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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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den einmal in der Hand halten zu dürfen.
    In der linken Hand, die auch den weißen Stetson hielt, trug er auf ziemlich affektierte Weise einen Spazierstock, der, das konnte ich auch ohne Holmes' Adlerblick erkennen, ziemlich neu war. Er war aus Malakkaholz und der elfenbeinerne Knauf zeigte einen geschnitzten Indianerhäuptling mit Federhaube. Für einen Mann wie ihn genau das rechte Accessoir. Allerdings hielt er ihn in der Mitte, mehr wie eine Waffe, eine Keule. Vielleicht wollte er aber auch nur den aus Elfenbein geschnitzten Häuptling, der als Griff diente, ins rechte Licht rücken!
    »Höchstselbst!« Mr. Cody schien ein wenig eitel und von der eigenen Wichtigkeit überzeugt zu sein.
    »Treten Sie bitte näher! Nehmen Sie Platz!« Holmes wies auf unsere Besuchersessel. Ich war so hingerissen, dass ich Mr. Cody etwas länger als es nötig – und schicklich – gewesen wäre, die Hand schüttelte. Diese Hand hatte immerhin Häuptling Yellow Hand getötet.
    »Das ist mein Freund und Kollege Dr. Watson«, stellte Holmes mich vor.
    Ich verneigte mich viel zu tief, rückte viel zu diensteifrig den Besuchersessel zurecht. »Es ist mir eine außerordentliche Ehre!« Ich betonte jedes Wort.
    Ohne zu antworten nickte Buffalo Bill huldvoll. Ich war ihm sichtlich lästig. Während er lässig Platz nahm, blickte er sich mit sichtlichem Missbehagen in unserer bescheidenen Behausung um. Wahrscheinlich kam ihm alles muffig, eng und altmodisch vor. Verständlich, bei einem Mann, der die endlosen Weiten der Prärie gewohnt war. Seinen weißen Stetson legte er in den Schoß, den Stock behielt er in der Hand. »Das ist mein Freund und Kollege Arizona John ... Major John Burke«, stellte Buffalo Bill, bereits sitzend, seinen Begleiter vor, der ebenfalls eingetreten war und zur Begrüßung endlich den weißen Stetson abnahm. »Mein Impressario.«
    »Auch Ihnen ein herzliches Willkommen! Und natürlich Ihnen, Lestrade. Was macht der chronische Husten?«
    Lestrade, der hinter den beiden Männern die Treppe heraufgekeucht war, winkte statt einer Antwort ab. Als Mrs. Hudson endlich die Tür von außen geschlossen hatte, alle Platz genommen und das Angebot einer Tasse Tee mit stummen Gesten abgelehnt hatten, ergriff Lestrade, umständlich wie immer, das Wort. »In der Tat, das ist William F. Cody, genannt Buffalo Bill. Seine Anwesenheit in unserer schönen Stadt wurde ja mit großem Tamtam angekündigt!«
    »Und wo genau liegt das Problem, Lestrade?«
    »Wie Sie wissen, Mr. Holmes, Dr. Watson, sind die Vorbereitungen für die Premiere von Mr. Codys großer Wildwestshow nächste Woche in vollem Gange. Sogar Ihre Majestät wird sich die Ehre ihrer königlichen Anwesenheit geben. Stellen Sie sich das vor. Nach all den Jahren. Hinzu kommen Gäste aus dem gesamten Hochadel Europas einschließlich Russlands. Mischa, der Sohn des russischen Zaren Alexander, übrigens ein alter Bekannter von Mr. Cody, hält sich bereits in London auf und brennt darauf, die Vorstellung persönlich erleben zu dürfen. Das Home Department und allen voran Ihr Herr Bruder, von dem ich Sie herzlich grüßen soll, sind in heller Aufregung und hoffen darauf, jeglichen Zwischenfall vermeiden zu können.«
    »Mein verehrter Bruder würde mich sicherlich nicht – und noch dazu herzlich – grüßen lassen, und Sie wären sicherlich nicht hier, wenn sich dieser Zwischenfall nicht längst ereignet hätte.«
    »Ich konnte nicht umhin, den Innenminister zu informieren. Viscount Llandaff« 22 , setzte er in Richtung Codys hinzu. »Und eine halbe Stunde später stand Ihr Herr Bruder in meinem Büro und machte mir die Hölle heiß.« »Genau, Mister Detektiv«, schaltete sich William Cody nun ein, dem das umständliche Vorspiel sichtlich zu lange dauerte.
    »So ein großer Fetter war das. Wie ein Walross. Ihr Bruder? Hätt' ich nicht gedacht. Sieht Ihnen gar nicht ähnlich. Wollte alles ganz genau wissen. Ein richtiger Bürokrat. Genau wie diese Torfköpfe aus Washington.«
    Major Burke klopfte ihm auf die Schulter, damit er seine Ausdrucksweise mäßige.
    »Ist doch wahr! Also, dieses Walross droht nun, die ganze Show zu verbieten. Wo wir vierzehn Dampfer chartern mussten, um alles hier herüberzuschippern. Vierzehn! Gerade bauen wir auf dieser ...« Er schnippte ärgerlich mit dem Finger.
    »Earls Court Arena«, ergänzte Burke.
    »Ja, ja, ich weiß, Arizona! Dort bauen wir unsere Show auf. Wir haben zweihundert wilde Tiere dabei, sogar eine ganze Büffelherde, und

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