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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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einen Kerl erinnern, der in 3D gewohnt habe.
    »Ein Schwuler, stimmt’s?«, sagte er mit leicht heiserer Stimme. Als keiner der beiden Detectives etwas darauf erwiderte, zuckte der Mann mit den Schultern. »Kurzer Bart, Ohrringe – ob einen oder zwei weiß ich nicht mehr –, ziemlich schlank, durchtrainiert, ein paar Tattoos auf den Armen. Könnte das Ihr Mann sein?«
    »So ziemlich«, antwortete Martinez.
    »Ich wünschte, jeder wäre so aufmerksam«, bemerkte Sam.
    »Ich habe allerdings nie mit ihm geredet«, sagte Houlihan.
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Sam.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Vergangene Woche?«, fragte Martinez.
    »Schon möglich.« Mit Houlihans Präzision war es offenbar vorbei.
    »Könnten Sie ein bisschen genauer sein?«, forderte Sam ihn auf.
    »Ich wüsste nicht, wie ich das machen soll«, erwiderte Houlihan, dachte dann aber noch einmal nach. »Vielleicht Donnerstag. Könnte auch Freitag gewesen sein ...«
    Sam und Martinez warteten, dass Houlihan präziser wurde.
    »Nein, ich nehme an, es war Donnerstag.« Houlihan schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, ich war in den letzten paar Tage ein bisschen daneben. Würde ich etwas anderes behaupten – das wäre gelogen.«
    »Schon in Ordnung«, erwiderte Sam gelassen. »Aber erinnern Sie sich zufällig daran, was Mr. Lopéz an jenem Donnerstag getragen hat?«
    Er dachte an Mildred Bleekers schlanken »Silberjungen« und hoffte auf einen Durchbruch.
    Houlihan strich sich über den Bart. »Könnte sein, dass er Jeans und ein schwarzes T-Shirt anhatte ...« Erneut schüttelte er den Kopf und nahm wieder seine Mülltüten. »Sicher bin ich mir allerdings nicht. Tut mir leid. Das kann auch bei einer anderen Begegnung gewesen sein.«
    Sam und Martinez notierten sich Houlihans Namen und Adresse und dankten ihm für seine Mitarbeit. Dann gingen sie zu ihrem Chevy und fuhren ins Büro zurück, um eine weitere Fahndung auszuschreiben und einen ersten Bericht zu verfassen.
    Nun suchten sie nach zwei Männern im Fall Adani – oder nach ein- und demselben, auch wenn das eher unwahrscheinlich war. Allerdings hatten sie keinerlei Anhaltspunkte, um auch nur einen der beiden auf die Liste der Verdächtigen zu setzen.
    Sie bewegten sich im Kreis.

32
     
    10. Juni
     
    Am Dienstagmorgen um zehn nach sechs klingelte es an der Tür, als Grace, Claudia und Joshua noch schliefen und Sam unter der Dusche stand.
    Deshalb hörte nur Woody, der Hund, die Klingel, und weckte das ganze Haus.
    Grace hatte ihren Bademantel noch nicht ganz übergezogen, als sie oben aus dem Flurfenster schaute und Jerome Cooper vor der Tür sah. Er lächelte mit seinen schmalen Lippen zu ihr hinauf. Mit seinem kurzärmeligen weißen Hemd und der marineblauen Hose sah er wie ein Handelsvertreter aus.
    »Na, toll«, sagte Grace, als Claudia aus Cathys Zimmer kam und der Hund der Familie bellend die Treppe hinauf- und hinunterrannte. »Woody, sei still!«
    »Er ist es, nicht wahr?«, fragte Claudia.
    »Was ist denn los?« Sam kam aus dem Schlafzimmer, ein braunes Handtuch um die Hüfte gewickelt.
    »Jerome ist wieder da«, sagte Grace.
    »O Gott!«, stieß Claudia hervor und brach in Tränen aus.
    »Ist schon gut«, sagte Sam zu ihr. »Du musst dir keine Sorgen machen.«
    Er ging wieder ins Schlafzimmer und kam zehn Sekunden später in grauem T-Shirt, Jogginghose und Sneakers wieder zurück. Dann ging er mit entschlossenen Schritten nach unten, Woody auf den Fersen.
    »O Gott«, stieß Claudia noch einmal hervor.
    »Sam, pass auf!«, rief Grace ihrem Mann hinterher und drehte sich zu ihrer Schwester um. »Bleib bei dem Baby, Claudia, während ich mir etwas anziehe.«
    »Aber Sam könnte ...«
    »Sam und ich werden schon mit Jerome fertig«, sagte Grace.
    »Hi, Sam.« Der Mann draußen streckte die Hand aus. »Ich bin Jerry Cooper.«
    Sam nahm die Hand, um den Griff des Mannes zu prüfen. Er hatte schon schlaffere Hände gedrückt. Jeromes Haut war feucht und kalt, und seine Augen blickten verschlagen, genau wie Grace sie beschrieben hatte.
    »Du solltest lieber reinkommen«, sagte Sam.
    Es war ihm zuwider, einen Erpresser ins Haus zu bitten, doch der Mann war schließlich der Stiefbruder seiner Frau.
    Jerome Cooper schaute auf Woody hinunter, der ihn anknurrte.
    »Kümmere dich nicht um ihn«, sagte Sam. »Er tut nichts.«
    »Bist du sicher?«, fragte Cooper.
    »Du kannst gerne wieder gehen«, erwiderte Sam. »Deine Entscheidung.«
    »Ich weiß, dass es noch

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