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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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somit gewohnt, sich durch unbekanntes Terrain zu bewegen, bis sie auf emotionales Öl stieß.
    »Okay, Woody«, sagte Claudia zu dem Hund. »Zeit, mich dem Sturm zu stellen.«
    Woody pinkelte an eine Palme. Dann stand er plötzlich vollkommen still und knurrte.
    »Was ist?«, fragte Claudia, und ihr sträubten sich die Nackenhaare.
    Dann sah sie den roten Kater, der unmittelbar vor ihnen in einer Einfahrt kauerte und Woody anstarrte.
    »Du dumme Kuh«, schalt Claudia sich selbst und ging weiter.

13
     
    Bis jetzt hatten sie nicht eine Spur und keinen einzigen Zeugen.
    Nicht den kleinsten Hinweis darauf, wo ihr John Doe, der nicht identifizierte Tote, ermordet worden war.
    Keine Vermisstenanzeige passte zu der Beschreibung, und von der Gerichtsmedizin waren auch keine Wunder zu erwarten.
    Sam hatte vor Kurzem eine SMS von Mildred bekommen.
    Lieber Samuel, danke für das Telefon. Bitte machen Sie sich um mich keine Sorgen. Herzliche Grüße, Mildred.»Sie schreibt besser SMS als ich«, bemerkte Sam und zeigte Martinez die Nachricht.
    »Vielleicht hatte sie Hilfe.«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, erwiderte Sam. »Mildred ist ein Rätsel.«
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass ihr Silberjunge unser Mann ist«, sagte Martinez.
    »Trotzdem würde ich gerne mit ihm reden«, entgegnete Sam.
    »Ich auch.«

14
     
    »Ich hatte eine Affäre«, sagte Claudia zu Grace und fügte dann rasch und mit dem Beiklang der Verzweiflung hinzu: »Bitte, hasse mich jetzt nicht.«
    Grace blickte sie an. »Ich könnte dich niemals hassen, das weißt du doch.«
    »Ja«, gab Claudia zu. »Trotzdem ...«
    Es war kurz vor elf Uhr, und sie saßen in der »Höhle«, ein Raum, den Grace in der Vergangenheit oft benutzt hatte und von dem sie hoffte, ihn in näherer Zukunft wieder nutzen zu können. Hier hatte sie ihre jungen Patienten empfangen. Die Wände waren mit den bunten Bildern der Kinder und Jugendlichen bedeckt. Im Augenblick allerdings war es ein Spielzimmer. Überall lagen Plüschtiere und Kissen herum, in die Joshua sich nun kuschelte, nachdem er mit seiner Tante gespielt hatte.
    »Willst du mir davon erzählen?«, fragte Grace.
    Sie war ziemlich geschockt; deshalb ärgerte sie sich über sich selbst. Sie war Psychologin; da hätte sie es eigentlich besser wissen müssen. Nur dass Claudia nicht ihre Patientin war, sondern ihre Schwester, sodass sie wohl das Recht hatte, geschockt zu sein, zumal Claudia auch noch an ihre Söhne denken musste. Und was Daniel betraf, hatte sein einziger Fehler darin bestanden, Claudia zum Umzug nach Seattle zu drängen – jedenfalls soweit Grace wusste. Ansonsten war er stets ein guter Ehemann und Vater gewesen.
    Aber die Dinge ändern sich nun mal, ermahnte Grace sich selbst.
    »Es ist alles vorbei«, sagte Claudia. »Eigentlich war es schon so, bevor alles angefangen hat.«
    So, wie sie es erzählte, klang es unglaublich einfach. Sie war fertig gewesen – so fertig, dass sie sich im Park auf der Insel die Augen ausgeweint hatte, als der Mann vorbeigekommen war und sie gefragt hatte, ob er ihr helfen könne. Er war ein Fremder gewesen, aber freundlich und attraktiv.
    »Und deshalb hast du eine Affäre angefangen?« Grace konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. »Bloß weil irgendein freundlicher Kerl dich im Park angequatscht hat?«
    »Willst du, dass ich dir die Geschichte erzähle oder nicht?«, entgegnete Claudia. »Das ist nämlich ziemlich hart für mich. Und ich bezweifle, dass du es auch nur halb so sehr missbilligst wie ich selbst.«
    »Ich missbillige doch gar nichts«, erwiderte Grace, obwohl Claudia ins Schwarze getroffen hatte. »Ich bin bloß überrascht. Und natürlich will ich, dass du es mir erzählst.«
    »Nun ja, viel mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen«, sagte Claudia. »Die Affäre war kurz, aber schön. Und in mancher Hinsicht hat sie mir gutgetan.«
    »Okay«, sagte Grace und wartete darauf, dass ihre Schwester fortfuhr.
    »Ich habe mich irgendwie kalt gefühlt«, sagte Claudia, »als könnte mich nichts mehr richtig erwärmen, und dann war er plötzlich da, und wir hatten diese ... Verbindung. Ich weiß, das hört sich schrecklich klischeehaft an, aber ...«
    »Erzähl weiter«, sagte Grace, als ihre Schwester mitten im Satz innehielt.
    »Ich habe von Anfang an gewusst, dass es nur diese paar Augenblicke sein würden, und das habe ich ihm auch gesagt.« Claudia schüttelte den Kopf. »Aber er hat eine Zeitlang diese Kälte vertrieben. In gewisser Weise hat er

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