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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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Freund Sherlock Holmes.
    »Ich jedenfalls werde mir diese widerliche Zurschaustellung so genannter Wilder nicht ansehen«, meinte Holmes erbost.
    Wir schrieben das Frühjahr 1887. In Kürze würde unsere hochverehrte Herrscherin Queen Victoria ihr goldenes Thronjubiläum begehen und sich erstmals seit dem Tod ihres geliebten Gatten Albert im Jahre 1861 wieder in der Öffentlichkeit zeigen. Aus diesem Anlass sollte der weltberühmte Scout und Büffeljäger William Frederick Cody mit seiner Wildwestshow nach London kommen. In allen Zeitungen, auf Plakaten und illustrierten Flugblättern wurde Buffalo Bill's Wild West als Jahrhundertsensation angekündigt. Ich freute mich natürlich riesig darauf, denn ich hatte als schon gar nicht mehr so kleiner Junge – genau genommen war ich bereits Student gewesen – James Fenimore Coopers Leatherstocking Tales gelesen, in der Londoner Ausgabe von 1868, die ich beim Buchantiquar preisgünstig erstanden hatte. Und weil ich aus meiner Begeisterung für den Wilden Westen keinen Hehl machte, hatten mir vor ein paar Jahren ein paar nette Kollegen Ned Buntlines Biographie Buffalo Bill – The King of the Border Men geschenkt. Ein Buch, das ich regelrecht verschlungen hatte.
    Während mich die Aussicht, echte Rothäute, womöglich mit einem Kopfschmuck aus Adlerfedern, sehen zu können, von Grund auf begeisterte, blieb Holmes skeptisch. Seine Vorstellung von Freiheit schloss es aus, dass Menschen sich für Geld anderen Menschen zur Schau stellten, noch dazu als so genannte Wilde . Als Mensch, Mediziner, Soldat und Gentleman musste ich ihm natürlich zustimmen, aber als begeisterter Leser? Da konnte ich einfach nicht Nein sagen und hatte mir längst eine Eintrittskarte reservieren lassen.
    »Mit diesem Büffel-Willie will ich auf gar keinen Fall etwas zu tun haben«, bekräftigte mein Freund noch einmal und wollte sich seinem Verbrecheralbum zuwenden, in dem ein paar neue Einträge vorzunehmen waren. Ich sagte nichts und begann, einige Notizen zu ordnen, als laut und vernehmlich eine Droschke vor dem Haus hielt, gleich darauf eine zweite. Holmes hielt lauschend inne, bis die Hausglocke erklang.
    »Zwei Personen, männlich«, konstatierte mein Freund. »Ausländer wohl, deren Anliegen dringlich ist. Und ein dritter Mann, Engländer.«
    »Wie können Sie das wissen, Holmes?«, fragte ich erstaunt.
    »Haben Sie es nicht gehört? Zwei Kutschen hielten kurz hintereinander vor dem Haus. Bei der ersten wurden fast zur gleichen Zeit die Türen zugeschlagen. Das heißt, zwei Fahrgäste stiegen nicht hintereinander durch die Kutschtür am Straßenrand aus, sondern gleichzeitig links und rechts. Das ist ungewöhnlich für Engländer und spricht für ihre Eile. Der zweiten Kutsche dagegen entstieg ein dritter Mann und folgte den beiden ersten, allerdings recht langsam. Die beiden dagegen sprangen die Vortreppe fast hinauf und die Glocke erklang unmittelbar, nachdem die Kutsche wieder angerollt war. Dem Gang nach sind die Fahrgäste der ersten Kutsche Herren, denn sie tragen schweres Schuhwerk, Stiefel wahrscheinlich. Der dritte Besucher ist Lestrade. Sein charakteristisches bellendes Husten ist eindeutig. Nun, gleich werden wir mehr wissen!«
    Schritte auf der Stiege zeigten an, dass unsere Besucher bereits im Anmarsch waren. Es klopfte. Mrs. Hudson trat ein. »Mr. Holmes«, meldete sie artig, »Sie haben Besuch! Aus Amerika!«
    »Wir lassen bitten!«
    Der hoch gewachsene Mann, der an ihr vorbei ins Zimmer trat, war derzeit die vielleicht bekannteste Person Londons, wenn nicht gar des gesamten Empires. Sein langes Nackenhaar war ebenso blond wie sein Spitzbart und er zog beim Eintreten etwas den Kopf ein, als fürchte er, ihn sich am Türrahmen zu stoßen. Kein Zweifel, das war Buffalo Bill persönlich! Mrs. Hudson bot ihm an, Hut und Stock abzunehmen, doch er wollte beides offensichtlich nicht aus der Hand geben. Auch der zweite Besucher, der hinter Buffalo Bill hereinkam, gab seinen Cowboyhut nicht her. Wahrscheinlich eine amerikanische Angewohnheit. Mrs. Hudson sah ihm beleidigt nach.
    Auch mein Freund erkannte unseren Gast auf Anhieb. »Mr. Cody!«, begrüßte er ihn, sich erhebend. Buffalo Bill war, das wusste ich aus der Zeitung, einundvierzig Jahre alt. An den Füßen trug er, wie ein echter Westmann, Cowboystiefel. Aber was für welche! Ein besonders abscheuliches Paar aus Krokodilleder! Seinen berühmten Six-Shooter freilich hatte er nicht umgeschnallt. Was hätte ich damals darum gegeben,

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