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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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verstandene Namen oder Tippfehler.»
    «Das ist kein verdammter
Tippfehler
, Dan.»
    «Es ist ein Fehler. Sie irrt sich. Du hast es doch selbst gesagt, die arme Frau hat Alzheimer, zum Teufel. Hör mir zu. Jackie Robinson hat erst 1947 angefangen, in der Major League zu spielen. War eine beschissene Zeit für ihn. Seine eigene Mannschaft wollte ihn sabotieren. Und die gegnerischen Spieler haben gern mal versucht, ihm mit ihren Schuhen die Beine aufzureißen, wenn sie in die Base geschliddert sind. Ich prüfe es noch mal nach, aber ich kann dir gleich sagen, dass 1943 noch kein Mensch von ihm gehört hatte. Da hat er als Baseballspieler noch nicht mal existiert.»
    «Du bist dir ja verdammt sicher mit deinen Informationen.»
    «Es geht schließlich um Baseball.»
    «Vielleicht hat sie die Karte mit einer anderen verwechselt.»
    «Das sage ich ja. Vielleicht ist es auch bei der Polizei passiert. Vielleicht hat die Karte jahrelang bei irgendwem auf dem Dachboden gelegen. Hat die Frau nicht gesagt, sie wäre bei Pflegefamilien aufgewachsen? Und dabei ist die Karte mit irgendwelchem anderen Kram auf dem Speicher zusammengeworfen worden.»
    «Also glaubst du, es gab überhaupt keine Karte.»
    «Ich weiß es nicht. Steht etwas davon im Polizeibericht?»
    «Im Berichteschreiben waren sie 1943 noch nicht so richtig gut.»
    «Dann würde ich sagen, du hast deine Hoffnungen an etwas gehängt, das nicht existiert.»
    «Mist», sagt sie leichthin.
    «Sorry.»
    «Egal. Ist nicht so wichtig. Also noch mal von vorne anfangen. Melde dich, wenn du zurück bist. Ich werde mal sehen, mit welcher neuen Schwachsinnsidee ich dann zu deiner Belustigung beitragen kann.»
    «Kirby …»
    «Glaubst du, ich weiß nicht, dass du mich einfach bloß machen lässt?»
    «Irgendwer muss das schließlich, verdammt noch mal», sagt er, weil er jetzt wirklich die Geduld verliert. «Wenigstens versuche ich nicht, dich für mein drittklassiges Filmprojekt auszunutzen.»
    «Ich kann das auch alleine machen.»
    «Klar, aber wer würde sich dann deine verrückten Theorien anhören?»
    «Die vom Archiv. Die lieben verrückte Theorien richtig.» Er hört das Lächeln in ihrer Stimme. Er kann nicht anders, als selbst zu grinsen.
    «Die lieben
Donuts
! Dazwischen besteht ein kleiner Unterschied. Und es gibt auf der ganzen Welt nicht genügend altbackene Donuts, um den Mist auszugleichen, den du von dir gibst, das kannst du mir glauben.»
    «Nicht mal, wenn er eine Zuckerglasur hat?»
    «Oder mit Vanillecreme gefüllt ist oder zweifach in Schokolade getaucht und mit bunten Streuseln verziert!», ruft er ins Telefon und wedelt mit den Armen, als könnte sie ihn sehen.
    «Tut mir leid, dass ich so eine Idiotin bin.»
    «Dafür kannst du nichts. Du bist Mitte zwanzig. Da gehört das einfach dazu.»
    «Nett. Ich werde für mein Alter gedisst.»
    «Ich weiß nicht mal, was das bedeutet», grummelt er.
    «Glaubst du, dass es um eine andere Baseballkarte gegangen sein könnte?»
    «Ich glaube, du solltest es als interessantes Detail betrachten, das dich aber nicht weiterbringt. Leg dir eine Kiste an, in der du deine verrückten Theorien sammeln kannst, aber pass auf, dass sie dir nicht den Blick auf die Realität verstellen.» Wie diese Geschichte zum Beispiel, denkt er.
    «Okay, du hast recht. Danke. Ich schulde dir einen Donut.»
    «Oder ein Dutzend.»
    «Gute Nacht, Dan.»
    «Gute Nacht, du – Jungspund.»

Harper
    Keine Zeit
    Auf der Farm seines Vaters gab es einen kleinen, kämpferischen Hahn, der öfter Krampfanfälle hatte. Man konnte sie auslösen, indem man ihn mit einem Lichtstrahl blendete. Harper legte sich dazu immer bäuchlings in das hohe Gras, in dem sich sein Kopf im Sommer wie eine reife Frucht anfühlte, und benutzte eine Spiegelscherbe, um den Gockel zu betäuben. (Mit derselben Scherbe hatte er einem der Hühner die Beine abgeschnitten. Seine Hand, mit der er auf die Kante des silbrig beschichteten Glases drückte, hatte er zuvor in ein altes Hemd gewickelt.)
    Der Hahn scharrte im Dreck und zuckte auf diese dumme Hühnerart mit dem Kopf, dann hatte er plötzlich einen Blackout und stand mit glasigen Augen wie erstarrt da: ein hohler Gegenstand. Eine Sekunde später war er wieder da, ohne etwas mitbekommen zu haben. Ein Stottern in seinem Gehirn.
    Und so fühlt sich das Zimmer an: als ob es stottert.
    Er kann stundenlang hier auf der Bettkante sitzen und seine Galerie anschauen. Die Gegenstände sind immer hier, auch wenn er sie aus dem Zimmer

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