Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Dunning interessiert hatte. Aber wenigstens war der Inder noch da.
»Scotland Yard! Bleiben Sie sofort stehen!«, befahl er dem Laskaren, der sich in dem dunklen Korridor bewegte. »Ich habe einige Fragen an Sie.«
»Guten Morgen, Inspektor Kent«, antwortete der Mann trocken. »Ihr Zusammenstoß mit Clabber scheint die Lage für uns beide ein wenig prekär zu gestalten.«
»Heiliger Jesus!«, fluchte Kent leise. »Mister Sherlock Holmes! Seit drei Jahren tot, und immer noch mischt er sich ein.«
KAPITEL 5
Ein ganz normaler Auftrag
»Ich gab Sir Reginald mein Wort, dass ich das Verschwinden seines Bruders untersuchen würde«, berichtete Kent. »Es hat mich keineswegs abgeschreckt, dass ein paar hohe Tiere in Scotland Yard und im Innenministerium dieses Vorhaben für ziemlich peinlich halten.«
»Wie ich Sir Reginald ebenfalls erklärte, als er mich um Hilfe ersuchte«, entgegnete Holmes, der nun nicht mehr jene dunkle Hautfarbe aufwies, die ihn in einen ostindischen Seemann verwandelt hatte, und der auch wieder Kleidung trug, die eher zu einem Detektiv passte, der im Londoner West End wohnte.
»Wer war der Mann, mit dem Sie die Treppe hochgingen?«, wollte Kent wissen. »Er schien mir überaus neugierig in Bezug auf die eigenartigen Vorkommnisse im East End und das Schicksal eines Opfers, bei welchem es sich um den jungen Dunning gehandelt haben könnte.«
»Eher verzweifelt als bloß neugierig«, kommentierte Holmes. »Und ja, der Mann, nach dem er suchte, war William Dunning.«
»Als William Dunning oder als das jüngste Opfer?«
»Wie treffend«, antwortete Holmes. »Er suchte nach Opfern des großen Verschwindens , und bei dieser Suche stolperte er über William Dunning.«
»Wer ist er?«
Sie befanden sich in einem öffentlichen Badehaus unweit des Neptun , wo Holmes ein Schließfach gemietet hatte, in welchem er seine Kleidung und andere notwendige Utensilien weggeschlossen hatte. Nach dem Streit mit Clabber, der augenblicklich von einem weiteren Wirtshausschläger aus unbekanntem Grund in eine Gasse gezerrt worden war, und einem Wutausbruch des Wirts, weil ein Fenster im hinteren Teil des Schankraums zerbrochen worden war, gab es keinerlei Information mehr von der Geschäftsführung der Taverne, weder auf Umwegen noch direkt. Der Wirt hatte, nachdem man ihm mit einer polizeilichen Untersuchung seines oberen Stockwerks gedroht hatte, nur noch mürrisch geschwiegen.
»Er nannte seinen Namen nicht«, fuhr Holmes fort. »Doch ich war in der Lage, einiges über ihn herauszubekommen, bevor er aus dem Fenster auf das Dach des Vorbaus sprang und in der Dunkelheit davonrannte.«
»Was hat er gesagt?«
Holmes lächelte. »Nicht das, was ein Mann sagt, verrät am meisten über ihn, sondern wie er spricht, wie er handelt und nach außen hin erscheint.«
Kent seufzte. »Ich habe Lestrade und Gregson über Ihre Methoden sprechen hören, aber ich gebe zu, von ihrem Wert nicht unbedingt überzeugt zu sein. Natürlich ist die Theorie auch in der Polizeiarbeit von Wichtigkeit, doch ich ziehe klare Tatsachen vor, die nicht infrage gestellt werden können.«
»Wie beispielsweise die Tatsache, dass Sie vor Kurzem eine schöne Summe Geldes aus einer Erbschaft von einem Verwandten auf dem Land erhielten, die Sie jedoch genauso schnell wieder verloren, als Sie auf Werte in der Kolonie Kenia spekulierten?«, fragte Holmes.
»Woher zum Teufel wissen Sie das?«, brauste sein Gegenüber auf.
»Ihre Uhrkette ist fast neu und offensichtlich um einiges wertvoller, als sich ein Inspektor bei Scotland Yard leisten kann«, erklärte Holmes. »Die Uhr selbst ist jedoch keineswegs neu, und obgleich sie zuvor blank poliert war, haben Sie sie mittlerweile vernachlässigt. Am Rand der Uhr sind grob die Initialen F und J eingraviert; möglicherweise ein Cousin, wahrscheinlich aber eher ein Lieblingsonkel. Nur ein Mann, der keinen Uhrmacher kennt, würde selbst seine Initialen in ein abgerundetes Gehäuse ritzen, und es erfordert schon eine gewisse ländliche Naivität, das mit einem Taschenmesser zu unternehmen. Die Uhr war ein Teil Ihres Erbes, aber die Kette dazu haben Sie selbst gekauft, weshalb auch die Qualität nicht zur Uhr passt. Sie haben den Löwenanteil Ihres geerbten Vermögens in Unternehmen in Kenia gesteckt, vielleicht in eine oder mehrere Kaffeeplantagen, denn warum hätten Sie sonst ein Exemplar des Mombassa Registers in die Innentasche Ihres Mantels gesteckt? Ich entdeckte dies, als Sie sich aus
Weitere Kostenlose Bücher