Shimmer
für die Feuerwehr.«
»Warum werdet ihr dann ins Büro gerufen?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete Sam, verließ das Schlafzimmer und ging hinunter. »Auch wenn es kein Unfall war, heißt das noch lange nicht, dass wir es mit Terroristen zu tun haben. Es könnte ein ganz altmodisches Verbrechen sein.«
»Wie schön«, bemerkte Grace spöttisch, die hinter ihm herging.
»Oder Alvarez und der Captain befürchten, die Leute könnten durchdrehen, weil sie auf den Gedanken kommen könnten, dass Miami bombardiert wird.« An der Tür küsste ihn Grace. »Pass auf dich auf.«
»Immer«, erwiderte Sam. Grace wünschte sich von ganzem Herzen, dass es stimmte.
»Was?« Daniels Stimme klang verschlafen, was zu dieser frühen Stunde nicht weiter verwunderlich war.
»Ich musste anrufen«, sagte Claudia oben in Cathys Schlafzimmer, »wegen der Bombe.«
»Was für eine Bombe?« Daniel war sofort hellwach. »Was ist denn passiert? Alles in Ordnung?«
»Mir geht’s gut.« Nun, da sie seine Stimme hörte, fühlte Claudia sich schon viel besser, denn er klang besorgt. Offensichtlich hatte er keinen Besuch von Jerome bekommen – noch nicht. »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Dan, aber hier sind alle hellwach, und ich musste einfach deine Stimme hören.«
»Was für eine Bombe, Claudia?«, hakte Daniel nach. »Ich weiß von nichts.«
Sie erzählte ihm das Wenige, was sie wusste. »Es muss schon etwas Großes sein, wenn man Sam mitten in der Nacht ins Büro beordert hat.«
»Das ist für einen Cop doch bestimmt nichts Ungewöhnliches«, entgegnete Daniel.
Offenbar hoffte er, bald wieder schlafen zu können.
»Tut mir leid«, sagte Claudia. »War wohl nur der Schock. Ich wollte bloß wissen, ob es meinem Mann und den Kindern gut geht.«
»Wir sind Tausende Meilen von euch entfernt«, erwiderte Daniel. »Hier ist alles in Ordnung.«
»Dann ist es ja gut«, sagte Claudia.
Sie spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Sie wünschte sich, er hätte mehr gesagt, hätte sich spürbarer gefreut, mit ihr zu sprechen, egal um welche Zeit. Dann erinnerte sie sich daran, dass die Trennung allein ihre Schuld war.
Nur wusste Daniel das nicht, und er hatte noch nicht einmal nach Grace gefragt.
»Geh wieder schlafen«, sagte Claudia. »Und sag den Jungs, dass ich sie liebe.«
»Wie geht es Grace?«, fragte er.
»Schon ein bisschen besser«, antwortete sie.
»Gott sei Dank«, sagte er. »Was meinst du, wann du nach Hause kommst?«
»Schwer zu sagen«, antwortete Claudia. »Sobald ich kann.«
»Okay«, sagte Daniel. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne wieder die Augen zumachen, bevor bei uns hier der Tag richtig anfängt.«
»Ist klar«, erwiderte Claudia. »Tut mir wirklich leid.«
»Kein Problem.« Daniel legte auf.
22
Es war noch immer zu früh, als dass man hätte sagen können, was die Explosion verursacht hatte, doch bei Tagesanbruch war ein Trümmerteil des Bootes mitsamt der Registrierungsnummer an Land gespült worden. Es handelte sich um eine Jacht vom Typ Sunseeker 75, das bescheidenste Boot in einer kleinen Flotte von Jachten, die einem Mann namens Adrian Leehy gehörten, einem großen Tier aus der Musikindustrie, dem ein Ferienhaus auf La Gorce Island gehörte.
Leehy und seine Familie waren in New York, gesund und in Sicherheit. Die Jacht – die Darryl , benannt nach Mrs. Leehy – war offenbar zwischen Samstagabend gegen elf, als der Hausverwalter sie das letzte Mal gesehen hatte, und kurz vor halb vier von ihrem Liegeplatz gestohlen worden, eine halbe Stunde vor der Explosion.
Es gab keine Augenzeugen für den Diebstahl, und obwohl die Tat auf einer Insel von gewaltigem Reichtum und mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen geschehen war, konnte man noch nicht sagen, ob das Verbrechen von irgendeinem Überwachungssystem aufgezeichnet worden war.
Es gab drei Gründe, weshalb das gesamte Personal des Dezernats für Gewaltverbrechen aufs Revier gerufen worden war. Erstens: der Ort der Explosion. Zweitens: Adrian Leehy war nicht nur reich, sondern Mike Alvarez zufolge auch ein großzügiger Spender für die Parkinson-Stiftung, die Chief Hernandez so sehr am Herzen lag. Sowohl der Polizeichef als auch der Milliardär hatten ein Kind, das unter dieser Krankheit litt, und sie respektierten einander.
Doch es gab noch einen dritten, viel wichtigeren Grund, warum sämtliche Detectives ins Revier beordert worden waren.
Menschliche Überreste.
Claudia wollte shoppen
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