Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
dass sie fast schielte. Das Kleid war ihr von der Schulter gerutscht, und er sah die faltige Warze auf ihrer herabhängenden Brust. Als er ihr ins Gesicht sah, hatte er das Gefühl, dass sie die Frau aus Zimmer 217 sein konnte, die versucht hatte, Danny zu erwürgen. Der Mann mit dem knallblauen Anzug hatte einen Revolver, Kaliber zweiunddreißig mit Perlmuttgriff, aus der Tasche geholt und ließ die Trommel rotieren, als dächte er an russisches Roulett.
    (Ich will -)
    Er merkte, dass seine gelähmten Stimmbänder die Worte nicht artikulieren konnten, und versuchte es noch einmal.
    »Ich will mit dem Manager sprechen … ich glaube, er begreift nicht, dass mein Sohn mit alledem nichts zu tun hat. Er …«
    »Mr. Torrance«, sagte Lloyd, und die Stimme kam mit widerlicher Sanftheit aus dem pestzerstörten Gesicht. »Sie werden zu gegebener Zeit mit dem Manager zusammentreffen. Er hat in der Tat beschlossen, Sie in dieser Angelegenheit zu seinem Sachwalter zu machen. Und jetzt trinken Sie Ihr Glas aus.«
    »Trinken Sie Ihr Glas aus«, kam das Echo von allen Seiten.
    Er hob das Glas an, und seine Hand zitterte sehr stark. Es war unverdünnter Gin. Er schaute in das Glas, und hineinzuschauen bedeutete schon ertrinken.
    Die Frau an seiner Seite fing mit flacher, toter Stimme an zu singen:
    »Roll … out … the barrel … and we’ll have … a barrel … of fun …«
    Lloyd stimmte mit ein. Dann der Mann im blauen Anzug. Auch der Hundemann sang mit und schlug dabei mit der Pfote auf den Tisch.
    »Now’s the time to roll the barrel –«
    Derwent schloss sich dem Chor an, die Zigarette lässig im Mundwinkel. Sein rechter Arm lag auf den Schultern der Frau im Sarong, und mit der linken Hand streichelte er ihr sanft und ein wenig zerstreut die rechte Brust. Während er sang, musterte er den Hundemann mit amüsierter Verachtung.
    »– because the gang’s all here!«
    Jack hob das Glas zum Mund und leerte es in drei langen Zügen. Der Gin rauschte ihm die Kehle herab wie ein Zug durch einen Tunnel, explodierte in seinem Magen und schoss ihm sofort in den Kopf, um dort von ihm Besitz zu ergreifen, nachdem Jack sich noch einmal heftig geschüttelt hatte.
    Als das vorüber war, fühlte er sich großartig.
    »Noch einen, bitte«, sagte er und schob Lloyd das leere Glas hin.
    »Gern, Sir«, sagte Lloyd und nahm es. Lloyd sah wieder völlig normal aus. Der dunkelhäutige Mann mit dem blauen Anzug hatte seinen Zweiunddreißiger weggesteckt. Die Frau rechts starrte wieder in ihren Singapore Sling. Eine ihrer Brüste war jetzt völlig frei und lag auf der Lederverkleidung der Bar. Aus ihrem schlaffen Mund hörte er dümmliches Summen. Dann erhob sich wieder Stimmengewirr.
    Der neue Drink stand vor ihm.
    »Muchas gracias, Lloyd«, sagte er und hob das Glas.
    »Es ist mir immer ein Vergnügen, Sie zu bedienen, Mr. Torrance.« Lloyd lächelte.
    »Sie waren immer einer von den Besten, Lloyd.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Diesmal trank er langsam, ließ es sich durch die Kehle tröpfeln und warf zum guten Schluss ein paar Erdnüsse hinterher.
    Der Drink war weg wie nichts, und er bestellte einen neuen. Mr. President, ich habe die Martinis getroffen, und es freut mich, berichten zu können, dass sie sich nicht feindselig verhalten. Während Lloyd den nächsten Drink bereitete, suchte er in seiner Tasche nach Kleingeld für die Musikbox. Er dachte wieder an Danny, aber Dannys Gesicht war jetzt angenehm verschwommen, kaum zu erkennen. Er hatte Danny einmal wehgetan, aber das war, bevor er gelernt hatte, mit Alkohol umzugehen. Die Zeit lag hinter ihm. Nie wieder würde er Danny etwas antun.
    Nie wieder. Um alles in der Welt.

 
44
     
    PARTYGESPRÄCHE
     
    Er tanzte mit einer schönen Frau.
    Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, wie lange er in der Colorado Lounge gewesen war oder wie lange hier im Festsaal. Zeit hatte keine Bedeutung mehr.
    Er hatte vage Erinnerungen: er hatte einem Mann zugehört, der früher erfolgreicher Rundfunkkomiker war, und dann einem Variete-Star aus den Anfangsjahren des Fernsehens, der einen sehr langen und äußerst lustigen Witz über Inzest zwischen siamesischen Zwillingen erzählt hatte; er hatte eine Frau in Haremshosen und mit einem Flitterarmband gesehen, die zu stampfenden Klängen aus der Musikbox einen lasziven Striptease hinlegte; er war mit zwei Männern, die Abendanzüge im Schnitt der Jahre vor 1920 trugen, durch das Foyer geschlendert, und die drei hatten dabei ein schmutziges Lied gesungen. Er

Weitere Kostenlose Bücher