Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Hautfarbe. Am 9. März 1566, um acht Uhr abends, befand sich der Italiener im Schlafgemach der Königin. Ihr Mann und sechs weitere Höflinge drangen in das Zimmer ein und zerhackten buchstäblich den verhaßten Mann, der sich in seiner Todesangst in Marias Kleider verkrallte. Maria, im sechsten Monat schwanger, wurde ohnmächtig und erlitt beinahe eine Fehlgeburt. Das Kind, der spätere König James I. von England, wurde jedoch drei Monate später gesund geboren. Ein knappes Jahr danach wurde Lord Darnley ermordet.«
»Wenn nun der König ein Kind des Italieners war ...«, spann Coleen Dumbarton den Gedanken seiner Frau weiter, »wenn er Mischling war, wenn …«
»Dann hat das noch immer nichts mit Shakespeare zu tun. Außer …«
Das Licht in der Bibliothek erlosch.
»Was ist los, Coleen?«
»Ich weiß nicht …«
Kitty hörte Coleen schreien, dann spürte sie, wie ihr jemand ein übelriechendes Tuch auf das Gesicht preßte.
»Sie müssen sofort meine Frau anrufen, Holmes. Nicht auszudenken, wenn Elsa von der Polizei von meinem Tod in einer Gasexplosion erfährt. Sie würde das nicht überleben.«
»Entschuldigen Sie, Doktor, daß ich Ihnen das noch nicht mitgeteilt habe. Daran habe ich selbstredend gedacht. Ich telefonierte mit Ihrer verehrten Frau Gemahlin. Sie läßt Sie grüßen.«
»Sonst hat sie nichts gesagt?«, fragte Watson zaghaft.
»Natürlich. Sie war sehr erleichtert, daß es Ihnen gut geht.«
»Und?«
»Es ist unvermeidlich, also bringe ich es hinter mich. Ihre Frau Elsa hat mich beauftragt, Ihnen auszurichten, daß sie Sie liebt.«
Als Holmes Watson so glückselig lächeln sah, entschloß er sich, die tausend Küsse, die Elsa ihrem John geschickt hatte, zu unterschlagen.
Aus der lokalen Zeitung erfuhr Holmes vom Verschwinden des jungen Paares Kitty und Coleen Dumbarton. Er entschied sich, Mrs. Dumbarton in der Horton Road aufzusuchen.
Die Dumbartons wohnten in einem kleinen, bescheiden wirkenden Haus. Der Vorgarten, mit Efeu und Rhododendren-Stauden, war perfekt gepflegt. Vom Wohnzimmer aus, in das Joan Dumbarton den Detektiv gebeten hatte, sah man in den Blumen- und Gemüsegegarten, in dem ein Glashaus stand.
Der Detektiv bewunderte die Gefaßtheit der zierlichen, beinahe zerbrechlich wirkenden Frau, die das Verschwinden ihres Mannes sowie ihres Sohnes und dessen junger Frau bemerkenswert gefaßt aufgenommen hatte. Eine tüchtige, starke Frau, fand Holmes.
»Sie wollten ins Institut, um etwas zu klären. Seitdem sind sie verschwunden«, sagte Mrs. Dumbarton. »Was mich sehr beunruhigt, ist der Inhalt dieses Kuverts, das heute morgen in unserem Postkasten lag.«
Sherlock Holmes angelte die Handschuhe aus seinem Überzieher und öffnete vorsichtig den Briefumschlag, der ein Foto und einen handgeschriebenen Text enthielt. Das Foto zeigte Coleen und Kitty, schlafend, die Köpfe aneinander gelehnt. Der mit Tinte geschriebene Text lautete: WER STÖRT MICH HIER IN MEINEM ERNSTEN WERK?
»Ich nehme das Foto und den Brief mit«, sagte der Detektiv und bat, die Zimmer des jungen Paares nach Hinweisen durchsuchen zu dürfen.
Während er die Dachwohnung des Hauses systematisch durchkämmte, hörte er, wie eine aufgebrachte Männerstimme immer wieder forderte: »Führ mich sofort zu diesem Mann. Er hat hier nichts zu suchen. Ich erlaube es nicht, daß er in den Sachen unserer Tochter kramt.«
»Bei allem Verständnis, aber dieses Haus ist noch immer mein Haus, über das ausschließlich ich entscheide.«
»Du verstehst ja nicht, wie gefährlich und heikel die Situation ist«, ließ sich wieder der Mann vernehmen. »Das Leben unserer Kinder steht auf dem Spiel. Wir haben ein Kind verloren und wollen nicht auch noch das Leben unserer Tochter gefährden.«
»Es wird alles gut werden, Charles«, ertönte die Stimme einer weiteren Frau.
Sherlock Holmes, der seine Arbeit in der Wohnung des jungen Paares abgeschlossen hatte, kam mit einem goldgerahmten Hochzeitsfoto in der Hand die Treppe herunter und sah die beiden Besucher in der Vorhalle.
Ein perfekt gekleideter Mann mit Bürstenhaarschnitt, Mitte fünfzig, groß und eine stattliche, weißhaarige Frau standen Mrs. Dumbarton gegenüber.
»Mein Name ist Sherlock Holmes. Ich führe eine Untersuchung im Falle des ermordeten Dr. John Watson und habe mit Erlaubnis von Mrs. Dumbarton nach Hinweisen ihren verschwundenen Sohn betreffend …«
»Sie haben nichts in diesem Haus zu suchen », schrie der Schauspieler Charles Wolseley, der Vater
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