Shining
gesenkt. Ihr blondes Haar fiel über das Geländer. Sie konnte nur unter Schmerzen atmen. Es war, als hätte ihr Hals Widerhaken. Ihre rechte Seite war eine einzige geschwollene Masse.
(Komm, Wendy, altes Mädchen. Zieh die Tür hinter dir ins Schloss und verriegele sie. Dann sieh dir den Schaden an. Noch dreizehn Stufen, gar nicht so schlimm. Und wenn du oben im Korridor bist, darfst du kriechen. Du hast meine Erlaubnis.)
Sie atmete so tief ein, wie ihre gebrochenen Rippen es zuließen. Halb zog sie sich, halb stolperte sie die nächste Stufe hoch. Dann noch eine.
Als sie auf der neunten war, fast halb oben, hörte sie Jacks Stimme hinter sich. »Du Sau. Du hast mich umgebracht.«
Mitternachtschwarzes Entsetzen brach über sie herein. Sie schaute über die Schulter zurück und sah, dass Jack langsam aufstand.
Er drehte sich dabei um, und sie sah den Griff des Messers, das in seinem Rücken steckte. Seine Augen schienen sich zusammengezogen zu haben, sie waren nur noch schmale Schlitze in den grauen Falten der umliegenden Haut. Er hielt den Griff des Roque-Schlägers locker in der linken Hand. Der Bolzen war blutig. In der Mitte klebte ein rosa Frotteefetzen ihres Bademantels.
»Du bekommst deine Abreibung«, flüsterte er und taumelte auf die Treppe zu.
Laut wimmernd zog sie sich weiter am Geländer nach oben. Zehn Stufen, zwölf, dreizehn. Aber dennoch war der Korridor im ersten Stock für sie ein Berggipfel, der nie zu erreichen war. Sie keuchte jetzt, und ihre verletzten Rippen protestierten. Wirr hingen ihr die Haare ins Gesicht. Der Schweiß brannte ihr in den Augen. Das Ticken der Uhr im Festsaal dröhnte ihr in den Ohren, und Jacks heiserer Atem und sein gequältes Keuchen setzten dazu den Kontrapunkt. Er stieg die Treppe hinauf.
51
HALLORANN KOMMT AN
Larry Durkin war ein hochgewachsener, hagerer Mann mit einem mürrischen Gesicht und einer gewaltigen roten Mähne. Hallorann hatte ihn gerade noch erwischt, als Durkin die Conoco-Station verlassen wollte, das mürrische Gesicht tief in seinem Army -Parka vergraben. Er hatte wenig Lust, an diesem stürmischen Tag noch Geschäfte zu machen, ganz gleich, wie weit Halloranns Anreise gewesen war. Und noch weniger Lust hatte er, diesem Schwarzen mit den wild rollenden Augen, der unbedingt zum Overlook Hotel wollte, eins seiner beiden Schneemobile zu leihen. Bei den Leuten, die den größten Teil ihres Lebens in der kleinen Stadt Sidewinder verbracht hatten, genoss das Hotel wirklich keinen guten Ruf. Dort oben hatten sich Morde ereignet. Das Hotel hatte einer Bande von Ganoven gehört, und später hatten es ein paar Übelbeleumundete Geschäftsleute übernommen. Dort oben waren Dinge geschehen, die nie in die Zeitungen gelangten, denn Geld redet seine eigene Sprache. Aber die Leute in Sidewinder wussten ziemlich genau Bescheid. Die meisten Stubenmädchen stammten von hier, und Stubenmädchen wissen eine ganze Menge.
Aber als Hallorann Howard Cottrells Namen erwähnte und Durkin den in die Fäustlinge eingestickten Namen zeigte, taute der Tankstellenbesitzer auf.
»Er hat Sie also hergeschickt?« fragte er, schloss eine der Garagen auf und führte Hallorann hinein. »Gut zu wissen, dass der alte Himmelhund noch einen Rest Verstand hat.« Er schnippte einen Schalter, und ein paar sehr alte und sehr dreckige Neonröhren blitzten auf. »Aber was in aller Welt wollen Sie denn da oben, Mann?«
Halloranns Nerven waren nicht mehr so gut. Die letzten paar Meilen nach Sidewinder hinein waren schlimm gewesen. Einmal hatte ein Windstoß, der eine Geschwindigkeit von hundertzwanzig Stundenkilometern gehabt haben musste, den Buick um 360 Grad gedreht. Und er hatte noch Meilen vor sich, ohne zu wissen, was ihn am Ende seiner Reise erwartete. Er war um den Jungen in panischer Sorge. Es war schon fast achtzehn Uhr fünfzig, und jetzt fing dieser ganze Tanz von vorn an.
»Jemand steckt dort oben in ernsthaften Schwierigkeiten«, sagte er vorsichtig. »Der Sohn des Hausmeisters.«
»Was? Der Sohn von Torrance? In welchen Schwierigkeiten könnte der wohl stecken?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Hallorann. Dass er hier so viel Zeit brauchte, machte ihn ganz krank. Er sprach mit einem Mann aus der Provinz und wusste, dass solche Leute ihre Geschäfte mit Bedacht erledigten, aber die Zeit drängte, denn jetzt war er nur noch ein Nigger, der Angst hatte, und wenn dies noch lange dauerte, beschloss er vielleicht, einfach wieder abzuhauen.
»Hören Sie«, sagte
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