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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
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Schreiberlings, aber ich wäre auch nicht überrascht, wenn sie von einem kleinen Bediensteten des Innenministeriums lanciert wurde.«
    »Blasse, unwirkliche Gestalten, die aus dem Nichts heraus auftauchen und ebenso plötzlich wieder verschwinden«, dachte Holmes laut. »Für gewöhnliche und nicht scharf genug urteilende Hirne eben Geister.«
    »Sie sehen doch darin nichts Übernatürliches, Mister Holmes?«
    »Was ist schon übernatürlich, außer man beobachtet die Natur nur ungenügend und versteht sie nicht«, erwiderte der Detektiv. »Einige unserer Vorfahren malten sich blau an und erbauten Steinkreise, um die Geister zu erfreuen, von denen sie glaubten, dass sie unter ihnen lebten, die Sonne dazu brachten, aufzugehen, und die Ernte positiv beeinflussten. Wir beobachten die Sterne durch Teleskope und praktizieren wissenschaftlich gesteuerten Anbau, aber der moderne Mensch kann sich noch immer nicht von dem blau angemalten Wilden lösen. Deshalb gibt es bei uns nach wie vor Astrologen, angebliche Zauberer und Leute, die an Gespenster oder Geister glauben.«
    »Was man im East End gesehen hat, waren keine Geister«, beharrte Kent.
    »Ganz eindeutig nicht«, stimmte Holmes zu. »Diejenigen, die hier an Geister glauben, bringen sie nicht mit dem Verschwinden der Menschen in Verbindung, während jene, die nicht an Geister glauben, nichts in der Hand haben, was sie mit dem Verschwinden verbinden können.«
    »Diese Geister sind nichts Übernatürliches, aber sie sind böse«, stellte Kent fest.
    Holmes nickte. »Darin sind wir uns vollkommen einig.«
    Während sie weiterschritten, tauschten sie leise Informationen über die Geister und das Verschwinden aus. Man hatte die hohe Zahl an vermissten Personen vor etwa drei Monaten bemerkt, aber es hatte vermutlich schon vorher begonnen. Die Opfer rekrutierten sich für gewöhnlich aus jenen armen Bevölkerungsschichten, deren Individuen man kaum jemals vermisste und deren Verschwinden man ihrem Mangel an Verantwortung zuschrieb, einem unglücklichen Sturz nach übermäßigem Genuss von Gin oder einem der Mordbuben aus Londons beachtlich großer krimineller Unterwelt. Erst als die Anzahl der Verschwundenen extrem anwuchs, begannen die Menschen aufzuhorchen. Die meisten Londoner hofften, dass es sich lediglich um eine neue Mordwelle handelte und musterten die Wasser der Themse, um Leichen zu entdecken, die nicht gleich wieder an die Oberfläche getrieben waren.
    Das Beobachten der Geister hatte erst später begonnen; einer der Gründe, warum die Journalisten und Sozialtheoretiker der Stadt sie keinem gemeinsamen Ursprung zugeschrieben hatten. Jene, die diese blassen, dahinhuschenden Gestalten erspäht hatten, sagten für gewöhnlich aus, sie schienen aus dem Erdboden emporgestiegen zu sein, aber denjenigen, die am ehesten in der Lage waren, sie zu beobachten – einfache Arbeiter oder gar solche, die nicht mit irgendeiner ehrlichen Arbeit beschäftigt gewesen waren –, glaubte man am wenigsten. Die Geister wurden als klein, schlank und sehr schnell beschrieben, und sie bevorzugten dunkle Nächte und dichten Nebel. Viele, die ihre Existenz ableugneten, waren rasch bereit, die Erscheinungen als alkoholische Trugbilder darzustellen; zu rasch, wie Inspektor Kent fand.
    »Wenn so viele Leute etwas Ähnliches sehen«, sagte er, »muss man jenseits des Charakters der Beobachter blicken und einräumen, dass etwas dahinterstecken könnte. Falls Ihnen die Bezeichnung Geister im Hals stecken bleibt, nennen Sie es anders, aber lehnen Sie es nicht einfach aus unbegründeten Vorurteilen heraus ab.«
    »Sind Sie zu einem Urteil gekommen, Inspektor?«
    »Menschen oder vielleicht irgendwelche eigenartigen Tiere … ich kann es nicht sagen, Mister Holmes«, versicherte ihm Kent. »Aber ich glaube, sie benutzen das Abwassersystem der Stadt, um sich fortzubewegen.«
    »Das sehe ich ähnlich. Auf welcher Basis beruht Ihr Schluss?«
    »Ich habe die Sichtungen auf einem Stadtplan von London abgesteckt«, erklärte Kent »Der Zusammenhang war fast eindeutig: In den meisten Fällen stimmten sie mit direkten Zugängen zu den größten Abwasserkanälen oder zumindest zu einem der Seitenkanäle überein.«
    »Gute Arbeit!«, lobte Holmes. »Haben Sie auch die Orte miteinander verbunden, an denen Menschen verschwunden sind?«
    »Das habe ich. Die Übereinstimmung war nicht derartig auffallend, aber dennoch nicht zu übersehen. Meiner Meinung nach hängen die Ereignisse eindeutig miteinander

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