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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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alles. »Mr. Ullman –«
    »Ich kenne keinen Herrn dieses Namens, Sir.«
    »Aber er –«
    »Der Manager«, sagte Grady. »Das Hotel, Sir. Sie wissen doch wohl, wer Sie hier eingestellt hat, Sir.«
    »Nein«, sagte Jack dumpf. »Nein, ich –«
    »Sie sollten sich mal an Ihren Sohn wenden, Mr. Torrance, Sir. Er versteht alles, aber er hat Sie nicht aufgeklärt. Das war ziemlich ungezogen von ihm, wenn ich das mal sagen darf. Er hat sogar in jeder Weise gegen Sie gearbeitet, nicht wahr? Und dabei ist er noch keine sechs.«
    »Ja«, sagte Jack. »Das hat er.« Hinter ihnen schwoll wieder Gelächter auf.
    »Man sollte ihn zurechtweisen, wenn ich mir den Ausdruck gestatten darf. Man sollte ihm gut zureden, vielleicht noch ein wenig mehr tun. Meine eigenen Töchter, Sir, mochten das Overlook zuerst auch nicht. Eine von ihnen stahl sogar eine Schachtel Streichhölzer und versuchte, das Hotel in Brand zu stecken. Ich habe die beiden zurechtgewiesen. Ich habe sie äußerst drastisch zurechtgewiesen.« Er lächelte Jack unverbindlich-freundlich an. »Es ist eine traurige, aber wahre Tatsache, dass Frauen die Verantwortung eines Vaters gegenüber seinen Kindern selten kapieren. Ehemänner und Väter haben doch eine gewisse Verantwortung oder etwa nicht, Sir?«
    »Ja«, sagte Jack.
    »Sie haben das Overlook nicht so geliebt wie ich«, sagte Grady und schenkte nach. Silberblasen stiegen in der erhobenen Ginflasche auf.
    »Genauso wie Ihre Frau und Ihr Sohn es nicht lieben … jedenfalls jetzt noch nicht. Aber sie werden es schon liebgewinnen. Sie müssen den beiden erklären, wie falsch sie handeln, Mr. Torrance. Sind Sie nicht meiner Meinung?«
    »Natürlich.«
    Er sah es ein. Er hatte sie zu nachsichtig behandelt. Ehegatten und Väter hatten tatsächlich eine gewisse Verantwortung. Das konnten die beiden natürlich nicht verstehen. An sich war das kein Verbrechen, aber sie wollten nicht verstehen. Normalerweise war er ja alles andere als brutal. Aber Strafe musste sein. Und wenn sein Sohn und seine Frau sich absichtlich gegen ihn stellten, gegen das, was nach seiner Meinung für sie am besten war, hatte er dann nicht eine gewisse Pflicht –?
    »Ein undankbares Kind ist schlimmer als ein Schlangenzahn«, sagte Grady und reichte ihm sein Getränk. »Ich denke schon, dass der Manager Ihren Sohn in den Griff bekommen könnte. Und mit Ihrer Frau würde ihm das auch gelingen. Sind Sie nicht meiner Ansicht, Sir?«
    Er war sich plötzlich nicht mehr sicher. »Ich … aber … wenn sie vielleicht einfach weggingen … ich meine, der Manager ist schließlich hinter mir her, nicht wahr? Das stimmt. Weil –« Warum? Jack müsste es eigentlich wissen, aber sein armes Gehirn schaffte es nicht mehr.
    »Du böser Hund«, sagte Derwent laut, und das allgemeine Gelächter bildete den Kontrapunkt. »Du böser Hund hast auf den Fußboden gepinkelt.«
    »Sie wissen natürlich«, sagte Grady und beugte sich vertraulich vor, »dass Ihr Sohn versucht, einen Fremden ins Spiel zu bringen. Ihr Sohn hat ein besonderes Talent, und das kann der Manager vielleicht dazu benutzen, das Overlook noch weiter … sagen wir mal, zu bereichern? Ihr Sohn versucht, dieses Talent gegen uns einzusetzen. Er ist eigensinnig, Mr. Torrance, Sir. Eigensinnig.«
    »Einen Fremden?« fragte Jack dumm. Grady nickte.
    »Wen?«
    »Einen Nigger«, sagte Grady. »Den Koch.«
    »Hallorann?«
    »Das dürfte sein Name sein, Sir.«
    Wieder lachten die Leute hinter ihnen laut auf, und Roger winselte laut und protestierend.
    »Ja, ja, ja«, fing Derwent an zu singen. Die anderen um ihn herum fielen ein, aber bevor Jack wusste, was Roger jetzt tun sollte, fing die Band wieder an zu spielen – der Song hieß »Tuxedo Junction«, die Saxophone setzten voll ein, aber die Band spielte ohne Seele. (Soul? Soul war noch nicht erfunden worden. Oder doch?) (Ein Nigger … ein Niggerkoch.)
    Ohne zu wissen, was er sagen wollte, öffnete er den Mund. Und er sagte: »Man sagte mir, Sie hätten keine Oberschule besucht, aber Sie reden wie ein gebildeter Mann.«
    »Es stimmt, dass meine Schulbildung früh abgebrochen wurde, Sir. Aber der Manager kümmert sich um seine Angestellten. Er findet, dass es sich bezahlt macht. Bildung macht sich immer bezahlt. Finden Sie nicht auch, Sir?«
    »Ja«, sagte Jack benommen.
    »Sie zeigen zum Beispiel großes Interesse daran, mehr über das Overlook zu erfahren. Sehr klug von Ihnen, Sir. Sehr edel. Man hat für Sie im Keller eine gewisse Sammelmappe hinterlassen

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