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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Problem des Aberglaubens. Heute Morgen bei der Messe hatte der Wanderprediger sich eines uralten Aberglaubens bedient, um die Aufmerksamkeit der Gemeinde zu fesseln und seiner Botschaft des Glaubens und der Revolution Nachdruck zu verleihen. Er selbst war natürlich zu gebildet, um die primitiven Ängste zu teilen, von denen die Frömmigkeit der Gebirgsbasken gekennzeichnet ist; als Soldat Christi jedoch hielt er es für seine Pflicht, jede Waffe einzusetzen, die sich ihm bot, um einen Streich für die militante Kirche zu führen. Er kannte den alten Aberglauben, der besagte, das Schlagen einer Uhr während der Sagara (der Wandlung) sei ein unfehlbares Zeichen unmittelbar bevorstehenden Todes. Also hatte er ganz unten neben dem Altar, wo er sie gut sehen konnte, eine Uhr platziert und die Sagara so eingerichtet, dass sie genau mit dem Stundenschlag zusammenfiel. Durch die Gemeinde war ein hörbares Raunen gegangen, gefolgt von abgrundtiefer Stille. Und er hatte dieses Vorzeichen eines drohenden Todes aufgegriffen und den Leuten erklärt, es bedeute das Ende der Unterdrückung des baskischen Volkes sowie den Tod gottloser Einflüsse innerhalb der revolutionären Bewegung. Der Erfolg – manifestiert zum Teil durch mehrere Einladungen zum Abendessen und Übernachten in den Häusern einheimischer Bauern, zum Teil durch einen außergewöhnlich starken Besuch der abendlichen Beichte (sogar einige Männer waren gekommen, aber natürlich ausschließlich alte) – hatte ihn durchaus zufriedengestellt.
    Würde diese letzte Frau mit ihrem Katalog unwichtiger Übertreibungen denn niemals zu Ende kommen? Der Abend nahte, vertiefte die Düsterkeit der alten Kirche, und er spürte erste Regungen des Hungers. Kurz bevor diese in Selbstmitleid schwelgende Schwätzerin kam und ihren massigen Körper in den Beichtstuhl zwängte, hatte er einen Blick hinausgeworfen und festgestellt, dass sie für heute die Letzte war. Er stieß einen leisen Seufzer aus und unterbrach ihren Strom lässlicher Sünden, indem er sie seine Tochter nannte, ihr versicherte, Christus verstehe und verzeihe alles, und ihr eine Buße von vielen langen Gebeten auferlegte, damit sie sich wichtig genug vorkam.
    Als sie endlich aus dem Beichtstuhl trat, lehnte er sich behaglich zurück, um ihr Zeit zum Verlassen der Kirche zu geben. Unziemliche Eile auf dem Weg zu einer Essenseinladung hätte höchst unangemessen gewirkt. Gerade wollte er sich erheben, als der Vorhang abermals raschelte und ein neuer Bußfertiger sich in den Schatten des Beichtstuhls schob.
    Pater Xavier seufzte ungeduldig.
    Eine sehr leise Stimme sagte: »Sie haben nur noch wenige Sekunden für ein Gebet, Pater.«
    Der Priester versuchte durch das Gitter in die Schatten des Beichtstuhls zu spähen und keuchte vor Entsetzen auf. Er sah eine Gestalt mit einer Binde um den Kopf, ähnlich dem Kinnband, das man den Toten anlegte, um ihren Mund geschlossen zu halten! Ein Geist?
    Pater Xavier, viel zu gebildet, um abergläubisch zu sein, wich vor dem Gitter zurück, so weit es nur ging, und hielt der Erscheinung sein Kruzifix entgegen.
    »Weiche! I! Abi! «
    Die leise Stimme sagte: »Denken Sie an Beñat Le Cagot.«
    »Wer bist du? Was …«
    Das Weidengitter barst, und die Spitze von Le Cagots makila drang in den Brustkorb des Priesters, durchbohrte ihm das Herz und nagelte ihn an die Wand des Beichtstuhls.
    Nie mehr sollte es gelingen, den Glauben der Dorfleute an das Todesurteil der Sagara zu erschüttern, denn dieser war ja vollauf bestätigt worden. Und in den folgenden Monaten wurde ein neuer farbiger Faden in die Volkslegende um Le Cagot gewoben – des Mannes, der auf geheimnisvolle Weise in den Bergen verschwunden war, von dem aber die Rede ging, er tauche jedes Mal auf, wenn baskische Freiheitskämpfer ihn am dringendsten brauchten. Aus eigener Kraft, von Rache getrieben, war Le Cagots makila bis zum Dorf Alos geflogen, um jenen heuchlerischen Priester zu strafen, der ihn so schnöde verraten hatte.
    NEW YORK
    Als er in dem eleganten Privataufzug stand – Gott sei Dank ohne Musikberieselung –, bewegte Hel vorsichtig seine Kinnlade von einer Seite zur anderen. In den acht Tagen, die er gebraucht hatte, um diese Zusammenkunft zu arrangieren, war sein Körper gut geheilt. Der Unterkiefer war zwar noch steif, benötigte aber nicht mehr die alberne Mullbinde; seine Hände waren noch empfindlich, die Verbände aber waren verschwunden, genauso wie die letzten gelblichen Spuren des Blutergusses auf

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