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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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intelligente junge Frau, deren Engagement und Verständnis zutiefst beeindruckte. Wir sind von ihrem Verlust erschüttert und entsetzt.»
    Tonya Gardener, eine Bewohnerin von Cabrini Green, sagte, dass die Anwohner Miss Au schmerzlich vermissen werden. «Sie konnte alles so gut erklären. Man hatte das Gefühl, dass man wenigstens wusste, wie alles lief, auch wenn sie nichts daran ändern konnte. Sie konnte gut mit Kindern umgehen. Hat ihnen immer kleine Geschenke mitgebracht. Bücher und so, obwohl sie natürlich Süßigkeiten haben wollten. Geschenke, die sie fördern sollten, verstehen Sie? Die Biographie Martin Luther Kings oder CD s von Aretha Franklin. Starke, schwarze Vorbilder, zu denen die Kids aufblicken konnten, verstehen Sie?»
    Miss Aus Eltern waren für einen Kommentar nicht zu erreichen. Die koreanische Gemeinschaft hat zur Unterstützung der Familie eine Sammlung durchgeführt und wird am Donnerstag in der Bethany Presbyterian Church eine Gedenkfeier abhalten. Zur Teilnahme wird herzlich eingeladen.
    Das Foto zu dem Artikel zeigt eine mit einem Laken abgedeckte Leiche auf dem Brachland zwischen einem Parkplatz und einem Abbruchhaus unter den Stützpfeilern der El. Das Gelände ist eingezäunt, aber das hat die Leute nicht daran gehindert, es als wilde Müllkippe zu benutzen. Eine Abfalltüte, die es nicht zur Abholstelle an der Ecke geschafft hat, steht neben dem Wrack einer Waschmaschine, die auf der Seite liegt.
    Ein mitgenommener junger Polizist wedelt in Richtung des Fotoapparats, weil er hofft, so die Aufnahme unbrauchbar zu machen oder den Fotografen zu entmutigen.
    Wenn der Fotoapparat nur wenige Zentimeter weiter nach links ausgerichtet gewesen wäre, hätte die Kamera ein paar Kostüm-Schmetterlingsflügel eingefangen, die vom Wind gegen den Zaun geweht wurden. Sie sind kaum noch zu erkennen, zerfetzt und halb verdeckt von einer Plastiktüte, die sich in den Gummibändern verfangen hat, aber sie haben immer noch einen Schimmer der Radiumfarbe.
    Aber dann rattert die rote El-Linie oben über die Gleise, und der Luftzug wischt die Flügel vom Zaun und hinüber zu all dem anderen Treibgut der Stadt.
    Es scheint kein Raubmord gewesen zu sein. Ihre Büchertasche ist neben ihr ausgekippt worden, aber der Geldbeutel blieb unangetastet, der Reißverschluss ist zugezogen, und in dem Geldbeutel sind 63  Dollar in Scheinen und etwas Kleingeld. Es finden sich außerdem eine Bürste mit mehreren langen Haaren, die als ihre identifiziert werden, eine Packung Papiertaschentücher, ein Kakaobutter-Lippenpflegestift, Fallakten zu den Familien, die sie betreut hat, ein Büchereibuch (
Die Parabel vom Sämann
von Octavia Butler) und ein Videofilm («Spaß beiseite!» von einem Comedy-Club aus der Stadt, in dem ausschließlich Schwarze auftreten). Also die Art anspruchsvoller Sachen, für die sie bekannt war. Den Cops fällt nicht auf, dass eine Baseballkarte fehlt – von einem berühmten schwarzen Spieler.

Kirby
    23 . März 1993
    «Gib mir alles, was du hast.» Kirby kommt bei Chet direkt zur Sache.
    «Immer mit der Ruhe, das ist nicht mal deine Story», sagt Chet.
    «Komm schon, Chet.
Irgendwer
muss doch über ihren persönlichen Hintergrund geschrieben haben. Koreanisch-amerikanische Frau, die an einem der berüchtigtsten sozialen Brennpunkte der Stadt arbeitet. Das ist einfach zu gut, da kann man doch nicht widerstehen.»
    «Nein.»
    «Warum?»
    «Weil Dan heute Morgen angerufen und gesagt hat, wenn ich dir helfe, kann ich mir aussuchen, ob er mich an meinen Eiern aufhängt oder sie mit einer Kinder-Spielschere abschneidet. Er will nicht, dass du da reingezogen wirst.»
    «Das ist echt süß von ihm und geht ihn einen absoluten Kehricht an.»
    «Du bist seine Praktikantin.»
    «Chet. Du weißt, dass ich dich noch viel mehr erschrecken kann als Dan.»
    «Na gut!» Er hebt ergeben die Hände, eine Bewegung, die etwas von all seinem Schmuck erschwert wird. «Warte hier. Und erzähl bloß Velasquez nichts davon.» Sie hat gewusst, dass er der Versuchung nicht widerstehen kann, in den Tiefen des Archivs seine obskuren Künste auszuüben.
    Zehn Minuten später kommt er mit mehreren Artikeln über Cabrini und die Fehlentscheidungen des Wohnungsamtes zurück.
    «Ich hab dir auch was über Robert Taylor Homes dazugelegt. Wusstest du, dass die ersten Bewohner von Cabrini hauptsächlich Italiener waren?»
    «Wusste ich nicht.»
    «Jetzt weißt du’s. Darüber liegt auch ein Artikel dabei. Und über die Flucht der

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