Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
mich. Vibrationen, wissen Sie.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Madam.«
    »Bei einer Intervention im Ausland zahlt immer der einfache Soldat die Zeche«, sagte die hagere Frau böse.
    »So ist das wohl.«
    »Ja, so ist es. Dies Land muss seinen dreckigen kleinen Kriegen abschwören. Hinter jedem dreckigen kleinen Krieg, den Amerika in diesem Jahrhundert geführt hat, stecken CIA und Dollardiplomatie.«
    Sie schlug ihr Buch auf und fing an zu lesen. Das Rauchverbotszeichen verlosch. Hallorann beobachtete, wie der Boden unter der Maschine zurücksank, und fragte sich, was mit dem Jungen geschehen sein konnte. Er hatte zu ihm ein Gefühl der Zuneigung entwickelt. Von den Eltern hielt Hallorann weniger.
    Er hoffte bei Gott, dass sie auf Danny aufpassten.

 
43
     
    GETRÄNKE AUF KOSTEN DES HAUSES
     
    Jack stand im Speisesaal vor der Tür, die in die Colorado Lounge führte. Er legte den Kopf schief und lauschte. Er lächelte dünn.
    Um sich herum hörte er das Overlook Hotel zum Leben erwachen.
    Es war schwer zu sagen, wie er darauf kam, aber er nahm an, dass seine Wahrnehmungen denen, die Danny von Zeit zu Zeit hatte, ähnlich waren … wie der Vater, so der Sohn. Lautete so nicht der Volksmund?
    Es war keine Wahrnehmung von Bildern oder Geräuschen, obwohl der Unterschied nicht sehr groß war und eigentlich nur in einem hauchdünnen Vorhang bestand, der über die Dinge gebreitet schien. Es war, als läge ein anderes Overlook, nur um wenige Zoll versetzt, in diesem, getrennt von der realen Welt (wenn es überhaupt so etwas wie eine »reale Welt« gab, dachte Jack), mit der es aber allmählich zusammenzufallen schien. Es erinnerte ihn an die 3D-Filme, die er als Kind gesehen hatte. Wenn man ohne die Spezialgläser auf die Leinwand schaute, sah man das Bild doppelt – so wie er jetzt. Aber wenn man die Spezialbrille aufsetzte, ergab es einen Sinn.
    Alle Epochen des Hotels hatte er jetzt zusammen. Nur die laufende nicht, die Torrance-Epoche. Und die würde sich bald zu den anderen fügen. Das war gut. Das war sehr gut.
    Fast hörte er das arrogante Klingeln der Glocke auf dem Tresen der Rezeption, mit dem die Hotelpagen gerufen wurden, wenn Männer in den modischen Flanellanzügen der Zwanziger eintrafen oder Männer in den nadelgestreiften Zweireihern der vierziger Jahre abreisten. Vor dem Kamin mochten drei Nonnen sitzen, die darauf warteten, dass die Schlange an der Rezeption sich auflöste. Und weiter hinten standen, elegant gekleidet und mit brillantenbesetzten Nadeln in ihren blauweiß gemusterten Krawatten, Charles Grondin und Vito Gienelli und diskutierten Gewinn und Verlust, Leben und Tod. An den Laderampen sah er ein Dutzend Lieferwagen ineinander verschwimmen, wie auf einem doppelt belichteten Photo. Im Festsaal im Ostflügel fanden gleichzeitig ein Dutzend Wirtschaftskongresse statt, zeitlich nur um Zentimeter verschoben. Ein Kostümball, Abendgesellschaften, Hochzeitsempfänge, Geburtstags- und Jubiläumsfeiern. Die Männer unterhielten sich über Neville Chamberlain und den Erzherzog von Österreich. Musik. Gelächter. Trunkenheit. Hysterie. Kaum Liebe, das nicht, aber unterschwellige Sinnlichkeit. Und er konnte fa st alles gleichzeitig hören. Die Geräusche schwebten durch das ganze Hotel und ergaben einen anmutigen Missklang. Im Speisesaal, in dem er stand, wurden hinter ihm Frühstück, Lunch, Dinner, die Mahlzeiten von siebzig Jahren, alle gleichzeitig serviert. Er konnte fast … nein, das fast war zu streichen. Er konnte sie hören, leise noch, aber deutlich – so wie man an einem heißen Sommertag den Donner schon in hundert Meilen Entfernung vernehmen kann. Er konnte sie alle hören, die herausgeputzten Fremden. Er spürte ihre Anwesenheit, wie sie auch seine von Anfang an gespürt haben mussten.
    Alle Räume des Overlook waren an diesem Morgen besetzt.
    Ein volles Haus.
    Und jenseits der Türen zur Lounge hing das leise Stimmengewirr der Konversation in der Luft wie träge sich kräuselnder Zigarettenrauch. Kultivierter, intimer. Leises, kehliges Frauenlachen von der Art, wie es sich einem manchmal seltsam vibrierend um Genitalien und Eingeweide legt. Der Klang der Registrierkasse, deren im warmen Halbdunkel weich erleuchtetes Fenster den Preis eines Gin Fizz, eines Manhattan oder eines anderen Cocktails anzeigte. Die Musikbox, derer Melodien einander zeitlich überschritten.
    Er stieß die Türen auf und ging hindurch.
    »Hallo, Jungs«, sagte Jack Torrance leise. »Ich war weg, aber jetzt bin ich

Weitere Kostenlose Bücher