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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Alton Road und von dort nach Norden zur Sechzehnten Straße. Dann schlenderte er gemächlich den ganzen Weg nach Westen bis zum Ende der Straße – und da waren die Flamingo Marina und sein Baby . Obwohl jedermann wusste, dass man in der Biscayne Bay das Boot irgendeines reichen Burschen in die Luft gejagt hatte, tat es trotzdem gut, sie heil und in Sicherheit zu sehen. Allerdings wollte Cal nach wie vor nicht riskieren, an Bord zu gehen; stattdessen schlenderte er wie ein ganz normaler Tourist an ihr vorbei. Die Baby sah aus wie immer; sie war für niemanden etwas Besonderes, außer für ihn. Das war auch gut so, obwohl Cal sich dadurch in gewissem Sinne beleidigt fühlte, als müssten die Menschen erkennen, wie besonders die Baby wirklich war.
    Wie besonders er war.
    Dann war er wieder auf dem Ocean Drive, inmitten von seinesgleichen, auch wenn nicht viele da waren, die ihm gefielen. In den Nächten von Sonntag auf Montag war es außerhalb der Saison verhältnismäßig ruhig; trotzdem war es ziemlich lebhaft, und alles wirkte normal, als wären all die aufregenden Dinge nie geschehen, weder die Explosion auf der Jacht noch die Leiche im Ruderboot am Strand – Cal wünschte nur, er hätte dabei sein und die Show mit eigenen Augen sehen können. Wenn er doch nur hätte riskieren können, sich aufzuhübschen und eine Nummer zu schieben, denn die Langeweile machte ihn hungrig, und sexueller Frust hatte schon immer seinen Appetit angeregt. Doch der Müll, den er würde essen müssen, war ungesund und fettig, und wenn er nicht bald etwas Ordentliches zum Ficken bekam, würde er noch mit einem verdammten Bierbauch enden, und das würde ihn umbringen ...
    Aber es tat immer noch gut, wieder draußen in der warmen, feuchten Dunkelheit zu sein, Musik und Stimmen zu hören. Nachtschwärmer flatterten herum, einige davon exotisch, manche geradezu kitschig, und alle waren sie von ihren eigenen Bedürfnissen erfüllt, was sie nur umso menschlicher machte. Plötzlich fühlte Cal sich eng mit ihnen allen verbunden, und er kämpfte gegen das Verlangen an, direkt zu einer Gruppe von ihnen zu rennen, sich einen zu schnappen, ihn an sich zu drücken und ihn zu küssen ... auch wenn er damit vermutlich einen Schlag in die Fresse oder einen Tritt in die Eier riskierte.
    Aber er wusste, dass er sich niemandem nähern durfte. Er wusste, dass es galt, sich in sich selbst zurückzuziehen und wie unter einem Tarnnetz im Verborgenen zu bleiben. Und das war hart. Nicht mehr lange, und die meisten Leute hier würden mit der Nacht verschmelzen und verschwinden. Zurück blieben dann nur die Nachzügler und die ganz Hartgesottenen, Leute wie Cal, für die das Leben nur zu dieser Stunde zählte, und noch ein paar, die keine andere Wahl hatten.
    Cal war sich nicht bewusst, nach ihr gesucht zu haben, der stinkenden alten Henne, aber er sah sie. Eingewickelt in ihre Lumpen lag sie auf der Bank am Kinderspielplatz, ein menschliches Stück Müll. Obwohl Cal instinktiv vor ihr zurückschreckte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, als eine Art Test direkt an ihr vorbeizugehen. Er bezweifelte, dass sie ihn jetzt wiedererkennen würde, denn nicht nur Make-up und Kleidung fehlten – Cal verzichtete diese Nacht auch auf sei nen typischen Gang. Heute konnte er niemandem Freude anbieten.
    Das alte Weib reagierte nicht.
    Das war einerseits beleidigend, andererseits aber auch gut, denn es bestätigte Cal, dass er wahrhaftig ein Chamäleon war. Wenn er in nur einem Meter Entfernung an einem Cop vorüberging, würde der ihn nicht bemerken ... und das wiederum hieß, dass er sich vermutlich schon jetzt jemanden nehmen könnte. Er könnte ihn verführen und irgendwo in den Dünen durchficken oder ihm sogar das Leben aus dem Leib würgen, und niemand würde es bemerken, bis man über die Leiche stolperte.
    Aber das war nicht der Hunger, den er haben sollte. Er sollte nach fleischlicher Lust hungern, obwohl es vermutlich nichts »Fleischlicheres« gab als das, was er mit dem Fleisch des letzten Mannes getan hatte, den er gefickt hatte ...
    Cal fiel auf, dass allein der Gedanke daran ihm einen Ständer beschert hatte.
    Rasch schaute er an seiner Hose herunter, um sich zu vergewissern, dass es nicht zu sehen war.
    Er seufzte.
    Es waren keine Cops zu sehen, was an sich schon gut war; also würde er vielleicht schon morgen Nacht wieder er selbst sein können.
    Der Freudenjunge.
    Der Freudenspender.
    Mildred hatte ihn gesehen.
    Zumindest glaubte sie es, war sich

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