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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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davon und außer Gefahr und merkte plötzlich, dass er sich in die Hose gepinkelt hatte.
    In Halloranns Kopf wiederholte sich ein einziger Gedanke
    (KOMM, DICK, BITTE, KOMM, DICK, BITTE)
    aber er wurde schwächer, wie man einen Sender nicht mehr hört, wenn man sein Einzugsgebiet verlassen hat. Dumpf wurde ihm bewusst, dass er mit mehr als fünfzig Meilen die Stunde links von der Straße abgekommen war. Er lenkte den Wagen auf die Straße zurück und spürte, wie ihm das Heck wegrutschte, bevor die Antriebsräder wieder griffen.
    Vorn rechts lag ein Imbiss-Stand. Hallorann blinkte und bog ab. Sein Herz klopfte, dass es wehtat, und sein Gesicht war ganz grau. Er fuhr auf den kleinen Parkplatz, nahm das Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn.
    (Mein Gott!)
    »Was darf es sein?«
    Er erschrak beim Klang der Stimme, aber es war nicht die Stimme Gottes, sondern die einer netten jungen Serviererin, die seine Bestellung entgegennehmen wollte.
    »Ja, Baby, ein alkoholfreies Bier und zwei Kugeln Vanilleeis.«
    »Yes, Sir.« Sie entfernte sich, und ihr Hüftwackeln unter der roten Nylonuniform war kein schlechter Anblick.
    Hallorann lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen. Wo sollte er anknüpfen? Seit er hier eingebogen war und seine Bestellung aufgegeben hatte, war alles weg. Er hatte nur bohrende Kopfschmerzen. Als hätte man ihm das Gehirn ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Solche Kopfschmerzen hatte Danny ihm schon einmal beigebracht, damals vor Ullmans albernem Laden.
    Diesmal aber war es sehr viel lauter gewesen. Damals hatte der Junge nur mit ihm gespielt, dies aber war reine Panik. Jedes Wort war ihm durch Mark und Bein gegangen.
    Er betrachtete seine Arme. Es war heiß, aber er hatte eine Gänsehaut.
    Er hatte dem Jungen gesagt, dass er ihn rufen sollte, wenn er Hilfe brauchte. Daran erinnerte er sich. Und nun rief ihn der Junge.
    Wieso hatte er den Jungen überhaupt dort zurücklassen können, hellsichtig wie er war? Das musste doch Schwierigkeiten geben, vielleicht sogar üble Schwierigkeiten.
    Er drehte den Schlüssel um, legte den Rückwärtsgang ein und setzte den Wagen mit quietschenden Reifen auf die Straße zurück.
    Die hüftwackelnde Serviererin stand mit ihrem Tablett vor dem Imbiss-Stand.
    »Was ist denn mit Ihnen los?« schrie sie. »Brennt es irgendwo?« Aber Hallorann war verschwunden.
    *
    Der Manager hieß Queems, und als Hallorann zurückkam, telefonierte er gerade mit seinem Buchmacher. Er wollte sechshundert Dollar auf die Viererwette in Rockaway setzen. Queems legte auf und sah erschöpft aus. Hallorann war völlig klar, wie ein Mann mit diesem Lokal fünfzig Mille im Jahr verdienen konnte und dennoch in abgewetzten Anzügen herumlief. Queems sah Hallorann aus blutunterlaufenen Augen an. Der Whiskey von gestern.
    »Probleme, Dick?«
    »Leider, Mr. Queems. Ich brauche drei Tage frei.«
    In der Brusttasche seines gelben Hemdes hatte Queems eine Packung Kent. Er fingerte eine heraus und biss mürrisch auf den Filter. Dann zündete er sie an.
    »Ich auch«, sagte er. »Was ist denn los?«
    »Ich brauche drei Tage frei«, wiederholte Hallorann. »Es geht um meinen Jungen.«
    Queems betrachtete Halloranns linke Hand, an der kein Ring zu sehen war.
    »Ich bin seit 1964 geschieden«, sagte Hallorann geduldig.
    »Dick, Sie wissen, wie es am Wochenende hier zugeht. Wir sind ausgebucht. Bis unters Dach. Selbst die billigen Plätze. Sie können meine Uhr haben, meine Brieftasche und meine Rente. Sie können sogar meine Frau haben, wenn die scharfen Kanten Sie nicht stören. Drei Tage frei kriegen Sie nicht. Ist er denn krank?«
    »Yes, Sir«, sagte Hallorann und versuchte, möglichst wehleidig auszusehen. »Angeschossen.«
    »Angeschossen!« sagte Queems. Er legte seine Kent in den Aschenbecher mit dem Emblem der Universität von Missouri, an der er Betriebswirtschaft studiert hatte.
    »Yes, Sir«, sagte Hallorann düster.
    »Jagdunfall?«
    »No, Sir«, sagte Hallorann und ließ die Stimme sinken. »Jana, sie lebt mit einem Lastwagenfahrer zusammen. Und der hat meinen Jungen angeschossen. Er liegt im Krankenhaus in Denver, Colorado. Sein Zustand ist kritisch.«
    »Wie zum Teufel haben Sie das erfahren? Ich dachte, Sie hätten Gemüse eingekauft.«
    »Habe ich auch, Sir.« Er hatte im Büro der Western Union einen Avis-Wagen zum Flughafen in Stapleton bestellt und dabei ein Telegrammformular mitgenommen. Jetzt nahm er das zerknüllte Blatt aus der Tasche und hielt es Queems vor die

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