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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
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umfangreicher«, erklärte Wells genauer. »Ich nenne diese literarische Form Wissenschaftsroman. Sie bedient sich vieler typischer Stilmittel aus der Romantik, beruft sich jedoch auch auf wissenschaftliche Theorien.«
    »Beispielsweise jene, wonach Zeitreisen im Bereich des Möglichen liegen?«
    Wells' Augen begannen aufgrund dieser Worte zu strahlen. »Mister Holmes, ich habe schon viele absonderliche Gerüchte über Sie, Ihre Beobachtungsgabe und investigativen Fähigkeiten gehört, doch woher um alles in der Welt wissen Sie, welchem Thema ich mich gegenwärtig widme?«
    »Demnach stimmt es, dass die geometrischen Theorien von Moesen Maddoc Ihnen als Stoff für eine Erzählung dienen«, schlussfolgerte Kent.
    »So ist es«, gestand Wells verblüfft. »Ist Ihnen, Gentlemen, vielleicht Die Argonauten der Zeit ein Begriff? Ein Werk, das ich vor einigen Jahren verfasst habe.«
    Holmes und Kent verneinten.
    »Nun, die Geschichte wurde veröffentlicht, obwohl ich die Idee nicht konsequent bis zum Ende ausgearbeitet hatte«, gab der Schriftsteller zu. »Gerne würde ich, so dies möglich wäre, den Gesamtbestand aller drei aufeinanderfolgenden Ausgaben der Zeitschrift aufkaufen, in welcher sie abgedruckt war. Wie Sie bereits angedeutet haben, Mister Holmes, verarbeitete ich darin relativ frei und auf recht abgeschmackte Weise gewisse Gerüchte über Maddoc aus der Zeit, als wir gemeinsam am Royal College waren, das damals noch Normal School of Science hieß, sowie teilweise auch die verstiegenen Ansichten von Professor Charles Hinton über die wundersame Welt der höheren Geometrie.«
    »Professor Hinton war es, der uns an Sie verwiesen hat«, ließ Holmes ihn wissen.
    »Ich wusste gar nicht, dass der alte Junge wieder in London weilt«, wunderte sich Wells. »Nach der Veröffentlichung von Die Argonauten der Zeit haben wir uns alle mehr oder weniger überworfen. Maddoc hat mir meine literarische Narretei allerdings schneller verziehen als Hinton.«
    »Da Sie Maddocs Theorien bereits vor Jahren verarbeitet haben«, sprach Kent weiter, »schreiben Sie nun an was genau?«
    »Die Thematik ist mittlerweile weiter gefasst und als Gesellschaftskritik zu verstehen, ein Kommentar zum Klassenkampf, der die Menschen eines Tages spalten wird, wenn wir es nicht vollbringen, eine Welt zu erschaffen, in der jeder gleich ist«, führte Wells aus. »Zudem habe ich den ursprünglich leicht stupiden, fast scherzhaften Titel aufgegeben und mir einen angemesseneren ausgedacht, der gleichwohl sehr pathetisch klingt: Die Zeitmaschine . Allerdings verstehe ich nicht, weshalb Scotland Yard Interesse an einem Phantasieroman mit wissenschaftstheoretischen Anleihen hat.«
    »Es geht nicht um den Roman an sich«, erklärte Kent, »sondern um Maddoc. Wir suchen nach ihm. Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen oder wissen Sie, wo er steckt?«
    »Ich habe ihn vor nicht allzu langer Zeit bei sich zu Hause in Richmond besucht, in der Nähe des Cholmondeley Walk am Green Park. Er wirkte damals vollkommen verängstigt. Er hatte mich und ein paar andere Gleichgesinnte an jenem Abend zum Essen eingeladen. Was er uns zu diesem Anlass offenbarte, hat mich auch dazu bewogen, meine Aufzeichnungen zum Thema erneut durchzusehen. Ideen, die beinahe ein Jahrzehnt lang in meinem Kopf herumspukten, drängten sich wieder auf, sodass ich endlich eine schlüssige Geschichte daraus stricken konnte.«
    »Was genau hat er Ihnen offenbart, Mister Wells?«, hakte Kent nach.
    »Seine Maschine«, antwortete Wells in einem etwas verzweifelten Tonfall. »Moesen Maddoc hat eine Zeitmaschine gebaut, die funktioniert und mit der er bereits in die Zukunft gereist ist. Gestatten Sie mir, das weiter auszuführen ...«

 
     
KAPITEL 8
     
    Das Phantom von Richmond
     
    Inspektor Charles Kent und Sherlock Holmes saßen einander im Abteil des vorletzten Zugs nach Richmond gegenüber, der das wirre Gleisnetz der Waterloo Station jeden Augenblick hinter sich lassen sollte. Sie befanden sich allein im Waggon, und Holmes hatte, nachdem sie von Wells fortgegangen waren, den ganzen Weg von St. Pancras aus geschwiegen. Auch jetzt ruhte sein Kinn auf der Brust, während er, die Augen halb geöffnet, vehement an der Tonpfeife zog, die fest zwischen seinen Zähnen klemmte.
    Sherlock Holmes war schon ein seltsamer Vogel, dachte Kent, während er zum Fenster hinaussah und das Spiegelbild seines Begleiters betrachtete. Er wusste sich keinen Reim auf die versponnenen Erläuterungen zu machen, die

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