leute waren daran beteiligt, jene vier und ein fünfter namens Cartwright. Der Türhüter Tobin wurde ermordet, und die Diebe entkamen mit siebentausend Pfund. Das geschah im Jahre 1875. Sie wurden alle fünf festgenommen, aber die Beweise genügten nicht, sie zu überführen. Da wurde Blessington oder vielmehr Sutton, der Schlimmste der ganzen Bande, zum Verräter. Auf seine Aussage hin kam Cartwright an den Galgen, und die drei andern erhielten jeder fünfzehn Jahre Zuchthaus. Kürzlich wurden sie entlassen, einige Jahre, bevor ihre Strafzeit um war, und sie hatten nichts Eiligeres zu tun als den Verräter ausfindig zu machen und den Tod ihres Kameraden zu rächen. Ihre beiden ersten Versuche, ihm zu Leibe zu gehen, mißlangen, aber beim drittenmal erreichten sie ihren Zweck. – Verstehen Sie nun alles, Herr Doktor, oder kann ich Ihnen noch irgend eine Aufklärung geben?«
    »Sie haben uns alles merkwürdig übersichtlich dargestellt«, sagte Trevelyan. »Wahrscheinlich hatte er an dem Tage, als er so aufgeregt war, ihre Entlassung aus dem Zuchthaus in der Zeitung gelesen.«
    »Natürlich. Was er von dem Einbruch gefaselt hat, war die reinste Erfindung.«
    »Aber warum vertraute er sich

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