Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
Road hinab, vorbei an dem imposanten Renaissancegebäude des Königlichen Instituts selbst. Am Queen's Gate winkten sie einer vorbeifahrenden Droschke. Kaum zehn Minuten später setzte diese sie vor dem Cheyne Walk Nummer 93 in Chelsea ab, einem lang gezogenen Weg am Flussufer, der von Bäumen gesäumt wurde und von dem Parkwege abzweigten, an welchen wiederum eine Reihe von aus roten Klinkersteinen erbauten Häusern im Stil von Königin Anne oder König George lag. Manche wiesen schmiedeeiserne Tore auf und andere wiederum umbaute Veranden. Der dunkle Lauf der Themse war in Nebel gehüllt, doch das Plätschern klang wie ein sanftes Schlaflied in ihren Ohren.
»Wenn man eine Ecke von London sieht, die so ruhig und friedlich wirkt«, bemerkte Kent, »kann man sich kaum vorstellen, dass irgendetwas in dieser Welt nicht in Ordnung sein könnte.«
»Ja, es schläfert einen Teil des Gehirns ein«, gab Holmes zu, »doch es lässt einen anderen Teil erschauern, denn die uralte Redensart von der Stille tiefer Wasser trifft sehr wohl zu, wenn es um die Seelen unserer Mitmenschen geht. Eine bürgerliche Fassade macht uns oft blind gegenüber dem Bösen, das darunter verborgen liegt.« Er sah sich um. »Dennoch ist es eine angenehme Gegend mit vielen literarischen und künstlerischen Verbindungen. Interessant, wenn auch eigenartig anmutend, dass ein mit den komplexen Funktionen der Geometrie befasster Mathematiker sich unter Persönlichkeiten wie Carlyle, Whistler, Rossetti, Swinburne und Eliot ansiedelt ... aber vielleicht ist es auch natürlich, bedenkt man die esoterische Natur der mathematischen Gebiete, die er erforscht.«
»Mathematik und esoterisch?«, fragte Kent erstaunt. »Was ist denn esoterisch an einem Stundenplan, oder dass zwei plus zwei vier ergibt? Oder an Eisenbahnfahrplänen?«
»Ich habe Hintons Studien nicht gelesen, aber da der stellvertretende Rektor Dawning die Bezeichnung höhere Dimensionen der Geometrie verwendete, ist mir dies Warnung genug, dass wir es nicht mit der einfachen Schularithmetik zu tun haben.«
»Höhere Dimensionen?«, wiederholte Holmes' Begleiter mit einem hörbaren Schnauben. »Und was hat das mit unserer Suche zu tun? Was wir von ihm wollen, ist keine Lektion über imaginäre Zahlen, sondern Auskunft darüber, was er über den Aufenthaltsort von Mister Maddoc weiß und ob es tatsächlich jener Maddoc ist, den wir suchen.«
»Man könnte fast glauben, dass auch Sie eine walisische Ader haben, Inspektor«, spottete der Detektiv mit einem flüchtigen Lächeln. »Wir werden also Mister Charles Hinton wecken und all jenes, vielleicht sogar mehr, von ihm in Erfahrung bringen.«
Auf ihr Klopfen hin öffnete ein Mann Anfang vierzig im Morgenmantel, machte jedoch die Tür nur einen Spalt weit auf. Eine Öllampe mit ungekürztem Docht in der Hand, gab er sich als Charles Howard Hinton aus und wollte wissen, mit wem er es so spät am Abend noch zu tun habe. Nachdem Inspektor Kent seine Ausweispapiere vorgezeigt und seinen Begleiter vorgestellt hatte, ging die Tür ganz auf, sodass sie eintreten konnten.
Hinton führte sie in eine Wohnstube, wo er die Gasleuchten anzündete. »Nun, was wünschen Sie?«
»Kennen Sie jemanden namens Maddoc?«, fragte Kent.
Hintons Miene verfinsterte sich. »Ich kenne einen Pfuscher und Betrüger namens Maddoc. Moesen Maddoc. Falls das alles ist, was Sie wissen möchten, bitte ich Sie nun, zu gehen.«
Kent war sichtlich ungehalten ob der Grobheit dieses Mannes, und weder er noch Holmes machten Anstalten, die Wohnung zu verlassen. Stattdessen gab er eine Beschreibung des Mannes ab, den sie im Neptun gesehen hatten.
»Ja, das trifft auf Maddoc zu.« Hinton beugte sich nach vorn und grinste. »Sagen Sie mir, dass der Kerl etwas ausgefressen hat und sich auf gutem Wege nach Dartmoor in Devon befindet.«
»Soweit ich weiß, tut er das nicht«, entgegnete Kent. »Im Augenblick wären wir froh, wenn wir mit ihm über gewisse Nachforschungen sprechen könnten, die wir angestellt haben.«
Hinton grummelte.
»Offenbar bestehen gewisse Animositäten zwischen Ihnen beiden«, bemerkte Holmes, »welche über etwaige Meinungsverschiedenheiten bezüglich mathematischer Fragen hinausgehen dürften. Hassen Sie ihn wirklich so sehr, bloß weil seine Sichtweise der höheren Geometrie Ihren Theorien widerspricht?«
Hinton warf seinem Gast einen bösen Blick zu. »Glaubt irgendjemand von Ihnen beiden daran, dass Reisen in die vierte Dimension möglich sind?«
»Die
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