Shibumi: Thriller (German Edition)
Tage lange darüber nachgedacht, Nikko. Nein, keine Ehe. Das wäre zu albern für Menschen wie dich und mich.«
»Also willst du fort von hier?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Ich möchte gar keine Pläne machen! Leben wir einfach jeweils nur für einen Monat zusammen, ja? Vielleicht für immer – aber wir wollen jeweils nur für einen Monat planen. Wäre dir das recht, Nikko?«
Er lächelte und schob seine Füße zwischen die ihren. »Ich habe dich sehr gern, Hana.«
»Ich habe dich sehr gern, Nikolai.«
»Bei den skeptischen Eiern des ungläubigen Thomas! Was geht hier vor?« Le Cagot hatte die Tür zur Badestube aufgerissen und ließ beim Eintreten unwillkommene kühle Luft herein. »Fabriziert ihr beide euer privates Whiteout? Schön, dass du wieder da bist, Niko! Du musst dich einsam gefühlt haben ohne mich.« Er lehnte sich an den großen Holzzuber und stützte das Kinn auf den Rand. »Und dich wiederzusehen, Hana, ist besonders schön. Weißt du, dass ich dich zum ersten Mal ganz erblicke? Ich will ehrlich zu dir sein: Du bist eine begehrenswerte Frau. Und das ist ein großes Lob von dem begehrenswertesten Mann der Welt, also trag es mit Würde.«
»Raus hier!«, knurrte Hel ihn an – nicht, weil ihm seine und Hanas Nacktheit peinlich war, sondern weil Le Cagots Neckereien wirkungslos verpufft wären, wenn er nicht so tat, als schnappte er nach dem Köder.
»Er schreit mich an, um seine Freude über das Wiedersehen zu verbergen, Hana. Ein uralter Trick. Heilige Mutter im Himmel, was hast du für schöne Brüste! Bist du sicher, dass unter deinen Vorfahren nicht auch ein paar Basken waren? He, Niko, wann wollen wir nachsehen, ob es am anderen Ende von Le Cagots Höhle Luft und Licht gibt? Die Pressluftflaschen sind unten, der Taucheranzug – alles bereit.«
»Von mir aus können wir heute noch aufbrechen.«
»Und wann?«
»In zwei Stunden. Und jetzt raus!«
»Gut. Dann bleibt mir noch Zeit für einen Besuch bei eurem portugiesischen Küchenmädchen. Also, ich gehe. Und ihr müsst sehen, wie ihr ohne meine Gesellschaft zurechtkommt.« Er knallte die Tür so energisch hinter sich zu, dass der Dampf wild durcheinanderwirbelte.
Sie liebten sich und frühstückten miteinander, und dann begann Hana ihre Koffer zu packen. Sie hatte beschlossen, nach Paris zu reisen, weil die Pariser Bourgeoisie Ende August noch Urlaub machte und die Stadt deshalb auf angenehme Weise leer sein würde.
Hel werkelte eine Zeit lang im Garten, der nach seiner Abwesenheit ein bisschen ungepflegt wirkte. Hier fand ihn Pierre.
»Ah, M’sieur, die Wetterzeichen sind ganz durcheinander.«
»Wirklich?«
»Wirklich. Es regnet seit zwei Tagen, und jetzt kann weder der Ostwind noch der Nordwind die Oberhand gewinnen, und was das zu bedeuten hat, wissen Sie ja.«
»Nein, aber Sie werden es mir zweifellos sofort erklären.«
»Es wird gefährlich sein im Gebirge, M’sieur, nebelig. Jetzt ist die Zeit der Milchsuppe.«
»Sind Sie sicher?«
Pierre tippte sich mit dem Zeigefinger an die bläulich schimmernde Säufernase, eine Geste, die besagen sollte, es gäbe Dinge zwischen Himmel und Erde, die nur ein Baske mit Sicherheit wissen könnte, und eines davon sei das morgige Wetter.
Hel zog aus Pierres Versicherungen einigen Trost. Wenigstens würden sie sich bestimmt nicht mit einem Whiteout herumschlagen müssen.
Der Volvo rollte auf den Dorfplatz von Larrau, wo sie die jungen Basken abholen wollten, die die Pedalwinde bedienten. Sie parkten vor dem Café der Witwe, während eines der Kinder, die an der Kirchenmauer pala spielten, herübergelaufen kam und Hel den Freundschaftsdienst erwies, der Kühlerhaube des Wagens mit seinem Stock einen kräftigen Hieb zu versetzen, wie er es von ihm schon so oft gesehen hatte. Hel dankte dem Jungen und folgte Le Cagot ins Café.
»Warum hast du deine makila mitgenommen, Beñat?« Er bemerkte erst jetzt, dass Le Cagot seinen alten baskischen Stockdegen unter den Arm geklemmt hatte.
»Weil ich mir geschworen habe, ihn so lange bei mir zu tragen, bis ich den Schurken gefunden habe, der das arme kleine Mädchen verraten hat. Und dann werde ich, bei den säuglingsmordenden Eiern des Herodes, seine Brust damit durchlöchern. Komm, trinken wir einen mit der Witwe! Ich werde ihr eine Freude machen und ihr die Hand aufs Hinterteil legen.«
Die jungen Basken, die schon seit dem Morgen auf sie warteten, gesellten sich zu ihnen und diskutierten eifrig bei einem Glas Wein die Frage, ob es M’sieur
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