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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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denn?«
    Hel war eine letzte Möglichkeit eingefallen: das Telefonkabel. Es war zwar nicht fest verankert, und die Chance, dass es das Gewicht eines Mannes aushielt, war gering; aber es bestand die winzige Hoffnung, dass es sich oben irgendwo verfangen, vielleicht in das Kletterseil verheddert hatte.
    »Beñat? Kommst du an das Telefonkabel? Kannst du deine Gurte durchschneiden?«
    Le Cagot hatte keine Luft mehr zum Antworten, doch an den Vibrationen des Telefonkabels erkannte Hel, dass er seinen Anweisungen zu folgen versuchte. Eine Minute verging. Zwei. Hoch unter dem Höhlendach tanzte das verschwommene Licht der Helmlampe. Le Cagot klammerte sich ans Telefonkabel, säbelte mit letzter Kraft, am Rande der Bewusstlosigkeit, an den Haltegurten herum.
    Er packte das nasse Telefonkabel, so fest er konnte, und durchtrennte den letzten Gurt. Sein Gewicht zerrte am Kabel – und riss es ab.
    »Jesus!«, schrie er.
    Seine Helmlampe kam auf Hel zugestürzt. Das Kabel ringelte sich zu Hels Füßen. Mit dumpfem Klatschen schlug Le Cagots Körper an der Kuppe des Geröllkegels auf, prallte ab, rollte inmitten einer Lawine von Steinen und Schutt weiter und blieb keine zehn Meter von Hel entfernt mit dem Kopf nach unten liegen.
    »Beñat!«
    Hel eilte zu ihm. Er war nicht tot. Der Brustkorb war eingedrückt; in keuchenden Stößen drang blutiger Schaum aus seinem Mund. Der Helm hatte zwar den ersten Aufprall abgefangen, sich aber dann gelöst. Le Cagot blutete aus Nase und Ohren. Da er mit dem Kopf nach unten hing, erstickte er an seinem eigenen Blut.
    So behutsam wie möglich hob Hel Le Cagots Oberkörper an und bettete ihn bequemer. Es spielte keine Rolle mehr, ob er ihm durch die Bewegung schadete; der Mann lag im Sterben. Hel verfluchte die unverwüstliche baskische Konstitution, die seinem Freund eine schnelle Erlösung durch den Tod verwehrte.
    Le Cagots Atem ging hastig und flach; seine offenen Augen weiteten sich unnatürlich. Er hustete – eine Bewegung, die ihm unerträgliche Schmerzen bereitete.
    Hel streichelte die blutbenetzte bärtige Wange.
    »Wie …« Le Cagot erstickte fast an dem Wort.
    »Still, Beñat. Nicht sprechen.«
    »Wie … sehe ich aus?«
    »Großartig.«
    »Hat es mein Gesicht nicht erwischt?«
    »Du bist schön wie ein junger Gott.«
    »Gut.« Eine Schmerzwelle durchlief seinen Körper, und Le Cagot biss die Zähne zusammen. Einige waren beim Sturz herausgebrochen.
    »Der Priester …«
    »Ruhe, mein Freund. Wehr dich nicht.«
    »Der Priester!« Der blutige Schaum an den Mundwinkeln verdickte sich schon.
    »Ich weiß.« Diamond hatte Le Cagots Beschreibung der Höhle als unergründliches Loch zitiert. Der Einzige, der sie gehört haben konnte, war der Fanatiker, Pater Xavier. Und er musste es auch gewesen sein, der Hannahs Versteck verraten hatte. Seine Informationsquelle, sein Fat Boy, war der Beichtstuhl.
    Endlose drei Minuten lang waren Le Cagots gurgelnde Atemzüge das einzige Geräusch in der Höhle. Das Blut, das aus seinen Ohren quoll, begann zu gerinnen.
    »Niko?«
    »Still. Ruh dich aus.«
    »Wie sehe ich aus?«
    »Fabelhaft, Beñat.«
    Plötzlich versteifte sich Le Cagots Körper, und tief aus seiner Kehle drang ein dünnes Winseln. »Jesus!«
    »Schmerzen?«, fragte Hel hilflos, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.
    Der Anfall ging vorüber, und Le Cagots Körper schien in sich zusammenzufallen. Er schluckte Blut und würgte hervor: »Was hast du gefragt?«
    »Ob du Schmerzen hast?«, wiederholte Hel.
    »Nein … danke … Ich habe alles, was ich brauche.«
    »Dummkopf!«, sagte Hel leise.
    »Aber nicht schlecht für einen Abgang.«
    »Nein, wahrhaftig nicht schlecht.«
    »Ich wette, du findest bestimmt keinen so guten, wenn du gehen musst.«
    Hel kniff beide Augen fest zu, um die Tränen zurückzuhalten, während er seinem Freund unablässig die Wange streichelte.
    Le Cagots Atem stockte und riss ab. Seine Beine zuckten krampfhaft. Dann kehrte der Atem wieder, ein hastiges Keuchen tief in der Kehle. Sein zerschmetterter Körper zuckte in einem letzten wahnsinnigen Schmerz, und er rief laut: »Ah! Bei den vier Eiern von Jesus, Maria und Joseph …«
    Hellrotes Lungenblut schoss aus seinem Mund, und er war tot.
    Hel stöhnte vor Erleichterung, als er die schmerzhaft einschneidenden Gurte der Pressluftflasche abstreifte und diese in eine Spalte zwischen zwei schroffen Felsplatten klemmte, die von der Decke der Steigenden Höhle gestürzt waren. Er ließ sich, das Kinn auf der Brust,

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