Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
Vom Netzwerk:
niemand wusste, ob er tatsächlich betete oder bloß fluchte.
    »Fällt es Ihnen so schwer, Inspektor, an die Existenz der Morlocks zu glauben, wenn Sie diese Frau sehen und daran denken, unter welch unwürdigen Bedingungen die Menschen dort drin im Schmutz zusammengepfercht leben?«, fragte Maddoc. »Befinden sich die Bewohner des East End nicht auf dem besten Weg, Morlocks zu werden?«
    »Es sind immer noch Menschen , Sie verdammter ...!«, grollte Kent. »Sie mögen am unteren Ende der Gesellschaft rangieren, werden jedoch ungeachtet der Frage, wie sehr Suff und Lotterleben sie abgestumpft haben, immer noch vom göttlichen Funken beseelt.«
    »Aber Inspektor, Sie haben doch schon die gleichen ...«
    »Gentlemen!«, unterbrach Holmes. »Sie dürfen gerne weiter über Biologie oder Theologie diskutieren, aber bitte nicht jetzt. Sollten wir das hier überleben, haben Sie später genügend Zeit dazu.«

 
     
KAPITEL 12
     
    Das Ding unter der Stadt
     
    »Der Einstieg ist gleich dort drüben«, erklärte Maddoc. »Obwohl er sich sehr nahe am Zentrum ihrer Kolonie befindet, nutzen die Morlocks ihn nicht, um bei Nacht an die Oberfläche zu gelangen.«
    Sie näherten sich einem Abwasserkanal zwischen zwei dicht nebeneinander stehenden Gebäuden, der bis zu einem rostigen Tor verlief. Die mit Pflastersteinen ausgelegte Rinne war feucht und voller Abfall. Der Moder, mit welchem der Grund überzogen war, wurde nicht vollständig ins Rohr nach unten gespült und schimmerte an der Oberfläche manch abgestandener Pfütze. Kent und Maddoc versuchten, den aufziehenden Gestank nicht zu beachten, als sie das Gatter aus der Fassung hoben und zur Seite stellten.
    Sherlock Holmes schaute hinauf in den grauen Morgenhimmel. »Ich wäre lieber im Dunkeln hinabgestiegen, aber wir können nicht noch länger warten und damit das Leben derer gefährden, die vielleicht noch dort unten ausharren.«
    Kent verstand den Detektiv nicht. »Warum?«
    »Morlocks sind nachtaktiv«, übernahm Maddoc. »Nach mehreren Jahrhunderten in ihren Höhlen sind ihre Augen sehr lichtempfindlich geworden. Wir können die Helligkeit gegen sie einsetzen.«
    »Ach, deshalb die Blendleuchten?«, dämmerte es dem Inspektor.
    »Sobald der Morgen graut, werden sie in ihre Unterkünfte zurückkehren«, führte Maddoc weiter aus. »Wenn wir vorher dorthin gelangen oder ...« Er unterbrach sich. »Hätte ich mich bloß nicht dazu hinreißen lassen, die Zeitmaschine zu zerstören. Ich könnte ...«
    »Eigentlich, Mister Maddoc«, bemerkte Holmes kalt, »hätte ich erwartet, dass gerade Sie sich der Gefahr bewusst sind, in die man sich begibt, wenn man, sagen wir ... Schindluder mit der Zeit treibt.«
    Maddoc schaute zur Seite und schwieg.
    »Also gut.« Kent hatte seinen Revolver gezogen und wollte gerade hinabsteigen. »Himmel, was für ein Gestank!«
    Die drei Männer tauchten in die ewige Nacht von Londons Kanalsystem ein, als die Sonne sich gerade zaghaft über der Großstadt erhob. Sie kamen nicht weit, ohne auf ihre Leuchten zurückgreifen zu müssen, allerdings ließen sie die Blenden fast gänzlich geschlossen, sodass nur ein hauchdünner Lichtstrahl nach außen drang. Bei Bedarf konnten sie die Vorrichtung aber leicht zur Gänze öffnen. Dank des schwachen Scheins der Straßenlaternen, der durch die Kanaldeckel fiel, empfanden sie es als hell genug.
    In dem Gewölbe stank es erbärmlich nach den Fäkalien von Mensch und Tier. Die Wände bestanden fast ausschließlich aus Backsteinen, die wohl noch aus der Zeit der Reform der Armengesetze im Jahre 1843 stammten. Die Behörden hatten die Abwasserprobleme der Oberschicht schon vor rund zweihundert Jahren weitestgehend behoben, doch einige Bereiche des Systems blieben nach wie vor nur mit hartem, undurchlässigem Lehm verkleidet. Die Nitrate im Wasser hatten die Mauern geweißt, und von der Decke hingen kurze Stalaktiten herab. Im fahlen Licht brachen sich die Spektralfarben des schlammigen Wassers, durch das sie mit ihren Stiefeln wateten, eine von Naphthalin und anderen Chemikalien, die von der Oberfläche herabsickerten, verseuchte Brühe.
    »Wie kann irgendein Lebewesen es hier aushalten?«, fragte Kent mit bemüht leiser Stimme.
    »Zwangsläufige Anpassung«, warf Maddoc ein. »Evolution.«
    »Die Kollegen von Scotland Yard sollten just in diesem Augenblick einsteigen«, kündigte Kent an.
    »Pinkertons Leute ebenfalls«, fügte Holmes hinzu.
    Wie zur Bestätigung ihrer Worte drangen aus großer Entfernung

Weitere Kostenlose Bücher