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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
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zusammen.«
    »Und Ihre Vorgesetzten?«
    »Lehnten meine Schlussfolgerungen daraus rundweg ab.«
    Holmes seufzte und schüttelte den Kopf. »Ihre Methode, das Problem anzugehen, war durch und durch konventionell, nicht ganz ohne Originalität, aber auch nicht gerade sprühend vor Fantasie. Ich bin es gewohnt, dass Menschen nicht in der Lage sind, zu sehen, was ich so leicht erkennen kann, aber nur ein besonders stumpfes und grobes Hirn wird die nicht zu leugnende Realität von beweisbaren Vorfällen abstreiten, wenn sie so klar auf einem käuflichen Stadtplan markiert sind!«
    Kent blieb plötzlich stehen, packte Holmes am Arm und zog ihn in den Schatten einer Hausmauer. »Die Gasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite«, flüsterte er. »Eine kleine Gestalt, die sich in die Dunkelheit drückt.« Er wollte nach seinem Revolver greifen, doch Holmes fasste nach seiner Hand und hielt ihn zurück.
    »Das ist einer meiner Irregulars, der mich sucht, um mir etwas zu berichten.«
    »Irregulars?«, fragte Kent und runzelte die Stirn. Er starrte die Gestalt an, die aus der Gasse kam, und seine Augen wurden groß. »Ein Kind?«

 
     
KAPITEL 6
     
    Die Geister des East End
     
    »Hier drüben sind wir, Jimmy!«, rief Sherlock Holmes leise und trat in den trüben Lichtschein der flackernden Gaslaternen.
    Der Junge war nicht älter als zehn oder elf, aber er bewegte sich großspurig wie ein doppelt so alter Mann. Er war ärmlich, aber sauber gekleidet, und Kent hätte gewettet, dass die Ausbeulung an seiner linken Wade entweder auf ein Messer oder einen Totschläger hinwies. Sein Haar leuchtete auch bei diesem Licht knallrot, und sein Gesicht wies Sommersprossen auf wie das eines Bauernjungen.
    »Morgen, Mister Olmes«, grüßte der Bursche fröhlich, obgleich er dabei Holmes' Begleiter misstrauisch anschielte.
    »Es ist alles in Ordnung, Jimmy«, versicherte ihm Holmes. »Das ist Detektive-Inspektor Kent. Du kannst frei sprechen.«
    Der Polizist und der Straßenjunge – Gegner, die plötzlich auf neutralem Grund aufeinandertrafen – gönnten sich gegenseitig ein kurzes Nicken.
    »Ich un meene Freunde sin durch Chapel und Charters gelaufen und ham nach Neuichkeiten wegn dem Verschwinden und den verdammten Geistern gesucht, wie Se wollten, Mister Olmes«, erklärte der Junge.
    »Mit welchem Erfolg?«
    »Wie Se sagten, Mister Olmes ... Die Leut sehn mehr, als was gesagt oder geschrieben wird, und man muss se nur fragen, und wir ham gefragt. Die Leut wollns ja erzähln, se warten nur drauf, weil se nich allein sein wolln mit ihre Albträume, wenn se vor Angst bibbern.«
    »Dann berichte, Jimmy.«
    Die Armen im Londoner East End hatten viel mehr gesehen, als jemals in einer der fünfhundert Zeitungen der Stadt berichtet wurde. Einige waren bedroht worden, damit sie schwiegen, aber viele andere hatte man einfach nie gefragt.
    Zu keiner Zeit seit den grässlichen Morden von Jack the Ripper 1888 hatten sich so viele der Ärmsten Londons ständig in der Nähe ihrer armseligen Behausungen aufgehalten, aus denen sie für gewöhnlich zu entkommen versuchten. Nur jene, denen nichts anderes übrig blieb, wagten sich in der Dunkelheit auf die Straßen, vor allem in nebligen Nächten. Der Terror hatte die östliche Hälfte Londons gepackt. Ein Mann torkelte aus einer Bar und wurde nie mehr gesehen; eine Mutter drehte ihrem weinenden Baby den Rücken zu, und plötzlich brach das Weinen abrupt ab; ein Mann stolperte oder wurde von den Beinen gerissen und erreichte nicht einmal den Boden.
    An der Chaussee von Limehouse flüsterten sich die abergläubischen Chinesen Geschichten über bleiche Dämonen zu, tödlicher noch als die geheimnisumwobenen Yetis der Schneeberge ihrer Heimat. Kanalarbeiter erzählten trunkene Geschichten von weißen Tieren, die durch die verborgenen Gänge der anrüchigen Unterwelt Londons huschten, und vom gedämpften Rumpeln mysteriöser Maschinen, das man in den unbekannten Tiefen vernahm, wo Schweigen herrschen sollte. Schiffe im Hafen und bereits gelöschte Ladungen wurden von ungesehenen Händen geplündert, obgleich niemand sich den Gütern unbemerkt hätte nähern können. Niemand wagte sich mehr bei Nacht in die Parks.
    In dem mit Gerüchen übersättigten London drang gelegentlich ein neuer Gestank an die Nasen, der entweder von den nächtlichen Brisen auf den alten Straßen getragen wurde oder aus muffigen Tiefen herausströmte. Dieser Gestank hatte nichts mit jenem von Pferden oder Menschen zu tun, den

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