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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Gesicht sehen.« In ihren braunen Augen funkelten Tränen. »Ich konnte ihn nicht ständig anlügen.«
    »Was hast du ihm denn gesagt, warum du gehst?«
    »Ich habe ihm gesagt, du leidest noch immer unter postnatalen Depressionen und dass ich dir eine Zeit lang helfen will.«
    Zum ersten Mal war Grace wütend auf ihre Schwester. »Darüber bin ich schon lange hinweg, Claudia, und das weißt du. Und du wirst es wohl auch Daniel schon gesagt haben. Nicht mehr lange, und ich nehme wieder Patienten an.«
    »Irgendetwas musste ich doch sagen«, rechtfertigte sich Claudia. »Tut mir leid.«
    Grace sah die Verzweiflung in den Augen ihrer Schwester, und ihr Zorn verrauchte. »Ich verstehe immer noch nicht, wie du riskieren kannst, dass Jerome auftaucht, wenn du nicht da bist. Das will mir einfach nicht in den Kopf.«
    »Mir auch nicht«, erwiderte Claudia, die sich sichtlich mies fühlte. »Aber ich verstehe ja nicht einmal, was überhaupt mit Kevin passiert ist.«
    »Was das betrifft, bin ich nicht sicher, ob es stimmt«, sagte Grace. »Du hast gesagt, du wärst ziemlich down gewesen, hättest dich ›kalt‹ gefühlt und ...«
    »Bitte«, unterbrach Claudia sie rasch, »sei nicht so verächtlich. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen kann.«
    »Wird Daniel es ertragen können, wenn er die Fotos sieht?«, entgegnete Grace leise. »Wenn er erkennt, dass du ihn angelogen hast? Weshalb du hergekommen bist? Dass du geflohen bist? Weggerannt?«
    »Bei dir hört sich das an, als wollte ich ihn verletzen.«
    »Das war nicht meine Absicht«, sagte Grace. »Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der anderen wehtut, erst recht nicht einem Menschen, den du so liebst wie Daniel ... vorausgesetzt, du liebst ihn noch.«
    »Natürlich!«, rief Claudia. »Deshalb bin ich doch gegangen, verstehst du denn nicht? Wäre ich geblieben, hätte ich keine andere Wahl gehabt, als ihm alles zu erzählen, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sein Gesicht dabei zu sehen. Und ich weiß auch, dass es die Sache nicht besser macht, wenn er es von dieser Schlange erfährt. Tatsächlich wird es sogar schlimmer sein, aber wenigstens bin ich dann nicht dabei.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe dir ja gesagt, ich bin ein Feigling. Jetzt weißt du es.«
    Joshua begann plötzlich zu weinen, und Grace stand rasch auf, um ihn aus dem Laufstall zu heben. Woody wedelte mit dem Schwanz, als sie näher kam, legte sich dann wieder hin und fand sich damit ab, nicht beachtet zu werden.
    »Wahrscheinlich habe ich gehofft«, fuhr Claudia fort, »Jerome würde nicht zu Daniel gehen. Was hätte das auch für einen Sinn? Sobald Dan die Wahrheit weiß, kann er das Geld vergessen.«
    Das Baby hatte zu weinen aufgehört. Grace, die das Gefühl des kleinen warmen Körpers in ihren Armen genoss, ging im Zimmer auf und ab, wobei sie dem Baby immer wieder auf den Kopf küsste und sich von ihm trösten ließ.
    Schließlich blieb sie stehen und schaute ihre Schwester an. »Und was jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Meinst du, ich soll Frank anrufen?«, fragte Grace leise, denn der Gedanke stieß sie ab.
    »Um Himmels willen, nein!«, rief Claudia. »Warum solltest du?«
    »Damit er etwas unternehmen kann.«
    »Er ist der Letzte, mit dem ich darüber reden will«, sagte Claudia. »Und ich glaube auch nicht, dass er das geringste Interesse daran hätte, mir zu helfen.«
    »Da hast du wohl recht«, räumte Grace ein. »Was ist mit Roxanne? Wenn sie wüsste, was ihr Sohn im Schilde führt ...«
    »Das würde bedeuten, ihr zu sagen, was ich getan habe«, unterbrach Claudia sie.
    »Vielleicht weiß sie es ja schon«, sagte Grace, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Nein, das ist wohl keine gute Idee.« Sie hielt kurz inne. »Lass uns abwarten, wie Sam darüber denkt.«
    »Müssen wir es ihm wirklich sagen?«
    »Ja«, erklärte Grace. »Schließlich bist du ja aus diesem Grund zu uns gekommen.« Sie sah wieder den kläglichen Ausdruck im Gesicht ihrer Schwester. »Ich weiß, dass es etwas Persönliches ist, aber nun hast du es mir erzählt, und ich halte nichts vor Sam geheim.«
    »Na schön«, sagte Claudia.
    »Du hast gesagt, du brauchst meine Hilfe, Schwesterlein.« Grace setzte sich wieder aufs Sofa, nahm Joshua auf den Schoß und gab ihm seine Rassel. »Ich weiß nur nicht, wie genau ich dir helfen soll, außer für dich da zu sein.«
    »Das weiß ich auch nicht.« Claudia holte kurz Luft. »Vielleicht kannst du mir ja helfen herauszufinden, warum das alles passiert ist.

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