Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag
setzte, fragte er ungläubig: „Und da ist Ihnen kein Verdacht gekommen?“
„Schockschwerenot!“, rief das Gespenst aus. „Bloß weil ich einen Rubin in Urgroßvater Herolds Zimmer finde?“
„Dieser Stein führt uns zum Mörder!“, rief Max aufgeregt.
„Was? Wie? Wo? Ich verstehe überhaupt nichts mehr!“, sagte Paula verwirrt. „Erklär mir mal, was los ist!“
„Am besten kommt ihr einfach mit!“, forderte Max die anderen auf.
„Ja, aber wohin denn?“, fragte Freiherr von Schlotterfels.
„Zur Galerie!“
„Er ist unser Mann: Ludwin Freiherr von Schlotterfels“, sagte Max und deutete auf das Gemälde, das Sherlocks Onkel darstellte. Unter seinem edlen Umhang blitzte der Dolch hervor. „Er hat Ihren Urgroßvater ermordet. Seht ihr den Dolch? Sein Griff ist mit Rubinen besetzt! Ich wusste gleich, dass ich den Stein aus Sherlocks Schublade schon mal irgendwo gesehen hatte! Der Rubin muss sich bei der Tat aus dem Griff gelöst haben.“
Erwartungsvoll blickte Max zwischen Paula und Sherlock hin und her. „Na, was sagt ihr?“
Das Gespenst spitzte skeptisch die Lippen und wippte auf seinen Schnallenschuhen vor und zurück. „Onkel Ludwin?“, überlegte es und drehte seine Bartspitzen zwischen den Fingern.
„Er könnte den Stein doch sonstwann verloren haben!“, erwiderte Paula.
„Ist ja auch nur ein Verdacht“, räumte Max enttäuscht über Paulas Reaktion ein, „aber …“ Plötzlich erhellte sich seine Miene. Aufgeregt fuhr er sich mit der Hand durch die kurzen Haare. „Freiherr von Schlotterfels, jetzt denken Sie mal ganz scharf nach: Wann haben Sie den Dolch vor dem Mord das letzte Mal gesehen?“
„Das war zum Mittagessen“, antwortete Sherlock wie aus der Pistole geschossen. „Das Bratenmesser war stumpf und da hat Ludwin kurzerhand seinen Dolch gezückt und mit ihm das Fleisch geschnitten. Ich war tief beeindruckt von der Schärfe der Klinge. Natürlich hat Ludwin mit seinem tollen Doch angegeben wie vier Fuhrkutscher. Jeder musste ihn mal in die Hand nehmen und bestaunen.“
„Und … fehlte der Stein da schon oder nicht?“, fragte Max aufgeregt. „Falls der Stein noch im Dolch steckte, könnte Ludwin ihn tatsächlich erst bei der Tat verloren haben!“
Paula und Max hielten den Atem an. Jetzt hing alles von Sherlock ab. Seine Aussage würde entscheidend sein.
Sherlock liebte es, wenn alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Deshalb zögerte er die Antwort möglichst lang hinaus.
Doch plötzlich ließ alle eine laute Stimme zusammenfahren: „Hab ich euch endlich!“
Frau Hagedorn packte Paula und Max an den Ohren und schleifte sie hinter sich her. „Mit euch habe ich ein Hühnchen zu rupfen! Und fragt nicht, was für eins!“
„… und dann haben die beiden den armen Oskar in diese scheußlichen Gänge gelockt“, beendete Frau Hagedorn ihre flammende Rede. Oskar stand neben ihr und bemühte sich mit wenig Erfolg, sein Honigkuchenpferdegrinsen zu unterdrücken.
Max und Paula standen vor dem Schreibtisch ihres Vaters und trauten ihren Ohren nicht. War dieser Fiesling doch tatsächlich zu Frau Hagedorn gerannt und hatte ihr diese Lügengeschichte aufgetischt!
„Oskar lügt! Es war alles ganz anders!“, platzte Paula heraus, doch der lange und traurige Blick, mit dem Dr. Kuckelkorn seine Kinder bedachte, brachte sie sofort zum Schweigen.
Frau Hagedorn verschränkte die Arme vor der Brust und holte tief Luft: „Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen, Dr. Kuckelkorn. Aber ich halte eine harte Strafe für angemessen. Immerhin haben Max und Paula nicht nur sich selbst, sondern auch Oskar in eine gefährliche Situation gebracht. Wenn Sie mich fragen: Drei Wochen Hausarrest plus Fernsehverbot sind das Mindeste!“
Dr. Kuckelkorn stützte die Ellenbogen auf den Tisch und nickte langsam.
„Max, Paula, stimmt es, dass ihr in den Gängen gewesen seid?“
„Aber glauben Sie etwa, dass Oskar lügt?“, stieß Frau Hagedorn fassungslos hervor.
Dr. Kuckelkorn sah seine Kinder mit müden Augen an.
„Paula? Max?“
Die Geschwister hoben die Köpfe.
„Wir sind in den Geheimgang hinter dem Wandteppich gekrochen“, sagte Paula langsam. „Das stimmt.“
Ein Seufzer der Erleichterung schüttelte Frau Hagedorn. „Ich hab doch gleich gesagt, dass auf Oskar Verlass ist!“
„Aber Oskar war zuerst im Tunnel und wir wollten ihn retten! Stimmt’s, Max?“
„Genau so war es!“, bestätigte Max.
„Oskar?“ Herr Kuckelkorn sah seinen Neffen streng
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