Shibumi: Thriller (German Edition)
doch immer noch jene Neigung zum Doppelspiel behalten, die uns den Titel ›Perfides Albion‹ eingetragen hat.«
Hel lachte. »Na schön. Es muss ziemlich schwierig gewesen sein, so viele Agenten aus ganz Europa zusammenzuholen und sie die Passagiere mimen zu lassen.«
»Allerdings. Und die Piloten nebst Crew waren RAF -Angehörige, denen nur sehr wenig Zeit blieb, sich auf einer Concorde zurechtzufinden.«
»Das sagst du mir jetzt!«
»Hätte ich dich nervös machen sollen, alter Freund?«
»Es tut mir leid, dass ich dich mit dem Problem belasten musste, hundertfünfzig Leute in das Geheimnis einzuweihen. Aber es war die einzige Möglichkeit, den Stunt durchzuführen, ohne eure Regierung der Rache der Muttergesellschaft auszusetzen. Und schließlich waren es ja eure eigenen Leute.«
»Stimmt schon. Doch das ist immer noch keine Gewähr für ewige Zuverlässigkeit. Aber ich habe dafür gesorgt, dass dieses Problem ebenfalls gelöst wird.«
»Wirklich? Wie denn?«
»Was glaubst du wohl, wohin die Busse fahren?«
Hel rückte seine Krawatte zurecht und zog den Reißverschluss seines Seesacks zu. »Alle hundertfünfzig?«
»Es gibt keine andere Möglichkeit, die absolut wasserdicht wäre, alter Freund. Und in zwei Tagen werden wir die Eliminierungscrew auch noch eliminieren müssen. Aber alles hat seine positive Seite, wenn man nur eifrig genug danach sucht. Sieh mal, in unserem Land herrscht momentan ein ziemlich lästiges Arbeitslosenproblem, und diese Aktion wird für gescheite junge Männer und Frauen eine große Anzahl von Positionen im Geheimdienst frei machen.«
Hel schüttelte den Kopf. »Fred, du bist wirklich ein hartgesottenes altes Fossil!«
»Mit der Zeit kriegt sogar die Seele eine Hornhaut. Willst du wirklich keinen Abschiedsdrink?«
Fünfter Teil • Shicho
CHATEAU D’ETCHEBAR
Seine Muskeln entspannten sich im kochend heißen Wasser, sein Körper wurde schwerelos, und Hel döste träumerisch vor sich hin, während er Hanas Füße locker mit den seinen umschloss. Es war ein kühler Tag für die Jahreszeit. Dichter, wogender Dampf füllte das kleine Badehaus.
»Du warst sehr müde, als du gestern Abend nach Hause kamst«, sagte Hana nach einem längeren schläfrigen Schweigen.
»Soll das eine Kritik sein?«, murmelte er, ohne die Lippen zu bewegen.
Sie lachte ein wenig. »Im Gegenteil. Müdigkeit ist bei unseren Spielen höchstens von Vorteil.«
»Da hast du Recht.«
»War deine Reise … erfolgreich?«
Er nickte.
Sie zeigte, was seine Angelegenheiten betraf, niemals Neugier; das verbot ihre Erziehung, doch die hatte sie andererseits auch gelehrt, ihm stets Gelegenheit zu verschaffen, von seiner Arbeit zu sprechen, falls er dazu Lust hatte. »Und deine Geschäfte? Waren es die gleichen wie damals, als wir uns in China kennenlernten?«
»Dasselbe Genre, aber eine andere Kategorie.«
»Und diese unangenehmen Männer, die uns hier besucht haben – hatten die auch damit zu tun?«
»Sie waren nicht an Ort und Stelle, aber sie waren der Feind.« Sein Ton änderte sich. »Hör zu, Hana. Ich möchte, dass du Urlaub machst. Geh für ein paar Wochen nach Paris oder ans Mittelmeer.«
»Erst zehn Stunden wieder zu Hause, und schon willst du mich loswerden?«
»Es könnte mit diesen ›unangenehmen Männern‹, wie du sie nennst, Ärger geben. Und ich will dich in Sicherheit wissen. Außerdem«, er lächelte, »könntest du wahrscheinlich die Würze von ein oder zwei kräftigen jungen Burschen gebrauchen.«
»Und was ist mit dir?«
»Ach, ich werde für den Feind praktisch unerreichbar sein. Ich gehe in die Berge und arbeite in der Höhle, die Beñat und ich entdeckt haben. Dort werden sie mich bestimmt nicht finden.«
»Wann soll ich abreisen, Nikko?«
»Heute noch. Sobald du kannst.«
»Und du meinst nicht, dass ich hier, unter dem Schutz unserer Freunde aus den Bergen, in Sicherheit bin?«
»Diese Kette ist gerissen. Der kleinen Miss Stern ist etwas zugestoßen. Jemand hat uns verraten.«
»Ich verstehe.« Sie drückte seinen Fuß zwischen den ihren. »Sei vorsichtig, Nikko.«
Das Wasser war so weit abgekühlt, dass behutsame Bewegungen möglich waren, und Hel schöpfte sich mit den Fingern Wellen heißeren Wassers über den Bauch. »Hana? Du sagtest neulich, du könntest das Thema Heirat nicht mehr aufs Tapet bringen, und ich antwortete darauf, dass ich es könnte und es auch tun würde. Jetzt ist es so weit.«
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Ich habe während der letzten
Weitere Kostenlose Bücher