Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
herumgetrieben.«
    Als wenn er sich nach ihr sehnen würde.
    In den ersten Fernsehberichten – noch immer sah man vorwiegend aufgeschreckte Anwohner, die ihre berühmten fünfzehn Minuten genossen – wurden verschiedene Orte für die Explosion genannt. In der einen Minute war eine Bombe im Jachthafen von Miami Beach hochgegangen, in der anderen war es ein Gaszylinder auf einem Segelboot in der Biscayne Bay; dann wieder handelte es sich angeblich um einen Unfall mit illegalen Emigranten auf dem Miami River oder um einen Terroranschlag auf einem Kreuzfahrtschiff im Hafen.
    Cal genoss solche schaurigen Spekulationen wie jeder andere auch, doch im Augenblick wollte er nur eines: nach der Baby sehen und sich vergewissern, dass sie unversehrt war. Er bezahlte gutes Geld dafür, das er sich eigentlich gar nicht leisten konnte, um das Boot sicher und legal unterzubringen. Cal hielt dies für die beste Methode, keine Aufmerksamkeit seitens der Polizei, des Zolls oder von Dieben zu erregen. Andererseits gehörte die Baby nicht zu der Art von Schiffen, die zu stehlen die Leute Schlange standen.
    Aber sollte die Baby tatsächlich ins Jenseits gebombt worden sein, wären damit zumindest eine Reihe von Tatortproblemen pulverisiert worden.
    Cal griff nach Notizblock und Stift und notierte sich das Wort für seine Epistel: pulverisiert.
    Ein hübsches Wort.
    Cal hatte es gespürt, als das Boot in die Luft geflogen war – und das war das Einzige, dessen die Leute in den Nachrichten sich sicher waren: dass es sich um ein Boot gehandelt hatte; nur das »Wo« war die Frage. Cal hatte geschlafen, sodass es vielleicht auch ein Traum gewesen sein konnte, aber er glaubte, die beschissenen alten Fenster seines Zimmers hätten gewackelt; sogar sein armseliges Bett hatte gebebt, und das mit ihm darauf, was ihn an Sex erinnert hatte.
    Eigentlich war es gar kein so schlechtes Gefühl gewesen.
    Allerdings hatte es sich am Ort der Explosion wahrscheinlich nicht so toll angefühlt.
    Aber vielleicht war das ja die bestmögliche Art, diese Welt zu verlassen.
    Aber das hatte Cal noch lange nicht vor.
    Im Augenblick wollte er zwei Dinge: nach der Baby sehen und wieder regelmäßig rausgehen – und zwar zur richtigen Zeit, der besten Zeit der Nacht, um Leute von seiner Art wiederzusehen. Dann könnte er auch wieder sein Ding machen und vielleicht ein bisschen Geld verdienen.
    Was das Finanzielle betraf, hätte Cal noch einmal jemanden wie die Frau aus Wilmington gebrauchen können. Allerdings sollte der- oder diejenige diesmal am Leben bleiben, nachdem sie ihn bezahlt hatte, denn Cal hatte keine Lust, noch einmal so viel Angst durchzustehen.
    Angst war auch wieder ein gutes Wort.
    Noch dazu ein Wort, mit dem er vertraut war.

21
     
    Im Haus auf der Insel klingelte das Telefon um zehn vor fünf, nachdem Sam von der Terrasse hereingekommen war, wo er mit Woody gestanden und auf die gar nicht so weit entfernten Sirenen gelauscht hatte. Er hatte versucht, den Ort des Geschehens auszumachen, und hatte sich gefragt, welcher der Fernsehberichte sich wohl als wahr erweisen würde. Natürlich hätte er einfach im Büro anrufen können, aber er war froh, endlich einmal nicht direkt in die Sache verwickelt zu sein.
    Grace und Claudia saßen am Küchentisch, als das Klingeln einsetzte. Sie hatten gerade wieder zu Bett gehen wollen.
    »Dann war es also eine Bombe«, seufzte Grace, als Sam den Hörer abnahm.
    »O Gott!« Claudia dachte an ihre Jungen.
    »Ein verdammtes Boot ist in die Luft geflogen«, berichtete Martinez. »Alvarez will uns alle auf der Dienststelle sehen.«
    »Wo?«, fragte Sam.
    »Biscayne Bay, südöstlich von Treasure Island.«
    Das war viel zu nah, verdammt!
    »Holst du mich ab?«, fragte Sam.
    »Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir«, antwortete Martinez.
    Sam dachte nach, als er sich ankleidete: Anzug, Holster, Glock – das Übliche, da er im Anschluss ohnehin einen vollen Arbeitstag vor sich hatte.
    Er überlegte, womit sie es hier wohl zu tun hatten. Natürlich war es noch viel zu früh, als dass irgendjemand den Grund für die Explosion gekannt hätte, es sei denn natürlich, es hatte ein Bekennerschreiben oder eine Vorwarnung gegeben. In dem Fall würde das Heimatschutzministerium das Kommando übernehmen und vor Ort das FBI und das ATF – das Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe – die Ermittlungen leiten.
    »Ist das kein Job für die Küstenwache?«, fragte Grace und reichte Sam eine Krawatte.
    Sam nickte. »Und

Weitere Kostenlose Bücher