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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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Spinnennetz ihrer Narben erstarrt.
    «Hattest du das vergessen?» Jetzt ist sie es, die sich zurückzieht. Jedes Mal. Ihr restliches Leben lang. Jemanden darüber hinwegreden.
    «Nein. Ich habe vermutlich nur nicht erwartet, dass es so … dramatisch ist.»
    «Willst du es sehen?»
    Sie hebt ihr T-Shirt, um ihm die Narben zu zeigen, und beugt sich zurück, damit das Licht der Straßenbeleuchtung auf ihre Haut fällt und auf das Geäder leuchtend roter Grate kreuz und quer über ihrem Bauch. Er folgt den Narben mit dem Finger.
    «Es ist wunderschön. Du bist wunderschön, wollte ich sagen.» Er küsst sie wieder. Sie machen lange herum, und es fühlt sich verdammt schön und unkompliziert an.
    «Willst du mit raufkommen?», fragt sie. «Lass es uns doch einfach jetzt machen.»
    Er zögert, während sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckt. Das Auto gehört seiner Mom, er hat es, solange er in der Stadt ist.
    «Nur wenn du willst, natürlich», sagt sie, jetzt ein bisschen verhaltener.
    «Ja, will ich.»
    «Ich höre ein Aber in deiner Stimme.» Sie hat sich schon in die Defensive zurückgezogen. «Keine Sorge. Ich bin nicht auf eine Beziehung aus, Fred. Ein Mann raubt einem Mädchen die Unschuld, und dafür liebt sie ihn für alle Ewigkeit – das ist doch Quatsch. Ich kenne dich nicht mal. Aber ich habe dich früher gekannt. Und das fühlt sich gut an, und mehr will ich nicht.»
    «Das würde mir auch gefallen.»
    «Da ist immer noch ein Aber.» Ein Hauch Ungeduld bohrt sich durch das, was bis gerade eben noch nur angenehme, erfüllende Lust war.
    «Ich muss noch was aus dem Kofferraum holen.»
    «Ich habe Kondome. Ich habe sie heute Mittag gekauft. Nur für den Fall.»
    Er lacht leise. «Das letzte Mal hast du sie auch besorgt. Das ist es aber nicht. Es ist meine Kamera.»
    «Keiner wird in das Auto einbrechen. So schlimm ist meine Nachbarschaft auch wieder nicht. Wenn du sie auf dem Rücksitz liegen lassen würdest, wo sie jeder sehen kann, wäre es vielleicht was anderes.»
    Er küsst sie wieder. «Ich will dich filmen. Für die Doku.»
    «Darüber können wir später reden.»
    «Nein, ich meine, während wir …»
    Sie schiebt ihn weg. «Verpiss dich.»
    «Ich würde es so machen, dass es gut rüberkommt! Du kriegst es nicht mal mit.»
    «Oh, tut mir leid. Vielleicht hab ich dich ja falsch verstanden. Ich dachte, du willst mich filmen, während wir Sex haben.»
    «Das will ich auch. Um zu zeigen, wie schön du bist. Selbstbewusst und sexy und stark. Es geht darum, dich zur Herrin über das zu machen, was dir passiert ist. Was kann da stärker und verletzlicher wirken, als dich nackt zu zeigen?»
    «Kriegst du eigentlich mit, was du da sagst?»
    «Du wirst nicht ausgenutzt. Du kannst alles bestimmen. Darum geht es. Es wird genauso gut dein Film wie meiner.»
    «Das ist ja wahnsinnig rücksichtsvoll.»
    «Du musst es natürlich erst mal deiner Mutter beibringen, bis ich sie für die Sache gewinnen kann, aber ich helfe dir. Ich komme für ein paar Monate zum Filmen her.»
    «Ist das nicht sittenwidrig? Mit dem Gegenstand seines Dokumentarfilms zu schlafen?»
    «Nicht, wenn es Teil des Filmes ist. Alle Filmemacher sind irgendwie persönlich involviert. So was wie Objektivität gibt es überhaupt nicht.»
    «Oh mein Gott. Du bist so ein Arschloch. Du hattest das schon die ganze Zeit geplant.»
    «Nein, ich wollte es dir nur vorschlagen. Es würde toll werden.»
    «Und ganz zufällig hast du die Kamera im Auto.»
    «Bei dem Mexikaner hat dir die Idee doch noch gefallen.»
    «Wir haben dort noch nicht mal angefangen, ernsthaft darüber zu reden. Und du hast nichts davon gesagt, dass du einen Heimporno drehen willst.»
    «Liegt es an diesem Sportreporter?», quengelt Fred und versucht damit, den Spieß umzudrehen.
    «Dan? Nein. Es liegt daran, dass du ein kolossal unsensibler Vollidiot bist, der jetzt nicht mehr flachgelegt wird, was ziemlich schade ist, weil ich dachte, ich könnte wenigstens einmal unkomplizierten Sex mit jemandem haben, den ich irgendwie mag.»
    «Wir können immer noch miteinander schlafen.»
    «
Wenn
ich dich noch irgendwie mögen würde.» Sie reißt die Autotür auf, steigt aus und ist schon fast an der Haustür, als sie wieder umdreht und sich zum Fenster hinunterbeugt. «Noch ein heißer Tipp: Nächstes Mal solltest du deine schwachsinnige Filmidee, die deine Verabredung garantiert abschreckt, erst bringen,
nachdem
du mit ihr im Bett warst.»

Mal
    16 . Juli 1991
    Clean zu werden ist

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