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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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einer Pension an der Elften Straße arbeitete – es vermietete, ohne Fragen zu stellen, diese elende Absteige auf der Rückseite eines einsturzgefährdeten Hauses, ohne heißes Wasser und mit einer Toilette, deren Spülung nur jedes vierte Mal funktionierte, würde nicht einmal die Gesundheitsprüfung für eine verdammte Ratte bestehen, und Cal hasste es. Aber er konnte es sich nicht leisten, sich zu beschweren, solange der Typ sein Wort hielt und ihn in Ruhe ließ.
    So weit, so gut, und Cal wusste, dass dieser Hurensohn keinen Grund hatte, sich zu beschweren, denn Cal mochte es, wenn es sauber war. Schmutz und Gestank konnte er kaum ertragen; er hätte darauf gewettet, dass es in dieser armseligen Bude noch nie so hygienisch gewesen war.
    Dennoch hasste er sie und wäre liebend gerne draußen auf seinem Boot gewesen. Doch das konnte er nicht riskieren, jedenfalls im Augenblick nicht. Die Baby , sein Baha Cruiser, war alt und zweifelsohne schäbig, aber der Motor war in Ordnung, und sie war alles, was er sich hatte leisten können. Wenigstens gehörte sie ihm allein, und es machte ihn geradezu geil, mit ihr über die Wellen zu reiten. Er liebte es, sich um sie zu kümmern, und es machte ihn wahnsinnig, nicht sofort zu ihr laufen und die Reste dessen zu beseitigen, was gestern Morgen dort geschehen war. Doch in den Gewässern um Miami Beach suchte die Polizei des Nachts ohnehin ständig nach Schmugglern und illegalen Einwanderern, und jetzt hatten die Bullen ihre Präsenz womöglich noch verstärkt.
    Cal wusste, dass er das Richtige tat, wenn er erst einmal in diesem anonymen Loch blieb. In ein, zwei Tagen würde er dann wieder nach der Baby sehen können, vielleicht nicht aus der Nähe, aber zumindest würde er abschätzen können, wann eine Rückkehr sicher war. Draußen in der Bucht oder auf dem offenen Meer wäre er zu ungeschützt, und in dem kleinen Hafen, wo die Baby lag, fühlte er sich zu eingeengt, was das Risiko nur vergrößerte, falls sie ihn suchen kamen. An Land konnte er wenigstens weglaufen, mit der Menge verschmelzen, unsichtbar werden.
    Unsichtbarkeit ging Cal zwar gegen den Strich, aber im Augenblick war sie genau das, was er brauchte.
    Dabei wäre er am liebsten draußen gewesen, hätte sein Ding durchgezogen und das getan, was er am besten konnte, nämlich sich jemanden zu angeln, ihn – oder sie – dann zu ficken und das Geld für einen verdammt guten Job zu kassieren. Und Cal war wirklich gut in seinem Job. Wer ihn einmal gehabt hatte, der wusste das, denn Cal war kein gewöhnlicher Stricher, er war der Inbegriff des Freuden jungen.
    So verschwendete er hier eine vielversprechende Nacht, denn auch wenn er nicht fickte, hätte er wenigstens draußen sein und seinen Spaziergang machen können – den, bei dem er sich immer so unheimlich gut fühlte und der dafür sorgte, dass sie ihn bemerkten.
    Seine potenziellen Kunden. Seine Freier.
    Manchmal waren sie mehr als nur ordinäre Freier. Und dann ... o Gott, der Kick . Egal ob sie ihm wehtaten oder er ihnen, dieses Brennen verschlang ihn förmlich.
    Doch es gefiel ihm natürlich besser, wenn er derjenige war, der ihnen wehtat.
    Schließlich war er kein Freak.
    Schmerzen zufügen ...
    In seiner Epistel hatte er ein paar Mal über Selbsthass geschrieben, aber er wusste, dass es eigentlich Blödsinn war. Er liebte es, beim Schreiben zu lügen und seinen Stil zu ändern, die Stimmen und die Wahrheit mit kunstvollen Erfindungen zu vermischen, sodass selbst er manchmal nicht mehr wusste, was wirklich war und was nicht, wenn er es nach einiger Zeit wieder las.
    Und was den Sex anging – Sex war für Cal schon immer das Größte gewesen. Jede Art von Sex.
    Allerdings hatte es eine ganze Weile gedauert, bis er herausgefunden hatte, dass es noch etwas Besseres gab als Sex.
    Nun wusste er es.

10
     
    Es war zwanzig vor vier, als Sam nach Hause kam.
    Nachdem er sich von Woody hatte begrüßen lassen, ging er nach oben, um nach Joshua zu sehen. Dabei hatte es durchaus etwas Gutes, dass er zu Tode erschöpft war: So musste er nicht gegen die Versuchung ankämpfen, seinen Sohn hochzuheben, denn er hatte schlicht Angst, ihn fallen zu lassen.
    Nicht viele Väter waren sich der möglichen Folgen bewusst, wenn man bei kleinen Kindern allzu sorglos war, und das war eine Gnade. Sam und seine erste Frau, Althea, hatten ihren ersten Sohn, Sampson Becket, im Alter von nur zwei Jahren verloren. Ein Betrunkener hatte ihn überfahren. Es war ein vollkommen sinnloser

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