Shimmer
hören«, sagte David. »Kann ich irgendwie helfen?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Grace. »Aber sie kommt schon wieder in Ordnung.«
Hoffentlich stimmte das auch.
31
Sam und Martinez waren eine halbe Stunde vor Öffnung am Satin.
»Lopéz hat gekündigt.« Der Geschäftsführer, Manuel Vega, war groß und kahl, und sein offener Kragen war feucht von Schweiß. Er war ungeduldig und gab sich auch keine Mühe, es zu verbergen.
»Er hat gekündigt?«, fragte Martinez erstaunt. »Wann denn?«
Vega zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Tagen.«
»Wir brauchen ein Datum, Sir«, sagte Sam.
»Vor ungefähr einer Woche.« Der Geschäftsführer wischte sich das Gesicht mit einem karierten Taschentuch ab und steckte es dann in die Hosentasche. »Wenn Sie Einzelheiten wissen wollen, wird es ein wenig dauern.«
»Vor ungefähr einer Woche« hieß »vor dem Mord«.
Das war nicht, worauf die beiden Detectives gehofft hatten.
»Ja, wir brauchen Einzelheiten«, sagte Martinez, allein schon, um den Kerl zu ärgern.
»Warum ist Mr. Lopéz gegangen?«, fragte Sam.
»Wie ich bereits sagte, hat er von sich aus gekündigt. Ich habe ihn nicht gefeuert.«
»Und hat er Ihnen einen Grund genannt?« Sam blieb hartnäckig.
»Tänzer wie Lopéz gibt es wie Sand am Meer.« Erneut zuckte Vega mit den Schultern. »Er hat mir nichts erzählt, und ich habe auch nicht gefragt.«
»Hat er ordentliche Papiere bekommen?«, wollte Martinez wissen.
»Sicher«, antwortete der Mann. »Hier geht alles nach Recht und Gesetz zu.«
»Das freut mich zu hören«, erwiderte Martinez.
»Hören Sie, ich will keinen Ärger.« Zum ersten Mal zeigte der Mann – wenn auch widerwillig – so etwas wie Respekt.
»Wir sind auch nicht hier, um Ihnen Ärger zu machen, Sir«, entgegnete Sam. »Aber wir wären Ihnen dankbar für jede Information, die Sie uns über Mr. Lopéz geben können.«
»Ich kann Ihnen die Adresse heraussuchen, die er uns gegeben hat«, bot Vega an.
Sam dankte ihm und erkundigte sich dann, ob Lopéz mit anderen Tänzern in der Bar befreundet gewesen sei.
»Fragen Sie die Leute.« Vega holte sein Taschentuch wieder heraus und tupfte sich die glitzernde Stirn ab. »Ich muss noch duschen, bevor wir aufmachen.«
»Okay, wir werden die Leute fragen«, sagte Martinez. »Aber im Augenblick fragen wir Sie.«
Manuel Vega funkelte ihn an und drehte sich dann zu Sam um. »Ich kann mich nicht erinnern, dass er mit jemand besonders vertraut gewesen wäre, aber ich kümmere mich auch nur um meine eigenen Angelegenheiten. Solange die Tänzer tanzen und die Barmixer mixen, kommen wir wunderbar zurecht.«
»Sie haben gar nicht gefragt, weshalb wir an Mr. Lopéz interessiert sind«, bemerkte
Martinez.
»Wie ich Ihnen bereits sagte«, erwiderte Vega, »er war bloß ein Tänzer.«
»Ja«, sagte Sam, »und die gibt es wie Sand am Meer. Das haben Sie uns auch schon gesagt.«
Sie erreichten nichts.
Im Satin hatte niemand etwas Nützliches zu berichten; es gab nicht einmal Gerüchte. Mit Lopéz, so lautete die einhellige Meinung, sei jeder gut zurechtgekommen, doch größtenteils sei er für sich geblieben.
»Ein verschlossener Mensch«, bemerkte Sam zwischen zwei Befragungen, »wie Adani.«
»Darauf steht nicht gerade die Todesstrafe«, entgegnete Martinez.
Und so war es immer weitergegangen. Niemand hatte ihnen etwas gesagt – mit Ausnahme einer Kellnerin, einer hübschen jungen Frau mit Namen Trina, die glaubte, Lopéz habe eine Beziehung gehabt, aber soweit sie sich erinnern könne, habe er den Namen seine Freundes nie erwähnt.
»Aber er hat gesagt, dass es ein Mann war, ja?«, hakte Martinez nach.
Trina zuckte mit den Schultern. »Das musste er nicht.«
In Lopéz’ Apartment hatten sie ebenfalls kein Glück. Es befand sich im dritten Stock eines Hauses, zwei Querstraßen vom Club entfernt. Niemand reagierte auf ihr Klingeln, weder der Tänzer, noch einer der Nachbarn. Der Briefkasten im Erdgeschoss quoll über von Werbepost und Rechnungen.
Doch genau in dem Augenblick, als sie wieder gehen wollten, kam ihnen das Glück zu Hilfe. Ein Mann kam aus dem hinteren Teil des Hauses, zwei Mülltüten in der Hand. Er war Anfang vierzig und hatte einen ordentlich gestutzten Bart und sonnengebräunte Haut. Mit den beiden Detectives zu sprechen schien ihm nichts auszumachen. Er stellte die Mülltüten ab, schaute sich die Dienstmarken aufmerksam an und erklärte dann, sein Name sei John Houlihan. Ja, er könne sich »irgendwie« an
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