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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Danny fand es nicht besonders schön. Er mochte nichts, was so hoch lag; dann wurde ihm schwindlig. Jenseits der vorderen Säulenhalle, die sich über die ganze Länge des Hotels hinzog, fiel ein wunderbar gepflegter Rasen zu einem rechteckigen Swimmingpool hin ab. Dort stand auf einem kleinen Dreifuß ein Schild mit der Aufschrift GESCHLOSSEN; geschlossen konnte er selbst lesen, und er wusste auch, was Stopp, Exit, Pizza und einige andere Aufschriften bedeuteten.
    Jenseits des Swimmingpools schlängelte sich ein Kiespfad zwischen Zwergfichten, Rottannen und Espen hindurch. Dort sah er ein kleines Schild, das er nicht kannte: ROQUE. Darunter war ein Richtungspfeil angebracht.
    »Was ist R-O-Q-U-E, Daddy?«
    »Ein Spiel«, sagte Daddy. »Es ist ein wenig mit unserem Krocket verwandt. Allerdings spielt man es auf einem Kiesplatz statt auf Rasen. Es ist ein sehr altes Spiel, Danny. Manchmal veranstaltet man hier Turniere.«
    »Spielt man es mit einem Krocketschläger?«
    »Ungefähr«, sagte Jack. »Nur ist der Griff ein wenig kürzer, und der Kopf hat zwei Seiten. Eine aus Hartgummi und die andere aus Holz.«
    (Komm raus, du kleines Mistvieh!)
    »Es wird Rook ausgesprochen«, hörte er Daddy sagen. »Wenn du willst, bringe ich es dir bei.«
    »Vielleicht«, sagte Danny mit seltsam müder und dünner Stimme, und seine Eltern sahen einander erschrocken an. »Es kann aber sein, dass ich keine Lust dazu habe.«
    »Wenn du keine Lust dazu hast, Doc, brauchst du natürlich nicht zu spielen, in Ordnung?«
    »Okay.«
    »Gefallen dir die Tiere?« fragte Wendy. »Das nennt man einen Kunstgarten.« Hinter dem Pfad, der zur Roque-Anlage führte, standen Hecken, die man zu den verschiedensten Tieren zurechtgeschnitten hatte. Danny, der scharfe Augen hatte, erkannte ein Kaninchen, einen Hund, ein Pferd, eine Kuh und drei größere Tiere, die wie spielende Löwen aussahen.
    »Wegen dieser Tiere hat Onkel Al mich für den Job vorgeschlagen«, erzählte Jack.
    »Er wusste, dass ich während meiner College-Zeit manchmal für eine Landschaftsgärtnerei arbeitete. Das ist ein Unternehmen, das den Leuten den Rasen mäht und die Büsche und Hecken beschneidet. Ich habe einer Dame immer den Kunstgarten beschnitten.«
    Wendy hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte. Jack sah sie an und sagte: »Ja, ich habe ihr mindestens einmal in der Woche den Kunstgarten beschnitten.«
    »Ach geh«, sagte Wendy und kicherte wieder.
    »Hatte sie hübsche Hecken, Dad?« fragte Danny, und die beiden unterdrückten ein Riesengelächter. Wendy lachte Tränen, so dass sie ein Kleenex aus der Handtasche nehmen musste.
    »Es waren keine Tiere, Danny«, sagte Jack, als er sich wieder in der Gewalt hatte. »Es waren Spielkarten. Pik und Herz und Kreuz und Karo. Aber die Hecken wachsen, verstehst du –?«
    (Sie steigt und steigt, hatte Watson gesagt … nein, nein, keine Hecke sondern die Nadel, die den Druck im Kessel anzeigt. Sie müssen den Druck ständig prüfen, sonst wachen Sie und Ihre Familie eines Tages auf dem Mond auf.)
    Sie sahen Jack besorgt an. Er lächelte nicht mehr.
    »Dad?« fragte Danny.
    Er sah sie an, als sei er von weit weg zurückgekommen. »Die Hecken wachsen, Danny, und verlieren ihre Form. Deshalb muss ich sie ein - oder zweimal die Woche beschneiden, bis es so kalt wird, dass sie nicht mehr wachsen.«
    »Und auch noch ein Spielplatz«, sagte Wendy. »Du hast Glück.« Der Spielplatz lag noch hinter dem Kunstgarten. Zwei Rutschen, ein großes Schaukelgerüst mit einem halben Dutzend auf verschiedene Höhen eingestellte Schaukeln, ein Klettergerüst, ein Tunnel aus Betonringen, eine Sandkiste und ein Spielhaus, das ein genaues Abbild des Overlook darstellte.
    »Gefällt dir das, Danny?« fragte Wendy.
    »Oh ja«, sagte er und hoffte, dass er sich begeisterter anhörte, als er war. »Das ist prima.«
    Jenseits des Spielplatzes war eine unauffällige Kettenabsperrung angebracht, und dahinter erkannte man die breite, asphaltierte Auffahrt. Noch weiter hinten versank das Tal im hellen, blauen Nachmittagsdunst.
    Danny kannte das Wort Isolierung nicht, aber wenn es ihm einer erklärt hätte, wäre ihm der Begriff klar gewesen. Weit unten lag die Straße, die über den Pass von Sidewinder nach Boulder zurückführte, wie eine schlafende schwarze Schlange in der Sonne. Diese Straße würde den ganzen Winter über gesperrt sein. Bei diesem Gedanken bekam er Erstickungsgefühle und wäre fast zusammengezuckt, als sein Vater ihm die Hand auf die

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