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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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anruft.«
    Grace wusste, dass Saul damit eine Erpressung meinte; so war es ja auch bei Jeromes letztem Besuch gewesen ... und einen Augenblick lang keimte erneut Wut auf Claudia in Grace auf, weil sie den Kerl vor ihre Tür gelotst hatte.
    »Er wird nicht anrufen«, sagte sie und schluckte ihre Wut herunter.
    »Das weißt du nicht«, erwiderte David.
    »Dann soll jemand anders ans Telefon gehen«, erklärte Grace. »Ich will bei Joshua sein.«
    Es klingelte.
    Alle erstarrten.
    Grace schnappte sich das Telefon von der Küchenwand neben der Tür. »Ja?«
    »Gracie? Ich bin’s«, sagte Sam. »Ich bin gelandet und komme sofort nach Hause.«
    »Komm nicht«, sagte Grace. »Du musst nach Joshua suchen.«
    »Das tun bereits bessere Leute als ich«, versicherte er ihr. »Ich werde zu ihnen gehen, sobald ich kann. Aber jetzt komme ich erst einmal zu dir.«
    Grace fühlte, wie alle Blicke auf sie gerichtet waren. Sie ging in die Ecke neben dem Laufstall und wünschte sich, im Erdboden versinken und ihrer Scham entkommen zu können.
    »Verzeih mir, Sam«, sagte sie.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte er. »Was soll ich dir denn verzeihen?«
    »Ich habe zugelassen, dass er sich unseren Sohn geholt hat«, antwortete Grace.

84
     
    12. Juni
     
    Der Donnerstag war zehn Minuten alt, als Cal in der Kabine der Baby das Klingeln seines Handys hörte.
    Auch ohne aufs Display zu schauen, wusste er, dass es Jewel war, denn außer ihr rief niemand ihn an.
    Allein die Vorstellung, ihre Stimme zu hören, ließ ihn schaudern.
    Andererseits sehnte er sich danach, mit ihr zu sprechen.
    »Hallo, Mutter.«
    »Was hast du gemacht, Jerome?«, fragte Roxanne Lucca.
    Cal spürte, wie ihm das Blut zu Eis gefror, denn sie war wirklich eine Hexe. Wie sonst hätte sie das wissen können? Und dann überkam ihn das überwältigende Verlangen zu beichten, das Verlangen nach ihrer Hilfe, denn nun erkannte er, dass es zu viel für ihn war, was er getan hatte. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Bis jetzt hatte er vielleicht geglaubt, es sei ihm egal, ob er erwischt wurde oder nicht, aber das stimmte nicht, ganz und gar nicht. Denn was er getan hatte, war unvorstellbar schrecklich, und nun hatte er mehr Angst vor dem, was sie im Todestrakt mit ihm anstellen würden, als vor Jewel und ihrer Art der Bestrafung.
    »Wie kann man nur so dämlich sein und die Familie eines Cops erpressen?«, fuhr sie fort.
    Was Cal erkennen ließ, dass sie noch nicht einmal die Hälfte wusste.
    »Ich brauche dich, Mom«, sagte er und zitterte am ganzen Körper. Dabei war er keineswegs sicher, dass er sie wirklich brauchte. Sie war Gift, die Wurzel allen Übels. Aber jetzt hatte er es gesagt und konnte es nicht mehr zurücknehmen.
    »Sag mir, wo du bist«, forderte sie ihn auf. »Dann komme ich zu dir.«
    Sag es ihr nicht.
    »Ich bin in Miami«, sagte er.
    »Ich auch«, erwiderte Roxanne. »Und jetzt sag mir wo .«
    Sie befand sich noch immer an diesem verdammten Flughafen und stand in der heißen, feuchten Nachtluft Schlange für ein Taxi.
    Um ihren dämlichen Sohn zu sprechen.
    Und das auf der Flucht.
    Scheiße!

85
     
    Sam war wieder daheim auf der Insel.
    Beide Elternteile unter einem Dach, kurz vor dem Durchdrehen.
    Draußen waren Mond und Sterne erneut hinter den Wolken eines sich zusammenbrauenden frühsommerlichen Unwetters verschwunden, doch inzwischen waren fast alle Anwohner ihrer kleinen Straße wach und auf den Beinen. Entsetzte, schockierte und hilfsbereite Leute schauten in ihren Hinterhöfen und Garagen nach und erlaubten der Polizei, ihre Häuser und Grundstücke zu durchsuchen.
    Sam ging mit Grace auf die Terrasse hinaus und versuchte, sie nicht merken zu lassen, dass er das dunkle Wasser hinter ihrem Garten absuchte.
    »Glaubst du, das hätte ich nicht schon fünfzig Mal getan?«, sagte sie gereizt.
    Sie hielten sich kurz in den Armen und lösten sich dann wieder voneinander.
    »Wenn ihm irgendetwas passiert ...«
    »Pssst.« Sam legte zwei Finger auf ihre Lippen.
    Grace starrte ihm in die Augen und wartete, bis er die Hand herunternahm.
    »Wenn Joshua etwas passiert«, fuhr sie fort, »Schlimmeres als das hier , nehme ich es dir nicht übel, wenn du mich umbringst.«
    »Du bist eingeschlafen«, sagte Sam. »Du hast geglaubt, mit Joshua sei alles in Ordnung, und bist eingeschlafen.«
    »Wie konnte ich das nur tun?«, fragte Grace verwirrt.
    »Du bist aufgewacht und hast nach ihm gesehen. Das ist nicht anders als wie mit dem Streifenwagen. Sie sind

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