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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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einfach. Man verpisst sich ein paar Monate irgendwohin, wo man noch niemanden komplett verheizt hat und sie einen aufnehmen, sich um einen kümmern, einen ein bisschen aufpäppeln und einem womöglich sogar einen Job verschaffen. Mal hat eine Großcousine oder Stieftante (er vergisst immer, was genau sie ist) in Greensboro, North Carolina. Ist sowieso immer scheißkompliziert, sich mit der Verwandtschaft auszukennen, selbst wenn es nicht um diesen Mist mit ersten und zweiten Grades geht. Jedenfalls ist Blut dicker als Wasser.
    Tante Patty, egal, was genau sie ist, lässt eine gewisse Nachsicht walten. «Das mache ich nur für deine Mama», ruft sie ihm regelmäßig ins Gedächtnis. Einer Mama, die ihm das erste Dope gegeben und im reifen Alter von vierunddreißig mit einem schlechten Schuss im Arm für die Ewigkeit ausgecheckt hat. Aber Mal ist so schlau, dieses Thema nicht anzuschneiden. Und vielleicht hilft ihm Tante Patty ja genau deswegen. Schuldgefühle sind eine starke menschliche Antriebskraft.
    Die ersten Wochen sind die Auferstehung von den Toten. Er bekommt das große Schwitzen und Zittern und bettelt Tante Patty an, ihm aus dem Krankenhaus Methadon zu besorgen. Sie schleppt ihn stattdessen in die Kirche, und er sitzt schlotternd in der Bank, und sie zieht ihn jedes Mal auf die Füße, wenn gesungen wird. Aber es ist ein besseres Gefühl, als er je gedacht hätte, wenn ein ganzer Haufen Leute für einen betet. Die richtig für einen in die Zukunft investieren und Gott anrufen, damit er einen von aller Krankheit heilt, Lob sei dem Herrn.
    Vielleicht ist es ja göttliches Eingreifen, oder vielleicht ist er noch jung genug, um den schlechten Stoff folgenlos zu verarbeiten, oder vielleicht war der Stoff so stark gestreckt, dass er eigentlich gar nicht so schlecht war, aber jedenfalls steht Mal den Entzug durch und reißt sich zusammen.
    Er kriegt einen Job als Regalauffüller beim Biosupermarkt Whole Foods. Er ist klug und freundlich, und die Leute mögen ihn. Das ist eine echte Überraschung. Er steigt zum Kassierer auf. Er fängt sogar an, sich zu verabreden, mit Diyana, einer Kollegin, die schon ein Kind von einem anderen Mann hat und eine schwer arbeitende Teilzeit-Studentin ist, weil sie eines Tages Filialleiterin werden will oder sogar Verwaltungschefin, damit es ihr Kind einmal besser hat.
    Mal stört das Kind nicht. «Solange wir nicht noch eins machen», erklärt er ihr und sorgt dafür, dass sie immer verhüten. Er ist nämlich durch mit dummen Fehlern.
    «Noch nicht», sagt sie eingebildet, als wüsste sie, dass sie ihn am Haken hat. Und das stört ihn auch nicht, weil … vielleicht hat sie ja recht. Und das wäre auch gar kein schlechtes Leben. Er und sie und eine Familie, die sich hocharbeitet. Irgendwann könnten sie ihre eigene Franchise-Filiale aufmachen.
     
    Aber clean zu bleiben. Das ist was anderes. Man muss nicht mal danach suchen. Ärger stellt sich immer von selbst ein. Die Szene findet einen, sogar in Greensboro.
    Ein Schuss um der alten Zeiten willen.
    Er haut den alten Mr. Hansen, der halb blind ist und sowieso keine Zahlen mehr lesen kann, mit dem Wechselgeld übers Ohr. «Ich bin sicher, es war ein Fünfziger, Malcolm», sagt er mit seiner bebenden Stimme.
    «Nein, Sir.» Malcolm antwortet mit gutmütiger Fürsorge. «Es war definitiv ein Zwanziger. Soll ich die Kasse aufmachen, damit Sie es selbst sehen?»
    Es ist viel zu einfach. Alte Gewohnheiten vermischen sich mit neuen, und als Nächstes sitzt man allein im Greyhound zurück nach Chicago, mit nichts als schlechten Gefühlen hinter sich und einem 5000 -Dollar-Schein, der ihm ein Loch in die Tasche brennt.
     
    Vor zwei Jahren war er mit dem Geldschein in einem Leihhaus, weil er es einfach genau wissen wollte. Der Mann hinter der Theke hat ihm erklärt, der Schein sei wertlos, Monopolygeld, aber er hat angeboten, ihm den Schein für 20  Dollar abzukaufen (für den «Besonderheitswert»), und das hat Mal gezeigt, dass der Schein sehr viel mehr wert ist.
    Ohne einen Cent auf dem Rückweg durch Englewood, wo die Straßenverkäufer Red Spider und Yellow Caps anbieten, wären zwanzig Piepen jetzt aber schon verdammt gut. Verdammt gut. Aber das Einzige, was noch schlimmer ist, als keinen Schuss zu kriegen, ist, sich reinlegen zu lassen, und Mal wird sich garantiert nicht von so einem Leihhausschlitzohr verarschen lassen.
    Er braucht ein paar Wochen, bis er sich wieder eingelebt und ein paar Sachen ans Laufen gebracht hat. Er

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