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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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mich wahrscheinlich nur benutzt. Trotzdem habe ich mich schuldiger gefühlt als er, und das wusste er auch, hatte aber keine Probleme damit. Er hat mir nie Vorwürfe gemacht.«
    »Möchtest du mir seinen Namen sagen?« Grace’ anfänglicher Schock war inzwischen einer seltsamen Art von Faszination gewichen.
    »Kevin«, antwortete Claudia. »Er ist aus Australien.« Kurz schaute sie ihrer Schwester in die blauen Augen, konnte deren Blick aber nicht ertragen und wandte sich rasch wieder ab. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich dir nicht mehr über ihn erzähle.«
    Es machte Grace durchaus etwas aus, denn es zeigte nur, wie groß die Distanz zwischen ihr und Grace inzwischen geworden war. »Du musst selbst entscheiden, wie viel du mir anvertrauen willst.«
    Die Tür öffnete sich ein Stück, und Woody kam ins Zimmer getappt und legte sich mit einem zufriedenen Schnauben neben den Laufstall.
    »Es geht vor allem darum«, sagte Claudia, »dass ich meine Schuld mit jemandem teilen muss.«
    »Ich würde lieber erst einmal hören, warum du dich so kalt gefühlt hast«, erwiderte Grace.
    »Einsamkeit«, antwortete Claudia. »Dumm wie ich bin, habe ich mich trotz eines guten Mannes und zweier wunderbarer Kinder einsam gefühlt. Irgendwie isoliert, weißt du.«
    »Ja«, erwiderte Claudia. »Zumindest kann ich es mir vorstellen.«
    Und wieder war sie sich – vielleicht zum millionsten Male – deutlich bewusst, was für ein Riesenglück sie in ihrem Leben gehabt hatte.

15
     
    Cal war wieder hervorgekommen. Er war erleichtert, wieder draußen zu sein, auch wenn es Tag war und nicht seine Zeit, aber Bettler hatten nun mal keine Wahl ... was nicht ganz der Wahrheit entsprach, hatte Cal den Eindruck, denn Schnorrer und Landstreicher schienen in diesem großen Land nahezu unbegrenzte Freiheit zu genießen.
    Cal hingegen hatte im Augenblick nichts von alledem.
    Tatsächlich war es schon gefährlich, überhaupt draußen zu sein, doch Cal brauchte etwas zu essen, und so kaufte er sich einen Herald , einen Bagel mit Käse, ein Pint Seagram’s, eine Gallone Wasser, Milch wegen der Hitze sowie ein paar Äpfel, zwei Schokoriegel, einen großen Beutel Cheetos und Mülltüten. Es war einfach zu heiß für ihn, zu gottverdammt heiß, und er hasste es, um diese Zeit raus zu müssen, denn zu viel Sonne erregte Übelkeit bei ihm.
    Trotzdem beschloss Cal, einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen, und das war gar nicht mal so schlecht. Ziellos schlenderte er über den Sand wie ein Tourist, in der einen Hand seine Sneakers, in der anderen die Einkaufstüte. Er kam an der Stelle vorbei, von der er aus dem Fernsehen wusste, dass dort ein Schwimmer das Ruderboot an Land gezogen hatte. Cal hoffte nur, dass dies der bisher einzige Hinweis war, den die Polizei auf einen möglichen Tatort hatte.
    Es waren jede Menge Leute unterwegs. Das Ruderboot war natürlich längst weg, ebenso die Absperrbänder und die Cops. Cal nahm an, dass er über dieses schnelle Verwischen jeglicher Spuren menschlichen Dramas erleichtert hätte sein sollen; stattdessen war er ein wenig enttäuscht, fühlte sich sogar betrogen.
    Er hatte mehr erwartet ... irgendetwas .
    Niemand warf auch nur einen Blick in seine Richtung, was jedoch nicht allzu erstaunlich war: Vermutlich sah er wie ein ganz gewöhnlicher Strandspaziergänger aus: kein Make-up, kein Glitter, und außerdem war das hier nicht seine Zeit, und diese Leute waren weder seine Spielkameraden noch seine Beute.
    Cal entdeckte ein paar Uniformen am Horizont, die in seine Richtung kamen.
    Cops.
    Zeit, in sein Loch zurückzukriechen.

16
     
    »Wie viel weiß Dan?«, fragte Grace.
    »Nichts«, antwortete Claudia.
    »Okay.« Grace’ Gedanken überschlugen sich. Sie versuchte, ruhig und unparteiisch zu bleiben. »Aber du bist hier.«
    »Weil ich ein Feigling bin.«
    »Bist du nicht«, widersprach Grace. »Zumindest warst du nie einer.«
    »Es kommt noch schlimmer«, sagte Claudia.
    Grace wartete.
    »Ich werde erpresst.«
    »Meine Güte!« Nun war Grace wirklich entsetzt.
    Joshua war noch immer im Laufstall und spielte mit einem Softball. Von den letzten unruhigen Nächten abgesehen war er ein lieber, pflegeleichter kleiner Kerl, für den Grace genauso unendlich dankbar war wie für Sam.
    Und sie glaubte, dass Claudia für Daniel und ihre Söhne das Gleiche empfand.
    »Jemand hat uns im Park gesehen«, fuhr Claudia fort, »und Fotos gemacht, auf denen zu sehen ist, wie ich Kevin küsse.«
    »Wer?« Grace’

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