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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Und immer.)
    »Nein«, flüsterte Danny heiser. Er hatte keine Feuchtigkeit mehr im Mund, und leer und trocken klang auch das Wort. Er spürte, wie sein Verstand ins Wanken geriet, sich vergeblich zu lösen suchte, genauso wie es bei der Frau in diesem Zimmer gewesen war, als sie … nein, lieber nicht daran denken.
    Ganz fest klammerte er sich an die Wirklichkeit. Er musste hier raus. Darauf musste er sich konzentrieren. Ganz ruhig bleiben. Wie der Geheimagent. Würde Patrick McGoohan vielleicht heulen und sich in die Hosen pinkeln wie ein kleines Baby?
    Würde Daddy das tun?
    Er beruhigte sich ein wenig.
    Hinter sich hörte er wieder das leise Geräusch fallenden Schnees. Er drehte sich um und sah, dass der Kopf eines der Heckenlöwen aus dem Schnee herausschaute und ihn böse anknurrte. Er war viel näher, als er hätte sein dürfen. Er stand fast an der Pforte zum Spielplatz.
    Entsetzen stieg in ihm auf, aber er kämpfte dagegen an. Er war der Geheimagent, und er würde entkommen.
    Er verließ den Spielplatz und machte den gleichen Umweg, den sein Vater gemacht hatte, als der erste Schnee gefallen war. Er konzentrierte sich auf seine Lauftechnik. Langsame, flache Schritte. Die Füße nicht zu sehr anheben, sonst verliert man die Balance. Die Fußgelenke drehen und den Schnee von der Bindung schütteln. Es schien so langsam. Er erreichte die Ecke des Spielplatzes. Hier lag der Schnee hoch aufgeweht, so dass er den Zaun überqueren konnte. Er war schon halb drüber, als er mit einem Schneeschuh hängen blieb und fast gestürzt wäre. Seine Arme wirbelten wie Windmühlenflügel, und er konnte eben noch die Balance halten. Er wusste, wie schwer es war, wieder aufzustehen, wenn man erst einmal lag.
    Von rechts wieder das Geräusch fallender Schneeklumpen. Er schaute hinüber und sah die beiden anderen Löwen bis an die Vorderpfoten aus dem Schnee herausragen. Sie standen nebeneinander und waren sechzig Schritte entfernt. Die grünen Einschnitte, die ihre Augen darstellten, fixierten ihn. Der Hund hatte ihm den Kopf zugewandt.
    (Es passiert nur, wenn man nicht hinsieht.)
    »Oh! Heh –«
    Seine Schneeschuhe hatten sich verhakt, und trotz seiner wilden Handbewegungen stürzte er nach vorn in den Schnee. Er bekam noch mehr Schnee in den Kragen und oben in seine Stiefel. Er kämpfte sich aus dem Schnee heraus und versuchte, sich wieder auf seine Schneeschuhe zu stellen. Sein Herz hämmerte wie verrückt.
    (Geheimagent. Mann, vergiß nicht, dass du Geheimagent bist.)
    Er kippte hintenüber. Einen Augenblick lag er da, schaute zum Himmel auf und dachte, es sei leichter, einfach aufzugeben.
    Dann dachte er an das Ding in der Betonröhre und wusste, dass er nicht aufgeben durfte. Er kam wieder auf die Füße und starrte zum Kunstgarten hinüber. Die drei Löwen hatten sich, keine vierzig Schritte entfernt, zusammengedrängt. Der Hund war nach rechts ausgeschert, wie um Danny den Rückzug abzuschneiden. Jetzt lag kein Schnee mehr auf den Tieren. Nur um Hals und Maul trugen sie noch eine Manschette aus Pulverschnee. Sie starrten ihn an.
    Sein Atem raste jetzt, und die Panik saß ihm wie eine große, sich windende und nagende Ratte hinter der Stirn. Er kämpfte gegen die Panik, und er kämpfte mit seinen Schneeschuhen.
    (Daddys Stimme: Nein, kämpf nicht mit ihnen, Doc. Geh auf ihnen wie auf deinen eigenen Füßen. Geh mit ihnen.)
    (Ja, Daddy.)
    Er lief wieder und versuchte, den leichten Rhythmus wiederaufzunehmen, den er mit seinem Daddy geübt hatte. Ganz allmählich schaffte er es, aber mit dem Rhythmus kam auch die Erkenntnis, wie müde er jetzt war, wie sehr ihn die Angst erschöpft hatte. Die Sehnen seiner Schenkel und Waden fühlten sich heiß an und zitterten. Vor sich sah er das Overlook in höhnischer Entfernung. Es schien ihn aus seinen vielen Fenstern anzustarren, als ob es sich um eine Art Wettstreit handle, an dem es beiläufig interessiert war.
    Danny schaute über die Schulter zurück und hielt einen Augenblick den Atem an, um dann nur noch gehetzter zu keuchen. Der erste Löwe war nur noch zwanzig Schritte entfernt und arbeitete sich durch den Schnee wie ein Hund, der durch einen Teich schwimmt. Die beiden anderen flankierten ihn und waren fast gleichauf. Sie waren wie ein Armeestoßtrupp, wobei der Hund, der sich links von den Löwen ein wenig abseits hielt, der Späher war. Der erste Löwe hielt den Kopf gesenkt und zeigte seine mächtigen Schultern. Er hatte den Schwanz hochgestellt, als ob er gerade die Luft

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